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Mehr InfosBachelorarbeit, 2013, 52 Seiten
Bachelorarbeit
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Die Intentionen zum Besuch einer Höhle im genannten Untersuchungszeitraum, die sich aus den Quellen eruieren lassen, sind vielseitig und unterliegen einem Wandel. Es können trotzdessen auch kontinuierliche Motivationen herausgearbeitet werden, wie beispielsweise die „Schaulust“. Der Topos Neugierde ist somit in allen Quellen direkt oder indirekt zu finden, allerdings besitzt er in den eher rational bestimmten Texten eine andere Qualität. In den wissenschaftlichen Berichten ist die Neugierde dezidiert Mittel zur Erkenntnis, wohingegen sie in den unterhaltsamen Reisebeschreibungen mit Vergnügen an dem Außergewöhnlichen assoziiert werden kann. Die Intention der Erweiterung des Wissens- und Erfahrungshorizontes bei einer Höhlenbegehung ist damit angesprochen. Das eigene In-Augenschein-Nehmen der Naturphänomene und somit die Verifikation oder Falsifikation bestimmter Aussagen bezüglich des Gegenstands treten in den Quellen als ein Motiv zur Befahrung hervor. Durch die eigene Erkundung und das Erzählen über den Besuch der unterirdischen Landschaft konnte sich im sozialen Gefüge distinguiert werden, da eine solche Exkursion nur bestimmten Personengruppen vorbehalten war. Ferner wurde die Bewältigung und anschließende Darstellung der Herausforderungen dieses unwegsamen Naturraums mit dem Topos Mut verbunden und zur performativen Selbstinszenierung verwendet. Das Erleben eines Abenteuers und das Durchstehen von Gefahr, zusammengefasst in dem Terminus „Thrill“, können des Weiteren als ein einschlägiger Beweggrund zur Erkundung dieser Naturphänomene gelten. Weiterhin ist die Intention der intensiven Naturempfindung in den Texten zu finden, die Gefühle der Erhabenheit sowie des Schauders und Gruselns evozierte. Damit einher geht nicht zuletzt die Motivation der Selbstfindung durch die Betrachtung der natürlichen Umwelt, die mehreren Texten inhärent ist. Letztlich soll auf das ökonomische Movens einer Höhlenexkursion verwiesen werden, wie beispielsweise auf die „touristische“ Vermarktung, die partiell zum Vorschein kommt. Auf eine Auswahl anderer Topoi, die in der Literatur mit Höhlen in Verbindung gebracht werden, aber nicht als Motive der vorliegenden Quellen gelten können, ist an dieser Stelle kurz zu verweisen. Hierbei ist anzubringen, dass Höhlen von Menschen aufgesucht wurden, um in ihnen zu rasten, Zuflucht zu finden oder zu siedeln.[1] Ein weiterer Anreiz war die erhoffte sakrale Berührung in den auch als Kultstätten genutzten Höhlen. Ferner wurden sie besucht, um mystische Gegenstände, reiche Erzvorkommen sowie medizinische Stoffe darin zu finden, worauf im Verlauf der Arbeit nochmals eingegangen wird. Es bleibt zu konstatieren, dass in den Texten ähnliche und divergierende Zusammenstellungen von Motivationen zu finden sind, die im jeweiligen historischen Kontext beleuchtet werden müssen.
Im Folgenden soll die Motivation „Neugier“ näher betrachtet werden, da sie ein Motiv darstellt, das in allen Quellen direkt oder indirekt zu finden ist. Der äquivalente lateinische Begriff „curiositas“, der von „cura“ (Sorgfältigkeit, Aufmerksamkeit) abgeleitet ist, bezeichnet allgemein das Verlangen nach Wissenserweiterung.[2] Das Universallexikon Zedler gab um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu verstehen, dass eine solche Wissbegierde nicht immer als tugendhaft angesehen wurde, denn „ Neugierigkeit, Curiositas: ist eine Art der Wollust, da man nach neuen und ungewöhnlichen Sachen begierig ist, um sich dadurch zu belustigen, und die Zeit hinzubringen. Auf solche Weise gehöret die Curiosität mit unter die Schwachheiten des menschlichen Willens, weil das Ansehen auf eine blosse Belustigung und Veränderung gehet.“[3]. Diese pejorative Konnotation der Neugierde fand ihren Ausgangspunkt in der theologischen Kritik des Mittelalters.[4] Während in der Antike das Interesse an der Wissensvermehrung mithilfe des Sehens wertgeschätzte wurde[5], degradierte im Mittelalter beispielsweise der Kirchenvater Augustinus die Neugierde als eine reine „Schaulust“ ab. Diese „concupiscentia oculorum“ war für ihn mit der Sünde des Hochmuts gleichzusetzen[6], da sich der Mensch durch das inquisitive Schauen die mögliche Erlangung einer umfassenden Erkenntnis anmaßte. Es bleibt ferner festzustellen, dass der Begriff „curiositas“ durch die Zeit ein weites Bedeutungsfeld umfasste. Im späten Mittelalter und am Beginn der Frühen Neuzeit wurde in eine fromme und in eine sündige Neugier unterschieden.[7] Das Streben nach Erkenntnis des göttlichen Willens war dementsprechend von allen Konfessionen gewollt, nur die Ergründung des Wesens Gottes wurde als „unverschämt“ angesehen.[8] Im Zuge der Weiterentwicklung der Naturwissenschaften entstand im 16./17. Jahrhundert ein positiveres Bild von wissbegierigen Personen, denn der „curieux“ galt nicht zuletzt ab Descartes als der „nach methodisch gesichertem Wahrheitsbesitz“ strebende Gelehrte.[9] Diese Ansicht von dem „curieux“ wandelte sich in der Aufklärung, da dieser Stereotyp als naiver Dilettant abgewertet und dem „connoisseur“ entgegengesetzt wurde.[10] Es wird deutlich, dass die Neugierde einen wichtigen Bestandteil im gesellschaftlichen Diskurs um Erkenntnisformen und -möglichkeiten bildete.
Schon in der zeitlich ersten Quelle aus dem vorliegenden Korpus dieser Arbeit kommt die Wissbegierde zum Ausdruck. Der evangelische Pfarrer Johannes Letzner[11] berichtet in der „Braunschweigisch-Lüneburgischen Chronik“, dass er um 1580 die Einhornhöhle zusammen mit anderen Gefährten „ beschawen “[12] habe. Diese Schaulust ergibt sich aus dem Interesse an der Besonderheit der naturräumlichen Gegebenheiten, was in der eindringlichen Charakterisierung des unterirdischen Raums als „ sonderliche wunderbare Hoele “[13] zum Vorschein kommt. Der Theologe Heinrich Eckstorm[14] gibt ferner im Anhang seiner erdgeschichtlichen Abhandlung „Historia terrae motuum“ von 1620 über die Baumannshöhle zu verstehen, dass „ viele Menschen kamen, die sie besichten (…) wollten “[15]. Merians[16] „Topographia Braunschweig- Lüneburg“ aus dem Jahr 1654 verdeutlicht ebenfalls die besondere Stellung der Baumannshöhle, da sie als „ Wunderwerck der Natur “[17] bezeichnet wird. Des Weiteren erläutert Kolodey[18] seine Faszination an diesem „ groß Wunder-Werck “[19], sodass davon ausgegangen werden kann, dass Höhlen am Beginn der Frühen Neuzeit durchaus eine Attraktion darstellten. Diese seltenen Naturphänomene wurden schon frühzeitig „touristisch vermarktet“. In einem Erlass der ansässigen Obrigkeit von 1668 wird nämlich verordnet, dass den Besuchern der Baumannshöhle durch einen Führer „ alles was merkwürdig “ sei, gezeigt werde.[20]
In den Texten von Lachmund[21], Leibniz[22] und von der Hardt[23] wird dezidiert der wissenschaftliche Hintergrund zur Erkundung der Höhlen deutlich. Die inhärente Neugierde der naturkundlichen Besichtigung des subterranen Raums dient als Mittel für den empirischen Erkenntnisgewinn. Bei Leibniz steht vor allem das Entdecken von Spuren der Erdgeschichte im Fokus und somit nicht primär das Vergnügen an Sensationellem. Nichtsdestotrotz lassen sich in diesen wissenschaftlichen Abhandlungen Termini finden, die der Neugierde in Form einer Schaulust Ausdruck verleihen. Es wird nämlich verständlich, dass die gelehrten Naturerkunder auch daran interessiert waren, „ merkwürdiges zu sehen “[24]. Es kann an dieser Stelle konstatiert werden, dass die Charakterisierungen der Höhlen mit Attributen des Wunderbaren und Außergewöhnlichen in den Texten bis 1700 überwiegen, wodurch die Neugierde als Motivation zur Erforschung dieser Naturphänomene zum Tragen kommt. Die unterirdischen Landschaften stellten somit im 17. Jahrhundert zunehmend attraktive Reiseziele für Adlige und Gelehrte dar[25], da sie aufgrund ihrer naturräumlichen Besonderheiten als spektakuläre Orte der Unterhaltung und Wissenserweiterung angesehen wurden.
Ab Beginn des 18. Jahrhundert tritt eine neue Qualität in der Darstellung der Neugierde ein, die bei Christoph von Hellwig[26] zum Vorschein kommt. In seinem 1702 erschienen Kompendium, in dem über geologische Gegenstände Auskunft gegeben wird, ist auch ein Befahrungsbericht der Baumannshöhle zu finden.[27] In dieser Quelle wird das Verlangen nach „ curieuse[n] Dinge[n] “[28] explizit erwähnt, wodurch konstatiert werden kann, dass die Motivation des Besuchs der Höhle das Sehen von Abnormitäten der Natur war. Ferner ist das Motiv der „curiositas“, wie der Titel es verlauten lässt, bei Georg Henning Behrens[29] in seiner Abhandlung „Hercynia Curiosa“ von 1703 zu finden. Behrens beschreibt darin die Besonderheiten der Harzregion und listet dabei mehrere Höhlen auf, die er aller Wahrscheinlichkeit nach selbst besucht hatte. Dieses Werk ist die erste regional- systematische Höhlenkunde[30] überhaupt, dennoch lässt sich nicht von einem dezidiert wissenschaftlichen Anspruch in den Ausführungen ausgehen. Behrens hat vielmehr die „ auff dem Hartz vorhandenen Curiositäten erzehlet und beschrieben “[31]. Er katalogisiert demnach Gegenstände, die ihm als seltsam, einmalig und ungewöhnlich erscheinen[32], wobei das Natürliche ins Emblematische erhoben wird.[33] Dieses Werk kann als eine Vorform des Reiseführers angesehen werden, da Behrens neben der Beschreibung der Höhlen und ihrer Befahrung nützliche Tipps und Anweisungen zur Erkundung liefert. In der Einleitung gibt er zu verstehen, dass auch die ungelehrte[n] Curiosi “[34] als Lesepublikum angesprochen werden sollen, was durch die Verwendung der deutschen Sprache in dieser Schrift unterstrichen wird. Es wird ferner betont, dass die Baumannshöhle es „ meritiret/ von curieusen Personen besehen zu werden, massen dieselbe einem jeden Liebhaber derer Curiositäten leichtlich/ mit ihrem Wunder-Spielen der Natur/ alles verlangte Vergnügen und Satisfaction geben wird “[35]. Es lässt sich somit konstatieren, dass die frühen Harzreisenden nicht nur Personen waren, die hauptsächlich ernste und sachliche Studien betrieben.[36] Die Begierde nach außergewöhnlichen Wissensgegenständen und affektiven Erfahrungsmomenten stand bei einem mehrheitlichen Teil der Besucher des Harzes und somit auch der Höhlen im Mittelpunkt.
Noch Kundmann[37], Rohr[38], Lesser[39] und Uffenbach[40] erwähnen Mitte des 18. Jahrhunderts die „ Curiosos “[41]. In diesen Texten[42] wird die steigende Tendenz der Abkopplung von „abergläubischen“ und sensationslustigen Momenten bei der Erkundung von Naturphänomenen deutlich. Um 1780 tritt das Motiv der Schaulust dann wieder dezidiert in den Vordergrund der Quellen. In Zeiten der zunehmenden Vergnügungsreisen des Bürgertums wurden vermehrt Reisebeschreibungen für ein größeres Lesepublikum veröffentlicht, in denen der Unterhaltungswert einer Höhlenbefahrung im Vordergrund stand. Der Terminus „curiositas“ ist in den Texten dieses Zeitraums nicht mehr anzutreffen, nichtsdestotrotz kann bei Hollenberg[43], Püschel[44], Burgsdorf[45] und Goeze[46] von einer inhärenten Neugierde bei der Besichtigung des Subterranen ausgegangen werden.[47] In der Abhandlung von Schröder[48] über die Geschichte und naturräumlichen Besonderheiten der Baumanns- und Bielshöhle[49] wird die Schaulust zum ersten Mal expressis verbis mit einem touristischen Interesse assoziiert. Er gibt zu verstehen, dass „ das Zuströmen der Reisenden nach dem Harz von allen Gegenden her, (…)von Jahr zu Jahr mehr zu [nimmt]. Sie schwärmen auf demselben im Sommer wie die Wespen umher. Der größere Teil thut dieses aus Mode, ohne zu wissen, warum, und ohne sich vorher mit den wissenschaftlichen Vorkenntnissen ausgerüstet zu haben. Die Höhlen beym Rübelande gehören denn auch mit zu ihrem Zeitvertreib “[50]. Schröder übt eine frühe Tourismuskritik, indem er die Höhlenbesichtigungen als ein zunehmend populäres Phänomen darstellt, die mangelnde Auseinandersetzung mit dem Gegenstand anprangert und das lediglich vordergründige Amüsement einer solchen Exkursion für den Großteil der Besucher abwertet.
In den Werken um 1800 gewinnt die Neugierde im historischen Kontext der Betonung der subjektiven Empfindungen einen neue Zustand. Die Wissbegierde richtet sich vornehmlich auf das Wesen der Natur und auf die durch sie evozierten persönlichen Gefühle, wie es in den Reisebeschreibungen von Wienbrack[51], Heun[52] und Müller[53] deutlich wird. Wie Burdach[54] anzeigt, sei das Verlangen groß, die „ Mysterien der schaffenden Natur [zu] enträthseln “[55]. Durch diese Erfahrung würden die meisten Harzreisenden „ Nahrung und Gewinn für Geist und Herz “[56] ziehen, wie Spieker[57] verlauten lässt. Die Begierde nach tiefgreifenden Erkenntnissen über die natürlichen Gegebenheiten sowie nach ephemeren Naturempfindungen stellten um 1800 somit deutliche Motivationen zu einem Höhlenbesuch dar.[58]
Es lässt sich festhalten, dass durch die diachrone Betrachtung die Neugierde respektive Schaulust als ein kontinuierliches Motiv in den Texten eruiert werden konnte. Die Neugierigkeit bezüglich der unterirdischen Naturphänomene ist in den Quellen bis 1700 nicht ausdrücklich formuliert, sondern wird lediglich durch den vermehrten Gebrauch von Attributen, die die Höhle als außergewöhnliche Erscheinung und sehenswertes Wunder der Natur beziehungsweise Gottes charakterisieren, deutlich. Das Vergnügen an der Beschäftigung mit dem Subterranen trat ab Beginn des 18. Jahrhunderts explizit durch den zunehmenden Gebrauch des Topos „curiositas“ hervor. Das gesteigerte Interesse an den Abnormitäten der Natur gibt Auskunft über den epistemologischen Raum dieser Epoche, in dem sich die kulturelle Praxis des Sehens aus dem dynamischen Verhältnis von Empirie und Schaulust konstituierte.[59] Die Höhle war ein exemplarischer Schauplatz, an dem diese frühneuzeitliche Wahrnehmungsart zum Ausdruck kam, da sie durch ihre besonderen naturräumlichen Gegebenheiten einerseits ein Objekt wissenschaftlicher Naturbetrachtung darstellte und andererseits einen Ort der sensationsbeladenen Unterhaltung repräsentierte.[60] Es kann konstatiert werden, dass es sich bei den frühen Höhlenbesichtigungen, mindestens ab dem Aufkommen eines regulären Schaubetriebs in der Baumannshöhle Ende des 17. Jahrhunderts, um eine Frühform der touristischen Erschließung dieser unterirdischen Naturräume handelte, da neben dem Aspekt der Erkenntniserweiterung der Unterhaltungswert bei der Erkundung überwog. Diese Annahme korrespondiert mit der sehr offen gehaltenen Definition von Kirshenblatt-Gimblett und Bruner, die unter „Tourismus“ „a form of travel for pleasure or edifica-tion“[61] verstehen. Neben der Bildung und der Schaulust trat ferner um 1800 dezidiert das Verlangen nach einer innigen Naturempfindung als Motivation zur subterranen Exkursion auf, worauf unter anderem nach der Untersuchung der Befahrungsmodalitäten im nächsten Punkt eingegangen wird.
Das Befahren der Höhlen im Harz war am Beginn der Frühen Neuzeit äußerst beschwerlich, wie die Quellen berichten. Erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden sie weiter erschlossen und für die Besucher ausgebaut, dennoch musste mit Unannehmlichkeiten gerechnet werden. Die Erkundung dieser unterirdischen Landschaft war dementsprechend im Untersuchungszeitraum durchgehend mit körperlichen Anstrengungen verknüpft. Im Verlauf dieses Abschnitts soll nun auf die Bedingungen der Befahrung und die physischen Befindlichkeiten während eines Höhlenbesuchs eingegangen werden, um nachvollziehen zu können, wie dadurch bestimmte Vorstellungswelten über das Subterrane konstituiert wurden.
In fast allen Quellen werden die Modalitäten vor dem Gang in die Höhle beschrieben. Zunächst war es notwendig, einen Führer auszumachen[62], der anschließend mit Trinkgeld bezahlt wurde. Die Familie Becker aus Rübeland wurde ab 1668 durch die Obrigkeit privilegiert, Besichtigungen in der Baumannshöhle durchzuführen.[63] Die Höhle wurde ferner mit einer Tür vor Unbefugten verriegelt, sodass das eigenständige Befahren nicht möglich war. In der Einhornhöhle übernahmen Ortsansässige gegen Entlohnung die Führung. Es lässt sich feststellen, dass ein Wegweiser in der unterirdischen Landschaft notwendig war, da er die benötigte Ausrüstung stellte sowie durch seine Kenntnis der Gänge die Besucher auf die richtigen Pfade leitete. Der Topos des „Verirrens“ und die damit einhergehende Angst sind in den Texten sehr häufig zu finden und oft mit dem Motiv des „ Labyrinths “[64] als symbolische Beschreibung für die Höhle verbunden. In einigen Quellen wird die Furcht vor dem Gefangen-Sein im subterranen Raum durch tradierten Geschichten über Höhlenerkunder unterstrichen, die mehrere Tage vergebens im Unterirdischen umherirrten, dann ausgezerrt den Weg nach außen fanden und kurz danach im Wahn starben. Der Verweis auf die Thematik des Wahns sollte ex negativo zur Befolgung der Regeln des Höhlenführers beitragen, denn dann kann der Besucher „ ohne einziges Irre-Gehen gut und wohl daraus kommen “[65].
Eine erste ausführliche Beschreibung des Ablaufs der eigens durchgeführten Befahrung der Baumannshöhle liefert Kolodey (1668), der im Sommer 1653 mit einer Gesellschaft in den Harz reiste. Er beschreibt, wie sie den Führer in dem kleinen Ort Rübeland aufsuchten und von diesem zur Höhle geleitet wurden. Im Folgenden wird erwähnt, dass die Gruppe Gegenstände und Kleidungsstücke ablegen musste, „ so uns in die Höle reinzugehen verhinderlich seyn können “[66]. Auch Behrens (1703) gibt den Hinweis, dass es wichtig sei, die Bergkleidung anzuziehen, „ wenn sie [die Kompagnie der Höhlenbesucher] anders nicht im Durchkriechen derer Hölen ihre Kleider mit Staub- und Koht abscheulich besundeln und verderben auch wohl gar zu ihrem Schaden noch Spott haben wollen “[67]. Die Bekleidung konnte auch Amüsement hervorrufen, wie Behrens am Beispiel eines „ curieuse[n] Frauen-Zimmer[s] “ berichtet, „ über derer Posituren sich auch mancher melancholischer Sauer-Tropff hätte zu Schanden lachen müssen “[68]. Bei Kundmann (1737) werden auch „ Frauenzimmer “ erwähnt, denen, „ wenn sie keine Hosen angehabt, [die Erkundung] sehr beschwerlich gefallen “[69] sei. Es kann durch die Teilnahme der Frauen an der Besichtigung davon ausgegangen werden, dass „Thrill“, also der Nervenkitzel durch das Erleben gefährlicher beziehungsweise außergewöhnlicher Situationen, keine rein „männliche“ Intention darstellte. Die Verbindung der vordergründigen Problematik der Unangemessenheit der Kleidung mit der Betonung der „geschlechtsspezifischen“ vestimentären Codes bringt zum Vorschein, dass Frauen als nicht geeignet für die Höhlenexkursion angesehen wurden. Es wurde sich durch die Hervorhebung der visuellen Attribute von dem relational konstruierten Geschlecht „Frau“ abgegrenzt. Die Erwähnung der Hose als ein typisch „männliches“ Symbol unterstreicht neben dem pragmatischen Effekt ihrer Verwendung die Dominanz des Mannes bei der Erkundung der unterirdischen Welt. Es wird deutlich, dass Kleidung performativ Geschlechterbilder erzeugt, die angeeignet und für die Aufrechthaltung von Machtverhältnissen nutzbar gemacht werden. Die Bemerkungen in den Texten sowie der Umstand, dass die Autoren der vorliegenden Quellen allesamt Männer waren, verweisen darauf, dass der Besuch von Höhlen und damit auch einhergehend die Suche nach „Thrill“ eine vornehmlich geschlechtsspezifisch konnotierte Domäne in der frühneuzeitlichen Gesellschaft darstellte.
Eine Auskunft über die Bekleidungsbedingungen gibt unter anderem auch Burgsdorf (1786), der mit einer größeren Gesellschaft die Höhle besichtigte. Er kritisiert, dass „ nicht genug Kittel für uns alle da waren “, sodass viele „ Schürzen und Weibermäntel um[hingen] “[70]. Das Aussehen der Kleidung wird weiterhin bei Schröder (1789) geschildert. Der Führer gab den Gästen „ schwarze, grobe leinene gewöhnliche Grubenkittel oder Puchjacken (…), die den Leib vom Halse an bis unter die Hüften bedecken “[71]. In den Berichten ist des Weiteren die Rede davon, dass die Höhlenerforscher „ mit Feuerzeug und einer Nothdurfft brennenden Liechter (…) versehen “[72] waren. Auf die Problematik der Lichtverhältnisse wird folgend noch gesondert eingegangen werden, da sie das Sehen beeinflussten und somit bestimmte Vorstellungswelten bei den Besuchern hervorriefen. Es bleibt an dieser Stelle zu konstatieren, dass das Anlegen der spezifischen Form der Ausrüstung essentiell war, um auf die Widrigkeiten in der Höhle vorbereitet zu sein. Ferner trug die ungewöhnliche Bekleidung dazu bei, die Besichtigung der unterirdischen Landschaft als ein besonderes Spektakel und somit als ein aus dem Alltag herausgehobenes Ereignis anzusehen.
Die naturräumlichen Gegebenheiten werden in den Schilderungen größtenteils als Unannehmlichkeit empfunden. Kolodey (1668) führt beispielsweise an, dass „ der Eingang der Höle nun/ (…) gantz niedrig und enge [war]/ also/ daß wir auf Händen und Füssen/ einer nach dem andern/ uns hinein dringen müsten “[73]. Er verweist, wie auch andere Autoren der vorliegenden Quellen, auf die unangenehmen klimatischen Bedingungen, die durch „ hefftigere Kälte “[74] gekennzeichnet waren. Kundmann (1737) widerspricht den allgemeinen Aussagen über die Temperaturverhältnisse, „ da bey mir das Contrarium sich geäussert, in dem durch das beschwerliche Steigen und Kriechen in nicht wenigen Schweiß gerathen “[75], wodurch die von subjektiven Dispositionen abhängige Umweltwahrnehmung deutlich wird. Ferner ist in den meisten Texten über die Baumannshöhle von dem sogenannten „Roß“ die Rede. Diese Felsformation war der Übergang zu weiteren Hohlräumen und musste rittlings überquert werden, wovon sie ihren Namen erhielt.[76] Dieser Pass war für viele Besucher mit Gefahr verbunden, sodass „ sich nicht ein jeder darauf zu steigen oder zu klettern getrauet “[77]. Der weitere Gang durch die Baumannshöhle war ebenfalls sehr beschwerlich, da „ man auf Leitern und Riemen sich hinunter lassen muß[te] “[78]. Kolodey konstatiert, dass „ [man] ohne große Mühe und Arbeit/ ja gar Leibes und Lebens-Gefahr/ (…) zu solchen enfersten Höle nicht wohl gelangen [kann] “[79].
Um 1700 wurde der Zugang zur Höhle durch obrigkeitliche Maßnahmen erweitert, dennoch mussten die Besucher partiell „ auf allen Vieren kriechen “ und „ eine Strecke von der vorderen Öffnung zur inneren nach Art eines Kaninchens “[80] überwinden. Von der Hardt (1702) schildert ebenfalls die Widrigkeiten beim Überqueren des „Roßes“: „ Aus der ersten Höhle in die zweite gelangt man über eine Leiter, die durch eine sehr enge Passage führt, über eine darüber gelegte Bohle, unter der ein Abgrund gähnt. (…) Wer diesen Engpass vermeiden will, sei es wegen der Körperfülle, sei es aus Angst vor der Gefahr, muss zur Rechten über einen Felsen kriechen, wie ein Reiter. (…) Von hier steigt man über die Leiter in die erhabene zweite Höhle “[81]. Des Weiteren findet dieser zentrale Punkt in der Baumannshöhle bei Hellwig (1702) Erwähnung, der von der Mühsal des Rückgangs einen Eindruck vermittelt, denn „ so schwer es uns ankam/ an dem Seile sich wieder hinauff zuziehen/ so viel schwerer war es/ durch die obgedachte enge Klufft hindurch (…) biß auffs Rößlein zukriegen/ da wir öffters am Seile schweben müssen/ fast nicht Fussen können/ und sich die Ohnmachten bey uns einstellten wolten “[82]. Von der Verweigerung solcher Strapazen wird ebenfalls berichtet, da „ unserer zwey sich resolviret “[83]. Zückert (1763) verweist auch noch auf die Beschwerlichkeiten der Überquerung der Felsformation, denn „ dieser Ritt war sehr gefährlich, weil auf den beyden Seiten des Rosses zwey unabsehliche Klüfte sind, deren Tiefe noch niemand ergründet hat “[84]. Es ist zu beachten, dass die Besucher während der ganzen Besichtigung mit Lichtern unterwegs waren, das heißt, sie mussten „ mit brennenden Fackeln/ auff den Händen fortgehutsche[n] “[85]. An dieser Stelle kann konstatiert werden, dass weitestgehend keine Unannehmlichkeit gescheut wurde, um die Neugierde zu befriedigen. Weder die körperliche Belastung, noch der ubiquitäre Schmutz oder die Befürchtung des Auftretens von Gespenstern[86] konnte davor abschrecken.
Um 1700 wurden nur 2 Hohlräume der Baumannshöhle gezeigt. Die Existenz einer dritten Höhle war bekannt, doch war sie noch nicht erschlossen und mit allerlei ominösen Geschichten behaftet.[87] In der Mitte des 18. Jahrhunderts ist beispielsweise bei Zückert (1763) schon die Rede von sechs solcher Räumlichkeiten, die besichtigt werden konnten. Es wird deutlich, dass die Erschließung und Fahrbarmachung der Höhlen zunehmend von den Ortsansässigen und der Obrigkeit voran getrieben wurde, was sich positiv auf den Führungsbetrieb auswirkte. Burgsdorf (1786) konstatiert trotzdessen, dass „ die Leitern (…) sehr schlüpfrig [sind], und (…) sogar Sprossen daran [fehlen]; auch waren für eine so große Gesellschaft, wie die unsrige, nicht genug Lampen vorhanden, daher kletterten wir oft im Finstern, und einer mußte dem andern auf der oft schräge liegenden Leiter den Fuß setzen “[88]. Im Gegenzug gibt Heun (1793) Mitteilung von der Bielshöhle, die durch einen Rübeländer Bergmann primär zum touristischen Nutzen erschlossen wurde[89] und „ so bequem als möglich zum Befahren eingerichtet “[90] sei. Die Befahrungsmodalitäten der Baumannshöhle werden auch durch ihn kritisiert, denn „ der Stollen [war] schmutzig und eng, und so niedrig, dass man mehrentheil gebückt gehen musste “ sowie war der „ Fussboden s o schlüpfrig, dass man leicht ausgleiten, und hie und da Gefahr laufen kann, einen Abgrund zu messen, und die mehresten Fahrten sind so morsch, und von der ewigen Nässe so bald verfault, dass man mit jedem Augenblick zusammen zu brechen befürchten muss “[91]. In diesem Auszug wird eine touristische Grundhaltung deutlich, da auf der einen Seite der „Thrill“ gefordert wurde und auf der anderen Seite die Gefahr bei der Exkursion kontrollierbar bleiben sollte. Der Besuch der Höhle stellte demnach eine Art Freizeitvergnügen dar, das die körperliche und mentale Ausreizung der Besucher in einem angemessenen Rahmen inkludierte und damit Unterhaltungswert besaß.
Im Kontext der gefahrvollen Besichtigung des subterranen Naturraums ist in den Texten um 1800 immer wieder von „ Muth “[92] die Rede und von der „ Eitelkeit, sagen zu können “[93], die Höhle befahren zu haben. Bei Eichendorff (1805) kommt beispielsweise eine latente Selbststilisierung zum Ausdruck, wenn er emphatisch das Durchstehen der Widrigkeiten in der Höhle beschreibt: „ Mit großer Mühe, ja fast mit Lebensgefahr durchkletterten wir die […] unterirdischen Gemächer “[94]. In verschiedenen Quellen wird auch der Usus genannt, seinen Namen in die Höhlenwand einzugravieren. Dieser Brauch signalisierte das erfolgreiche Überwinden der Gefahren und diente somit zur Demonstration einer Art bestandenden „Mutprobe“, was letztlich Ausdruck des sozialen und kulturellen Kapitals nach Bourdieu war. Es lässt sich konstatieren, dass die ständig steigende Zahl der Veröffentlichung von Reisebeschreibungen immer mehr Personen inspirierte, diese unterirdische Landschaft selbst zu erforschen. Die Höhleninteressierten setzten sich freiwillig und weitestgehend im Wissen um die Unannehmlichkeiten bestimmten Risiken aus. Die Exkursion stellte dementsprechend für den Großteil der Besucher ein unterhaltsames Abenteuer dar, was als frühe Ausprägung eines touristischen Moments im Kontext der Höhlenerkundung anzusehen ist.
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[1] Nielbock, Ralf: Die Einhornhöhle. Die Welt der Einhörner, Höhlenbären und Neandertaler, München 2010, S. 29.
[2] Walther, Gerrit: Neugier. In: Jaeger, Friedrich (Hg.): Enzyklopädie der Neuzeit, Bd.9, Darmstadt 2009, Sp. 132.
[3] Zedler, Johann Heinrich: Neugierigkeit, Curiosität. In: Ders.: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd.24, Halle/Saale 1740, Sp. 172.
[4] Walther 2009, Sp. 133.
[5] Brenner 1999, S. 23.
[6] Walter 2009, Sp. 133.
[7] Ebenda.
[8] Ebenda.
[9] Ebenda, Sp. 134.
[10] Ebenda, Sp. 135.
[11] Johannes Letzner (1531 – 1613). Evangelischer Landpfarrer und Geschichtsschreiber. Er studierte in Wittenberg Theologie und hatte mehrere Pfarrstellen im heutigen Südniedersachsen inne, vgl. Vladi, Firouz/ Reinboth, Friedrich: Johannes Letzners Beschreibung der Steinkirche und der Einhornhöhle bei Scharzfeld. In: Harz-Zeitschrift 32 (1980), S. 77 – 91.
[12] Letzner, Johannes: Braunschweigisch- Lüneburgische Chronik, um 1600, fol. 277r – 279r (Handschrift Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel) und fol. 183r – 186r (Handschrift Landesbibliothek Hannover). In: Vladi/ Reinboth 1980, S. 82.
[13] Ebenda, S. 81.
[14] Heinrich Eckstorm (1557 – 1622). Evangelischer Theologe. Er war vornehmlich als Prior und Prediger in Walkenried tätig. Eckstorm befuhr die Baumannshöhle nicht selbst, aber er sammelte verschiedene Berichte über die Befahrung und gab sie in einem Brief an einen Jenaer Professor wieder, vgl. Kempe 2004.
[15] Eckstorm, Heinrich: Historia terrae motuum. Epistola de specu Bumanni, Helmstedt 1620. In: Kempe 2004, Übersetzung, S. 96.
[16] Matthäus Merian d. Ä. (1593 – 1650). Schweizer Maler, Kupferstecher und Verleger. Er initiierte die 16 Bände umfassende Landesbeschreibung „Topographia Germaniae“, die von seinen Erben fortgeführt wurde, vgl. Wüthrich, Lucas: Merian. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd.17, Berlin 1994, Sp. 135 – 138.
[17] Merian [Erben], Matthäus: Topographia und Eigentliche Beschreibung der Vornembsten Stäte, Schlösser auch anderer Plätze und Örter in denen Hertzogthümern Braunschweig und Lüneburg, und denen dazu gehörenden Grafschafften Herrschafften und Landen, Frankfurt 1654, S. 31. Merian liefert auch eine bildliche Darstellung der Baumannshöhle. Siehe dazu Anhang, Abbildung 1, S. 44.
[18] Tobias Steffeck von Kolodey war ein in anhaltischen Diensten stehender Hofmeister, der im Jahr 1653 die Baumannshöhle befuhr. Sein Bericht ist im Anhang an Johannes Praetorius Werk „Blockes-Berges Verrichtung“ von 1668 abgedruckt, vgl. Lagatz 2011.
[19] Kolodey, Tobias Steffeck von: Beschreibung des Blockes-Berges/ wie auch des alten Reinsteins/ und dann der Baumanns Höle am Harz. In: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung, Leipzig 1669, fol. 7r.
[20] Verordnung durch Rudolf August Herzog zu Braunschweig und Lüneburg 1668. In: Kempe, Stephan: Die Baumannshöhle im Harz, ihre Bedeutung für die frühe Wissenschaftsgeschichte, ihre Darstellung durch Johann Friedrich Zückert, der Arzneygelahrtheit Doctor, 1763, und was heute noch davon zu sehen ist, München 1999, S. 40.
[21] Friedrich Lachmund (1635 – 1676). Er studierte in Göttingen Medizin und arbeite als praktischer Arzt, vgl. Kempe 2004.
[22] Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716). Philosoph und Polyhistor, vgl. Schepers, Heinrich: Leibniz, Gottfried Wihelm. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): NDB, Bd.14, Berlin 1985, S. 121 – 131.
[23] Hermann von der Hardt (1660 – 1746). Professor für orientalische Sprachen in Helmstedt, vgl. Bardtke, Hans: Hermann von der Hardt. Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): NDB, Bd.7, Berlin 1966, S. 668 – 669.
[24] Zum Beispiel Scheid, Christian Ludwig: Gottfried Wilhelm Leibnitzens Protogaea oder Abhandlung von der ersten Gestalt der Erde und den Spuren der Historie in den Denkmaalen der Natur, Leipzig 1749, S. 102.
[25] Rößler, Hole: Der anatomische Blick und das Licht im theatrum. Über Empirie und Schaulust. In: Schramm, Helmar/ Schwarte, Ludger/ Lazardzig, Jan (Hg.): Spuren der Avantgarde: Theatrum anatomicum. Frühe Neuzeit und Moderne im Kulturvergleich, Berlin 2011, S. 102.
[26] Christoph von Hellwig (1663 – 1721). Er studierte in Jena und Erfurt Medizin und war später als „Stadtphysicus“ tätig, vgl. Sander, Sabine: Ein Polygraph aus Kölleda. Christoph von Hellwig (1663-1721) – Arzt und Publizist der Barockzeit (Teil I). In: Sömmerdaer Heimatheft 10 (1998), S. 18 – 36.
[27] Diese Beschreibung ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Plagiat einer Schilderung des Hallischen Superintendenten Olearius aus dem 17. Jahrhundert, vgl. dazu Kempe 2004.
[28] Hellwig, Christoph: Anmuthige Berg- Historien/ Worinnen die Eigenschafften und Nutz der Metallen, Mineralien, Erden/ Edel- und anderen Steinen beschrieben/ nebst Curiösen Relationen/ Was vor denckwürdige Sachen an unterschiedlichen Orten/ über und unter der Erden/ vornehmlich in der Baumanns- Höhle und Brockels-Berge zu sehen, Leipzig 1702, fol. 4r.
[29] Georg Henning Behrens (1662 – 1712). Behrens studierte in Erfurt und Jena. Er arbeitete später als Arzt in Nordhausen, vgl. Lagatz 2011.
[30] Kempe 2004, S. 191.
[31] Behrens, Georg Henning: Hercynia curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald/ Das ist Sonderbahre Beschreibung und Verzeichnis Derer Curiösen Hölen/ Seen/ Brunnen/ Bergen/ und vielen andern an- und auff dem Hartz vorhandenen Denckwürdigen Sachen mit unterschiedenen Nützlichen und Ergetzlichen Medicinischen/ Physicalischen und Historischen Anmerckungen denen Liebhaber solcher Curiositäten zur Lust herausgegeben, Nordhausen 1703, fol. 3v.
[32] Röder, Sabine: Höhlenfaszination in der Kunst um 1800. Ein Beitrag zur Ikonographie von Klassizismus und Romantik in Deutschland, Berlin 1985 [zugl. Diss., Freie Univ. Berlin, 1985], S. 172.
[33] Ebenda, S. 173.
[34] Behrens 1703, fol. 3r.
[35] Ebenda, S. 4.
[36] Lagatz 2011, S. 15.
[37] Johann Christian Kundmann (1684 – 1751). Er studierte in Frankfurt/ Oder sowie in Halle/Saale Medizin und arbeitete später als Arzt, vgl. Schimmelpfennig, Adolf: Kundmann, Johann Christian. In: Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd.17, Leipzig 1883, S. 377.
[38] Julius Bernhard von Rohr (1688 – 1742). Rohr studierte in Leipzig Jura und interessierte sich für die Naturwissenschaften. Er war ferner in obrigkeitlichen Diensten tätig und veröffentlichte kameralistische und naturkundliche Werke, vgl. Lagatz 2011.
[39] Friedrich Christian Lesser (1692 – 1754). Er studierte Theologie in Halle/Saale und verfasste vornehmlich physicotheologische Schriften, d.h. die „Betrachtung und Erforschung der Natur [wurde bei ihm] als Mittel der Gotteserfahrung und Gotteserkenntnis“ angesehen. In: Rein Siegfried: Friedrich Christian Lesser. Pastor, Physicotheologe und Polyhistor, Nordhausen 1993, S. 37.
[40] Zacharias Konrad von Uffenbach (1683 – 1734). Uffenbach studierte in Halle/Saale Rechtswissenschaft und Philosophie. Er betrieb mit regem Eifer historische und geographische Untersuchungen, vgl. Jung, R.: Uffenbach, Zacharias Konrad von. In: Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Hg.): ADB, Bd.39, Leipzig 1895, S. 135 – 137.
[41] Lesser, Friedrich Christian: Anmerckungen von der Baumanns-Höhle wie er sie selbst Anno 1745. den 21. May befunden. Nebst Beyfügung derer natürlichen Ursachen I. Woher das Tropff-Stein Wasser komme, und wie es zugehe, daß es zu Stein werde? II. Warum die Lichter in denen Höhlen nicht gerne brennen, sondern leicht ausgehen? III. Warum ein Ruff, oder loßgeschossene Pistole einen ungemeinen starcken Schall darin mache?, Hamburg 1735, S. 9.
[42] An dieser Stelle ist auch auf den Text von Johann Friedrich Zückert (1737 – 1778) hinzuweisen, der im Literaturverzeichnis aufgeführt ist. Zückert studierte Medizin und war später in Berlin als Arzt tätig. Sein Interesse galt vielfältigen naturkundlichen Themen.
[43] Georg Heinrich Hollenberg (1752 – 1831). Er war ein in obrigkeitlichen Diensten stehender Baumeister in Osnabrück. Hollenberg unternahm u.a. eine Reise in den Harz und berichtete davon in Briefen.
[44] Über den Hofadvokaten L.F.H. Püschel aus Zerbst ließen sich keine näheren biographischen Daten finden.
[45] Wilhelm von Burgsdorf (1772 – 1822). Burgsdorf war Schüler im Philanthropin in Dessau, einer auf menschenfreundliches Handeln und Denken ausgerichteten Schule. Er schildert in der vorliegenden Quelle im Alter von 14 Jahren eine Schulreise in den Harz. Das Verfassen des Textes wurde ihm als Klassenarbeit aufgegeben und in der Zeitschrift der Schule abgedruckt, vgl. Schiekel, Harald: Wilhelm von Burgsdorf. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): NDB, Bd.3, Berlin 1957, S. 50.
[46] Johann August Ephraim Goeze (1731 – 1793). Er war Pfarrer in Quedlinburg und privater Naturforscher, vgl. Müllerott, Martin: Johann August Ephraim Goeze. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): NDB, Bd.6, Berlin 1964, S. 597 – 598.
[47] Natürlich gibt es parallel andere Texte, die aufgrund ihrer Gattung nicht das Vergnügen in den Mittelpunkt bei der Erkundung von Höhlen stellen. An dieser Stelle ist auf den im Anhang verzeichneten Text von Georg Sigismund Otto Lasius (1752 – 1833) zu verweisen. Lasius war der erste professionelle Geologe, der den Höhlen des Harzes ein größeres Interesse widmete. Ihm wurde durch die Obrigkeit die topographische Aufnahme des Harzgebirges übertragen, siehe hierzu Reinboth, Friedrich: Forschungen in der Gipskarstlandschaft Südharz von den Anfängen bis zur Gegenwart. Vortrag auf dem 1. Südharz-Symposium 30. – 31. Mai 1997 in Herzberg am Harz, URL: www.karstwanderweg.de/sympo/1/reinboth/ (zuletzt eingesehen am 30.08.2013).
[48] Christian Friedrich Schröder (1750 – 1800). Er studierte Jura und arbeitete später als Schriftsteller, vgl. Jacobs, Ed.: Schröder, Christian Friedrich. In: Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Hg.): ADB, Bd.32, Leipzig 1891, S. 503 – 504.
[49] Die Bielshöhle ist eine weitere Höhle in Rübeland, die im 17. Jahrhundert entdeckt und im 18. Jahrhundert befahrbar gemacht wurde. Siehe Anhang, Abbildung 2, S. 45.
[50] Schröder, Christian Friedrich: Naturgeschichte und Beschreibung der Baumanns- und besonders der Biels-Höhle, wie auch der Gegend des Unterharzes, in welcher beide Höhlen gelegen sind. Nebst einer Fortsetzung der Abhandlung vom Brocken-Gebirge, Berlin 1796, S. 37.
[51] Über den Autor „Wienbrack“, der auf der Titelseite der Quelle vermerkt ist, konnten keine näheren Informationen gefunden werden.
[52] Johann Gottlieb Samuel Carl Heun, Pseudonym Heinrich Clauren (1771 – 1854). Er studierte in Leipzig Jura und war danach vor allem als Schriftsteller tätig, vgl. Richter, Karl: Clauren, Heinrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): NDB, Bd.3, Berlin 1957, S. 267 – 268.
[53] Friedrich Kaspar Gottschalck, Pseudonym Wilhelm Ferdinand Müller (1772 – 1854). Gottschalck war vor allem durch seine Darstellung deutscher Burgen und Schlösser bekannt. Er gab 1806 den ersten Harzführer heraus, vgl. Wellner, Axel: Kaspar Friedrich Gottschalck, der Verfasser des ersten Harzreise-Führers. In: Harz-Zeitschrift 46/47 (1994/95), S. 91 – 105.
[54] Karl Friedrich Burdach (1776 – 1847). Burdach studierte Medizin in Leipzig und war als Professor an verschiedenen Universitäten in Europa tätig. Während seiner Studienzeit unternahm er 1797 eine Frühlingsreise in den Harz.
[55] [Burdach, Karl Friedrich]: Bemerkungen und Gefühle auf einer Reise über den Harz, Leipzig 1798, S. 164 – 165.
[56] Christian Wilhelm Spieker (1780 – 1858). Er arbeitete als Lehrer und Schriftsteller. Ferner hatte er eine Professorenstelle für Theologie in Frankfurt/Oder inne.
[57] Spieker, Christian Wilhelm: Meine Reise von Halle nach dem Brocken in dem Jahre 1802, Halle/Saale 1803, S. 2.
[58] An dieser Stelle ist auf weitere Texte zu verweisen, die sich in diesen historischen Kontext einordnen lassen und die Teil des Quellenkorpus dieser Arbeit sind, u.a. von Samuel Christoph Wagener (1763 – 1845). Evangelischer Theologe; Joseph von Eichendorff (1788 – 1857). Schriftsteller der Romantik; Carl Gottlieb Horstig (1763 – 1835). Theologe und Pfarrer.
[59] Rößler 2011, S. 99.
[60] Ebenda, S. 101.
[61] Kirshenblatt-Gimblett, Barbara/ Bruner, Edward M.: Tourism. In: Barnouw, Eric (Hg.): International Encyclopedia of Communications, Bd.4, New York 1989, S. 249.
[62] In den Texten ist die Rede davon, dass sich vornehmlich im Wirtshaus des Ortes nach dem Aufenthaltsort des Höhlenführers erkundigt wurde. Zumeist war er auch selbst dort anzutreffen.
[63] Verordnung 1668, Kempe 1999, S. 40.
[64] Behrens 1703, S. 21.
[65] Ebenda, S. 22.
[66] Kolodey 1668, fol. 6v
[67] Behrens 1703, S. 5.
[68] Ebenda, S. 8.
[69] Kundmann, Johann Christian: Rariora Naturae &Artis item in Re Medica oder Seltenheiten der Natur und Kunst des kundmannischen Naturalien-Cabinets wie auch in der Artzeney- Wissenschafft […], Breßlau 1737, Sp. 113 – 114, Fußnote.
[70] Burgsdorf, Wilhelm von: Kurze Beschreibung einer Harzreise des Dessauischen Erziehungsinstituts, Leipzig 1786, S. 33.
[71] Schröder 1789, S. 99.
[72] Kolodey 1668, fol. 6v.
[73] Ebenda.
[74] Ebenda, fol. 7r.
[75] Kundmann 1737, Sp. 117 – 118, Fussnote.
[76] Siehe Anhang, Abbildung 1, S. 44.
[77] Kolodey 1668, fol. 7r.
[78] Ebenda, fol. 7v.
[79] Ebenda.
[80] Von der Hardt, Hermann: Descriptio speluncae ad sylvam Hercyniam in agro Brunsvicensi sita, vulgo Baumannaie dicta. In: Acta Eruditorum (Mensis Juliia. MDCCII). In: Kempe 2004, Übersetzung, S. 206.
[81] Ebenda.
[82] Hellwig 1702, S. 101.
[83] Ebenda, S. 94.
[84] Zückert, Friedrich: Die Naturgeschichte einiger Provinzen des Unterharzes nebst einem Anhange von den Mannsfeldischen Kupferschiefern, Berlin 1763, S. 59.
[85] Hellwig 1702, S. 93.
[86] Rößler 2011, S. 102.
[87] Es wurde allgemein angenommen, dass in dem dritten Hohlraum ein Gewässer sei, das Goldkörner mit sich führe. Ferner wurde dieser Bereich unter anderem als Wohnsitz von Erdgeistern angesehen, vgl. dazu Behrens 1703, S. 18.
[88] Burgsdorf 1786, S. 33.
[89] Die Bielshöhle wurde durch den Bergmann Becker im 18. Jahrhundert fahrbar gemacht, der mit der Familie, die das Privileg über die Rübeländer Höhle besaß, verwandt war. Er erhielt ebenfalls durch die Obrigkeit die Verfügungsrechte über die Höhle.
[90] Heun, Carl Gottlieb Samuel: Carls vaterländische Reisen in Briefen an Eduard, Leipzig 1793, S. 53.
[91] Ebenda, S. 55.
[92] Zum Beispiel ebenda, S. 58.
[93] Müller, Wilhelm Ferdinand: Meine Streifereyen in den Harz und in einige seiner umliegenden Gegenden, Weimar 1800, S. 180.
[94] Eichendorff, Joseph von: Werke. Nachlese der Gedichte. Erzählerische und dramatische Fragmente. Tagebücher 1798 – 1815, Bd.4, München 1980, S. 494 – 495. Hier und im Folgenden wird Rekurs auf die Tagebucheinträge vom September 1805 genommen.
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