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Mehr InfosStudienarbeit, 2011, 22 Seiten
Studienarbeit
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Die geplante Bearbeitung und Einführung des Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ fiel zeitlich mit der ebenfalls geplanten Bearbeitung und Einführung der weiteren bislang bestehenden Expertenstandards zusammen. Diese wurden zumeist von einzelnen Pflegefachkräften bearbeitet, die das Ergebnis dann im Rahmen von internen Fortbildungsveranstaltungen präsentieren sollten. Es zeigte sich, dass diese Aufgabe für die beteiligten Pflegefachkräfte schwierig zu erfüllen war; mehrfach mussten Fortbildungstermine verschoben werden, da die jeweiligen Pflegefachkräfte es nicht geschafft hatten, „ihre“ Standards rechtzeitig zu bearbeiten.
Da das Problem nach Meinung der Pflegefachkräfte an der Herangehensweise und der fehlenden Austauschmöglichkeit mit Kollegen lag, machte ich den Vorschlag, versuchsweise den Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ im Rahmen meines Pflegemanagement-Studiums als Projekt einzuführen. Die Heimleiterin und der Pflegedienstleiter waren damit einverstanden und bereit mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen, allerdings unter der Voraussetzung eines möglichst geringen Ressourceneinsatzes. Somit stand ich nun erstmals vor der Aufgabe, ein Projekt vorzubereiten.
Doch was ist überhaupt ein Projekt? Nach Hobbs spricht man von einem Projekt, „wenn damit ein definiertes Ziel, Ressourcen (Mitarbeiter und meist auch andere Ressourcen) und ein Zeitplan verbunden sind“ (Hobbs 2002, S. 8). Boy u.a. machen zusätzlich folgende Merkmale von Projekten aus: Risiko und eine gewisse Einmaligkeit, zeitliche Befristung, verschiedenartige Teilaufgaben, begrenzter Ressourceneinsatz, abgestimmte Organisation (vgl. Boy u.a. 2003, S. 20).
Mit diesen grundsätzlichen Definitionen im Hinterkopf war zunächst zu klären, ob das Thema überhaupt als Projekt zu bearbeiten sein würde. Um dies herauszufinden, führte ich zunächst für mich eine Vorstudie durch. In der Vorstudie wird vorab geprüft, ob es eigentlich Bedarf für ein Projekt gibt. Rahmen und Kontext sowie die Erwartungen werden untersucht und die Machbarkeit und der Ressourcenbedarf überprüft (vgl. Wagner o.J.a, S.36 ff.). Das Ergebnis der Vorstudie war – aus den bereits erwähnten Gründen – positiv, damit konnte ich mit der weiteren Vorplanung beginnen. Unter anderen war nun die Größe und Zusammensetzung der Projektgruppe zu überlegen. Da weder große personelle noch zeitliche Ressourcen gebunden werden konnten, sollte die Projektgruppe eine Größe von drei bis fünf Mitgliedern haben.
Die zentrale Frage war natürlich die des weiteren Vorgehens und der anzuwendenden Methoden. Welche Methoden würden für ein Projekt dieser Größenordnung sinnvoll und anwendbar sein? Und wie soll der Ablauf des Projekts strukturiert sein? Ich entschied mich, nach Boy u.a. das Projekt in vier Phasen zu strukturieren:
- Definition,
- Planung,
- Realisierung und
- Abschluss (vgl. Boy u.a. 2003, S. 33).
Hierdurch sollte eine systematische Vorgehensweise möglich werden, die sich quasi als „roter Faden“ durch die Projektarbeit ziehen sollte. Mit der Phase der Definition hatte ich mit der Vorstudie ja bereits begonnen. In der Definitionsphase sollen die Durchführbarkeit und Wirtschaftlichkeit geprüft und die Ziele geklärt werden (vgl. Boy u.a. 2003, S. 35). Den nächsten Schritt innerhalb der Definitionsphase sollte daher nun der Projektauftrag darstellen; hierauf werde ich weiter unter 2.3 eingehen. Zuvor möchte ich einen kurzen Überblick über den Gegenstand des Projekts, den Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“, geben.
Der Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ wurde von einer 14-köpfigen Expertenarbeitsgruppe des DNQP von Juni 2006 an erarbeitet und nach Konsentierung und Implementierung in Modelleinrichtungen im März 2008 vorläufig veröffentlicht (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege 2009, S. 29). Die abschließende Veröffentlichung, die zur Arbeit an diesem Projekt verwendet wurde, datiert von Juni 2009.
Der Expertenstandard hat das Ziel, dass Menschen mit chronischen Wunden eine Versorgung erhalten, „die ihre Lebensqualität fördert, die Wundheilung unterstützt und Rezidivbildung von Wunden vermeidet“ (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege 2009, S.29). Hierzu wurde mit dem Expertenstandard eine Leitlinie geschaffen, die allgemeine Grundlagen zum Ablauf der Versorgung von chronischen Wunden liefern soll, aufgegliedert in aufeinander aufbauenden Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege 2009, S. 29). Hierbei soll der Expertenstandard keine Therapieempfehlung für den Einzelfall sein, sondern vielmehr darstellen, wie die Pflege von Menschen mit chronischen Wunden koordiniert ablaufen soll.
Besonderes Augenmerk wird hier auf die koordinierte Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen gelegt, die an der Wundversorgung beteiligt sind, so v.a. Pflegepersonal, Ärzte, interne und externe Fachexperten und natürlich die von chronischen Wunden betroffenen Patienten selbst (vgl. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege 2009, S. 26).
Die Projektgruppe sollte wie erwähnt aus drei bis fünf Mitgliedern bestehen. Da die Versorgung von chronischen Wunden gemäß dem Expertenstandard und auch gemäß den gesetzlichen Vorgaben ausschließlich von Pflegefachkräften durchgeführt werden darf, sollten der Projektgruppe ebenfalls nur Pflegefachkräfte angehören. Im Auftrag des Pflegedienstleiters sprach ich die Mitarbeiter/-innen, die ich als geeignet empfand, an und sondierte die Bereitschaft zur Mitarbeit, denn es war die Voraussetzung, dass die Projektarbeit überwiegend „nach Dienstschluss“, also in der Freizeit zu erbringen sein würde. Daher sollte die Projektgruppe sich auch auf freiwilliger Basis zusammensetzen.
Es war naheliegend und sinnvoll, dass die bereits vorhandenen internen pflegerischen Fachexperten zum Thema Wunde in der Gruppe sein sollten. So bestand die Projektgruppe letztendlich aus meiner Person als Projektleiter sowie drei weiteren Pflegefachkräften:
- der Wohnbereichsleitung, exam. Altenpflegerin und während des Projekts in Fortbildung zur Wundexpertin ICW
- einer weiteren exam. Altenpflegerin, fortgebildete Wundexpertin ICW
- sowie dem stellvertretenden Wohnbereichsleiter, ebenfalls exam. Altenpfleger
Weiterhin war geplant, einen externen Wundmanager von einem Medizinprodukte-Vertrieb und Sanitätshaus, der mehrere Patienten in der Einrichtung betreut, mit in die Projektgruppe zu integrieren, dies konnte jedoch aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nicht verwirklicht werden.
Der offizielle Beginn des Projekts war der 3. Mai 2010. Bereits zuvor hatte ich mit dem Pflegedienstleiter eine Besprechung über die gewünschten Ziele, die Zusammensetzung der Projektgruppe, den geplanten Ablauf und die benötigten Ressourcen geführt. Die Ressourcen beliefen sich, da die Arbeit wie erwähnt auf freiwilliger Basis stattfinden sollte, leidglich auf bereits vorhandene Fachliteratur, einen Raum, in dem sich die Projektgruppe treffen konnte, und Material wie Drucker-/Kopierpapier sowie die Bereitstellung eines PCs bzw. Notebook mit Beamer.
Auf dieser Basis entstand der Projektauftrag, den ich am 3. Mai 2010 erhielt und der nun die Grundlage für die weiteren Schritte bilden sollte. Im Projektauftrag wurden zudem die wichtigen Termine sowie die Meilensteine des Projekts festgehalten. Die Meilensteine stellen entscheidende Ereignisse innerhalb des Projekts dar und markieren die Erledigung einzelner Abschnitte und den Übergang zum nächsten Abschnitt (vgl. Boy u.a. 2003, S. 38). Als Meilensteine waren die erste Fortbildung zum Expertenstandard, die Vorstellung und Diskussion der Projektergebnisse und die zweite Fortbildung zum bearbeiteten Standard mit der daran anschließenden offiziellen Einführung geplant.
Als Ziel wurde festgehalten, den Expertenstandard auf die Einrichtung angepasst in das bestehende Qualitätsmanagement-System einzugliedern. Begleitend dazu sollte durch betriebsinterne Fortbildung der bearbeitete Expertenstandard allen Pflegefachkräften bekanntgemacht und letztlich verbindlich eingeführt werden.
Mit der Fertigstellung des Projektauftrags war das Projekt bereits von der Definitions- in die Planungsphase übergegangen. Den ersten Meilenstein stellte nun die Fortbildungsveranstaltung zum bestehenden Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ am 6. Mai 2010 dar. Die Planung und Durchführung der Fortbildung ist unter 2.4.1 beschrieben.
Die Fortbildungsveranstaltung stellte zugleich die „Kick off“-Veranstaltung für unsere bereits beschriebene Projektgruppe dar, die im Anschluss an die Fortbildung offiziell ihre Arbeit aufnahm. Eine „Kick off“-Veranstaltung soll ein Projekt mit seinen Bedingungen und Zielen vorstellen, den Verlauf skizzieren und die „Spielregeln“ festlegen (vgl. Wagner o.J.b, S. 41). Wir überlegten direkt nach der Fortbildung am 6. Mai 2010 mittels eines Mind Maps, welche einzelnen Aufgaben zu bearbeiten waren und wie der Projektablauf unter Berücksichtigung der erwähnten vier Phasen aussehen sollte, um die Meilensteine und das Ziel zu erreichen.
Als Ablauf wurde in der Projektgruppe beschlossen, zunächst den bestehenden Expertenstandard zu analysieren, dann die vorliegenden themenbezogenen internen Pflegestandards einer Prüfung hinsichtlich ihrer weiteren Verwendbarkeit zu überprüfen und dann den Expertenstandard so zu bearbeiten, dass er auf die Erfordernisse der Einrichtung angepasst und implementiert werden konnte.
Auf der Basis dieser Überlegungen erstellten wir einen Projektstrukturplan (PSP). Der PSP stellt den ersten wichtigen Schritt der Planungsphase und die Basis für allen weiteren Planungsschritte dar. Darin werden die Hauptaufgabe des Projekts, die Teilaufgaben und wiederum aus den Teilaufgaben resultierende Arbeitspakte beschrieben und festgelegt (vgl. Boy u.a. 2003, S. 73 f.). Die Hauptaufgabe des Projekts war ja bereits klar: Die Einführung und Bearbeitung des Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“. Zur Erstellung des PSP haben wir dann zunächst die Teilaufgaben herausgearbeitet, die zur Erfüllung der Hauptaufgabe notwendig sein würden. Die Teilaufgaben können nach verschiedenen Kriterien getrennt sein, wobei es keine einheitliche Vorgehenswise gibt (vgl. Wagner o.J.b, S. 18)
Wir einigten uns darauf, die Hauptaufgabe zunächst in vier Aufgabenblöcke, die uns als logisch getrennte Arbeiten erschienen, zu unterteilen. Diese vier Aufgabenblöcke waren die Bearbeitung des Expertenstandards, die Diskussion der Ergebnisse und Evaluation der Bearbeitung, die Vorbereitung und Durchführung der Fortbildungen zum Thema und schließlich die Einpassung in das Qualitätsmanagement-System der Einrichtung. Anschließend erstellten wir aus den Aufgabenblöcken jeweils Arbeitspakete, wobei wir uns an den wichtigsten durchzuführenden Schritten orientierten.
Aus dem PSP entwickelte ich dann bis zum nächsten Treffen für die Projektgruppe einen Zeitplan. Dieser ist notwendig, um festzustellen, wieviel Zeit überhaupt für das Projekt vorhanden ist und wann welche Teilaufgaben abgeschlossen sein müssen, um die Meilensteine und schließlich die Erfüllung der Hauptaufgabe zu erreichen. (vgl. Wagner o.J.b, S. 22 ff.). Den Zeitplan erstellte ich der Übersichtlichkeit halber in tabellarischer Form und markierte darin nach Absprache mit der Projektgruppe, wann welche Arbeitspakete bearbeitet werden sollten und wie viel Zeit diese voraussichtlich benötigen würden.
Eine Zuordnung der Arbeitspakete zu einzelnen Mitgliedern der Projektgruppe habe ich nicht vorgenommen, da die Projektgruppe nur sehr klein war und es so geplant war, dass wir die Inhalte des Projekts zum überwiegenden Teil während der geplanten Treffen der Projektgruppe bearbeiten würden. Einzelne Aufgaben, die außerhalb der Treffen zu bearbeiten sein würden, wollte ich entweder selbst erledigen oder etwaige „Hausaufgaben“ direkt während den Projektgruppen-Treffen verteilen.
Mit der Erstellung von PSP und Zeitplan war die Phase der Planung abgeschlossen und die Phase der Realisierung konnte beginnen. Auf weitere Planungselemente wie Kommunikations-, Dokumentations- und Informationspläne oder die Erstellung eines Kostenplans (vgl. Wagner o.J.b, S. 28 ff.) habe ich verzichtet, da sie mir durch die geringe Größe und Dauer des Projekts nicht sinnvoll erschienen und es durch das Projekt voraussichtlich zu keinen nennenswerten Ausgaben kommen würde.
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