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Mehr InfosBachelorarbeit, 2011, 56 Seiten
Bachelorarbeit
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Tourismus ist ein globales Phänomen, dessen Auswirkungen in beinahe jeglichen Bereich, -so auch in der Politik,- seinen Eingang gefunden hat. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass von Tourismuspolitik gesprochen wird. Die Definition und Beschreibung dieses Begriffes, sowie die Aufgaben und Bedeutung von Tourismusorganisationen, möchte ich in diesem Unterkapitel darlegen.
Für Tourismuspolitik hält das „ Gabler Wirtschaftslexikon“ folgende Definition bereit:
„Unter Tourismuspolitik versteht man die Summe aller Maßnahmen öffentlicher Institutionen auf allen Ebenen politischen Handelns, die einen Einfluss auf die Gestaltung und Entwicklung des Tourismus haben. (...)Es kann zwischen direkter und indirekter Tourismuspolitik unterschieden werden:
Direkte Tourismuspolitik beinhaltet alle (politischen) Maßnahmen die unmittelbar aus dem Tourismus heraus begründet werden, d.h., jene, die einen direkten Einfluss auf die Tourismuswirtschaft haben (z.B. Senkung des Mehrwertsteuersatzes für die Hotelübernachtung).
Indirekte Tourismuspolitik umfasst alle (politischen) Maßnahmen, die nicht unmittelbar den Tourismus zum Gegenstand haben, diesen aber wesentlich beeinflussen (z.B. Ferienregelung in den Bundesländern).“ (Scherhagen 2011: 1)
Besonders die Förderung und die den Anforderungen des Tourismus entsprechende Entwicklung der Ökonomie, Ökologie und der Infrastruktur bilden wichtige Ziele der Tourismuspolitik, sowie der Tourismusorganisationen, um wettbewerbstauglich zu bleiben. (vgl. Frietzsche 2011b: 1; WEF 2011)
Dennoch wird festgehalten, dass grundsätzlich nicht von„der Tourismuspolitik“ gesprochen werden kann, da sie nahezu alle Bereiche im politischen System tangiert bzw. von diesen Bereichen tangiertwird. (vgl. Scherhagen 2011: 1 )
Als Tourismusorganisation wird der „Zusammenschluss touristischer Institutionen mit dem Ziel der generellen Förderung und Entwicklung des Tourismus in den jeweiligen Marktsegmenten“ gesehen. (Frietzsche 2011b:1)
Je nach Größe und ökonomischer und politischer Relevanz der Tourismusorganisation werden unterschiedliche Funktionen wahrgenommen. Hierzu zählen: Lobby-, Leitbild-, Planungs- wie Strategiefunktionen, Angebotskoordinationsfunktion, Marktforschungs- und Marketingfunktion sowie Informations- und Kontrollfunktion. (vgl. Frietzsche 2011b: 1)
International ist die Welttourismusorganisation – World Tourism Organisation UNWTO- und National das Instituto Guatemalteco de Turismo INGUAT als touristische Dachorganisation zu sehen.
Anhand des Netzes der internationalen Organisationen des Tourismus zeigt sich die Vielzahl weiterer Organisationen, die sich weltweit mit tourismusrelevanten Fragestellungen und Teilbereichen beschäftigen und offizielle Daten zur Verfügung stellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Netz der internationalen Organisationen des Tourismus
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Begriff Tourismuspolitik die Handlungen im Sinne eines sich, den Anforderungen und der Nachfrage entsprechend, nachhaltig und schonend entwickelnden Tourismus beschreibt, deren Aktionen in den Marktsegmenten im Detail von Tourismusorganisationen betrieben und kontrolliert werden. Die UNWTO stellt dabei die zentrale Figur dar, (re-)präsentiert international die Vorgänge und Entwicklungen im Tourismus und hat global die leitende und koordinative Rolle inne.
Im Laufe der Zeit, hat sich eine stetig wachsende Anzahl von Destinationen dem Fremdenverkehr geöffnet und investiert in seine Entwicklung, wodurch der moderne Tourismus immer mehr zu einem Hauptfaktor des sozio-ökonomischen Fortschritts wird. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze und Unternehmen, die Entwicklung der Infrastruktur und die erwirtschafteten Exporteinnahmen sind einige seiner Auswirkungen. International gesehen ist dabei der Einreisetourismus eine der wichtigsten Branchen geworden.
(vgl. UNWTO 2010: 2)
In diesem Unterkapitel möchte ich einen Überblick geben über den Tourismussektor in seiner ökonomischen Relevanz, sowie als einen der Hauptgeneratoren für Arbeitsplätze und deren Konditionen.
In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat der Tourismus eine kontinuierliche Expansion und Diversifizierung erfahren, um einer der größten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige der Welt zu werden.
Die UNWTO publizierte im Jahr 2010, dass das gesamte Export-Einkommen des Tourismus im Jahr 2009 knapp über 1 Billion US Dollar lag; umgerechnet sind das etwa 3 Milliarden US Dollar pro Tag, oder 5% des Beitrages zur Exportwirtschaft weltweit. Weltweit liegt der Tourismus als Exportkategorie nach Kraftstoffen, Chemikalien und Produkten für die Automobilindustrie auf Platz vier,. Für viele Entwicklungs- und Schwellenländer ist er einer der wichtigsten Quellen für Deviseneinnahmen und generiert notwendige Arbeitsplätze. (vgl.UNWTO 2010: 2)
Doch was bedeuten diese Angaben für den einzelnen Menschen? Der Tourismus, trotz seines stetigen Wachstums und Beitrag in der Ökonomie, darf nicht (mehr) auf seine Funktion als Einnahmequelle und Devisenbringer reduziert werden. Die Betrachtung hat sich seit den 1960er Jahren gewandelt. Die „weiβe Industrie ohne Schornsteine“ (Backes/ Goethe 2003: 7), die durch Hoffnung und Euphorie gleichermaβen auf Grund des wirtschaftlichen Potentials zu dem Entwicklungsinstrument hochstilisiert wurde, sieht sich heute vor allem durch die Arbeit und Kritik der Sozialwissenschaften mit den Auswirkungen im soziokulturellen Umfeld der Menschen in den Destinationsländern konfrontiert. (vgl. Flacke-Neudorfer 2009: 117)
Begriffe wie Ökotourimus und gemeindeorientierter Tourismus beinhalten die Idee, den Menschen und die Partizipation in den Vordergrund zu rücken. Doch die Partizipationsmöglichkeit bleibt oftmals in Form der Teilnahme als unterbezahlte Arbeitskraft auf halbem Wege stecken, um den Gewinn des Staates und vor allem groβer Unternehmen zu maximieren. (vgl. Flacke-Neudorfer 2009: 117)
Der Tourismussektor schafft weltweit eine Vielzahl an Arbeitsplätzen. Sein Beitrag zur Beschäftigung liegt nach Angaben des World Travel and Tourism Council WTTC bei rund 8,1 %, das sind über 235 Millionen Bedienstete. Das heiβt, dass sich knapp jeder 12. Arbeitsplatz in dieser Sparte befindet. (vgl. WTTC 2010: 8f)
Rund 60-70% der Beschäftigten sind dabei Frauen. Trotz allem scheinen sie und ihre Leistungen nicht wirklich wahrgenommen zu werden. (UNWTO 2002)
Die Konditionen, unter denen die in dieser Branche tätigen Bevölkerung arbeitet und ihre Dienstleistungen erbringt, sind oftmals fraglich. „Low pay, hard work“ – so fasst der auf soziale Rechte spezialisierte Journalist, Bénédicte Manier in seinem in der Zeitschrift der ILO „World Of Work“ publizierten Artikel „Seeking socially responsible tourism“ aus dem Jahr 2001 die Arbeitsplatzsituation dieses Wirtschaftssektors zusammen. (Manier 2001)
Allein in der EU liegt die Bezahlung in diesem Sektor bei unter 20% des Durchschnittsgehalts; unregelmäβige Arbeitszeiten und unbezahlte Überstunden stehen an der Tagesordnung. Vor allem im südlichen Teil der Welt sind oftmals lokal in den Betrieben Angestellte und in den Managerpositionen groβer Hotelketten vorzufindende Personen aus dem Ausland importiert. Im Vergleich dazu findet sich die einheimische Bevölkerung – und hier besonders Frauen - häufig in (mit dem Tourismus indirekt oder direkt verbundenen) Berufen, denen meist kaum oder keine Spezialisierung und Ausbildung abverlangt wird. Dementsprechend gering ist auch der Lohn. (vgl. Kinnaird, Kothari, Hall 1994: 16f; Manier 2001)
Oftmals werden Frauen in den Bereichen eingesetzt, die dem traditionellen Bild entsprechen; gleichsam eine Verlängerung der Arbeiten im eigenen Haushalt, um ein „authentisches Erlebnis“ zu ermöglichen. (vgl. Kinnaird, Kothari, Hall 1994: 16; Flacke-Neudorfer 2009: 117)
Eine weitere Problematik ist die Ausbeutung von Kindern als Arbeitskräfte, sowie die Zunahme des (unkontrollierten) Sextourismus, besonders da Prostitution in vielen Ländern offiziell verboten ist und „unter dem Tisch“ gehandelt wird. (vgl. Manier 2001)
Eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist zwar im Rahmen meiner Arbeit nicht möglich, dennoch finde ich es wichtig, sie zu erwähnen.
Schritte zur Veränderung der Arbeitssituation, speziell hinsichtlich der Genderproblematik, wurden besonders ab den 1990er Jahres gesetzt; nach der Gründung des World Travel and Tourism Councils WTTC. Dessen Ziel ist es, repräsentative Daten zu produzieren und zu sammeln, um diesen Sektor und seine Akteure sichtbarer zu machen. (WTTC 2010: 1)
Im Jahr 1995, - auf der Weltkonferenz für nachhaltigen Tourismus, die auf den Kanarischen Inseln in Lanzerote gehalten wurde, - verabschiedete man eine Charta für nachhaltigen Tourismus. Diese bekam jedoch nicht den Status eines völkerrechtlich verbindlichen Vertragswerkes, sondern hatte nur einen appellativen Charakter.
(vgl. INTECAP 2010: 70)
1998 wurde das von UNED-UK initiierte Projekt „Gender and Tourism: Women´s Employment and Participation in Tourism“ ins Leben gerufen, welches im Folgejahr zum 7. Treffen der „Commission on Sustainable Development“ präsentiert wurde. Das Ziel war es, die Aufmerksamkeit entscheidungstreffender Instanzen auf Gender Aspekte zu lenken. Der Fokus lag dabei auf Frauenanstellungen im Tourismussektor und die lokale Teilnahme an der Planung sowie dem Management des Tourismus. (vgl. UNED-UK 1998)
Im Jahr 2001 fand in Genf ein Treffen zur Thematik „Human Resources Development, Employment and Globalization in the Hotel, Catering and Tourism (HTC) Sector“ statt. (vgl. ILO 2001: 1) Unter den diskutierten Schwerpunkten befanden sich eine sozial nachhaltige Tourismusentwicklung, die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Nebensaison, Passivrauchen und HIV / AIDS, sowie die Auswirkung der Globalisierung im HTC-Sektor in Industrie- und Entwicklungsländern. Auch hier wurden Genderfragen - speziell die Beschäftigung von Frauen – eingebunden. (vgl. Manier 2001; ILO 2001: 51ff)
Im Jahr 2002 richtete die UNWTO die Online-Datenbank der Tourismus-Legislative LEXTOUR ein, mit der ein Zugriff auf die Gesetzgebung von knapp 130 Ländern ermöglicht wird. (vgl. UNWTO 2003)
Im März dieses Jahres wurde - als Resultat der Zusammenarbeit seit 2008 der UNWTO und UN Women (ehemals UNIFEM) - der „Global Report on Women in Tourism 2010“ abgehalten. Als ersten Ansatz, die aktive Teilnahme von Frauen in der Tourismusindustrie aufzuzeichnen, präsentierte man eine Studie von fünf Bereichen – Anstellung, Entrepreneurship, Leiterschaft, Ausbildung und Gemeinschaft – mit dem Fokus auf Tourismus und Gender. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, dem „Millennium Developent Goal (MDG)“ Nr. 3 „promoting gender equality and women´s empowerment“ nachzukommen. (vgl. UNWTO 2011)
Ziel dieses Kapitel war es, einen Einblick in die Geschichte und Entwicklung des Tourismus zu geben, sowie die Bedeutung und Auswirkung in seiner wirtschaftlichen und sozialen Rolle als einer der Hauptgeneratoren von Arbeitsplätzen zu skizzieren und zu beleuchten.
Es hat sich gezeigt, dass sich ernstzunehmende Herausforderungen entwickelt haben und Aktionen losgetreten wurden, die unter anderem besonders die Beseitigung der Ausbeutung von Menschen zu Gunsten der Wirtschaft und des Kapitalismus betreffen. Da der Tourismussektor global ein scheinbar weiblich dominierter ist, ist eine genauere Analyse der unterschiedlichen Berufsfelder und eine Verbesserung der Arbeitssituation, die Sichtbarmachung der Frauen, sowie die Verbesserung ihrer Position und Möglichkeiten im Berufsleben notwendig. (vgl. Pritchard et.al 2007: 2) Eine bedeutende Rolle spielt dabei vor allem die globale Dachorganisation des Tourismus UNWTO und ihre Zusammenarbeit mit UN Women, sowie WTTC als wichtige Datenbank und Sprachrohr der Tourismusindustrie.
Guatemala ist ein Land beeindruckender Geschichte, Kultur und kolonialen Erbes; aber auch durch seine geografische Formation und Lage und mit seiner vielfältigen Fauna und Flora zählt es zu einem der beliebtesten Reiseziele Lateinamerikas und weltweit.
In diesem Kapitel werde ich zu Beginn auf die Entwicklung des Tourismus eingehen, sowie auf die Position und Verantwortung der nationalen Dachorganisation INGUAT. Danach setze ich mich mit der aktuellen Situation des Tourismus des Landes und seinen Beitrag zur Ökonomie des Landes auseinander und werde auf die aktuelle Beschäftigungssituation, allgemein und in Bezug auf Frauen in diesem Sektor eingehen.
Nachdem sich die Ökonomie von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs erholt hatte, begann der Aufschwung des Tourismus, der bis heute anhält. Besonders ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war der Tourismus kein Unternehmen Einzelner mehr, sondern breiterer Bevölkerungsschichten, die dann auch in Länder der sogenannten Dritten Welt aufbrachen. (vgl. Hauser-Schäublin 2005: 379)
Im Dezember des Jahres 1952 wurde durch das Regierungsdekret 861 offiziell die „Oficina Nacional de Turismo “ ins Leben gerufen. Beinahe 15 Jahre reglementierte man durch diese Institution den Tourismus, bis sie im Oktober des Jahres 1967 durch das Dekret 1701 und der Gründung des „Instituto Guatemalteco de Turismo“ INGUAT abgelöst wurde. (vgl.SICA 2009). Das reformierte und aktuell gültige „Ley Orgánica del INGUAT “ trat mit 19. November 1967 in Kraft. Dieses Gesetz erklärt INGUAT im Namen des nationalen Interesses für die Förderung, Entwicklung und den Zuwachs des Tourismus verantwortlich und verpflichtet die Körperschaft zur Steuerung und Leitung damit verbundener Aktivitäten, sowie besonders die Privatwirtschaft zu stimulieren, um die gesetzten Ziele zu erreichen. (vgl. Ley Orgánica del INGUAT 1967: 2)
Neben der Konzipierung und Vermarktung des Landes als touristisches Produkt, der Veranstaltungen von Kongressen und Seminaren, sowie der internationalen Repräsentation des Tourismussektors Guatemalas, werden sämtliche Daten zur Beschäftigung sowie des wirtschaftlichen Beitrags zur Ökonomie des Landes von dieser Organisation in Zusammenarbeit mit INE erhoben, aufbereitet und öffentlich zugänglich gemacht. (vgl. INGUAT 2011a; INE 2011a)
Auch die Zusammenarbeit mit der im Jahr 1972 gegründeten nationalen Institution INTECAP („Instituto Técnico de Capacitación y Productividad”) spielt eine bedeutende Rolle. Das Institut hat sich auf die Professionalisierung einer Vielzahl von Berufssparten spezialisiert, um die Arbeitsplatzchancen der lokalen Bevölkerung, sowie die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. (INTECAP 2009: 3ff.) Im Jahr 2002 wurde dabei der Sektor „Hotelería y Turismo“ begründet. (vgl. INTECAP 2011b)
Die Entwicklung des Tourismus in Guatemala hat bereits eine lange Geschichte hinter sich. Durch die Zusammenarbeit der beiden Institute INGUAT und INTECAP, sowie deren forcierte Professionalisierung von Berufen, sollte der Weg für einen soziokulturell nachhaltigen Tourismus geebnet werden. Wie die gegenwärtige Situation des Tourismus sowie die der in diesem Sektor arbeitenden Bevölkerung des Landes aussieht, darauf werde ich in den folgenden zwei Unterkapiteln eingehen.
CNN veröffentlichte im Dezember 2010 unter dem Titel „World’s top destinations in 2011“ eine Liste der empfehlenswertesten Reiseziele des kommenden Jahres.DreiReiseexperten -Robert Reid, Herausgeber des Reiseführers Lonely Planet; Pauline Frommer, Gründerin von Pauline Frommer's Reiseführer; und Martin Rapp, Senior Vize-President im Freizeitvertrieb bei Altourpositionierten dabei Guatemala auf Platz 8.
(vgl. Pawlowski 2010)
Nach aktuellen Daten der Fundación para el Desarrollo de Guatemala befindet sich Guatemala innerhalb Mittelamerikas, nach Costa Rica, an zweiter Stelle hinsichtlich seiner Wettbewerbsfähigkeit im Tourismus. (vgl. FUNDESA 2011)
Während im Jahr 2005 noch 1.3 Millionen Touristen gezählt wurden, liegt die aktuelle Zahl von 2010 bereits bei 1.87 Millionen, was ein Wachstum von 43% in nur 5 Jahren bedeutet. Auch die Devisen stiegen von 868.8 Millionen Dollar im Jahr 2005 auf 1.378.0 Millionen im Jahr 2010, um rund 58%. (vgl. FUNDESA 2011, INGUAT 2009)
INGUAT, die nationale Tourismusorganisation des Landes, zeichnet dabei, wie eingangs erwähnt, als für die Promotion und Entwicklung des Sektors verantwortlich. So hat die Institution Guatemala in sieben touristische Systeme unterteilt, wobei die Gruppierung nach geografischen, historischen und kulturellen Gesichtspunkten erfolgte (vgl. INGUAT 2011a):
- Guatemala, Moderna y Colonial
- Altiplano, Cultura Maya Viva
- Petén, Aventura en el Mundo Maya
- Izabal, Caribe Verde
- Verapaces, Paraíso Natural
- Oriente, Místico y Natural
- Pacífico, Exótico y Diverso
Jedes dieser Gebiete hat ein speziell forciertes touristisches Angebot, das von bedeutenden archäologischen Ausgrabungsstätten der Maya, über koloniales Erbe und indigene Kultur und Dörfer, Vulkane sowie Ökotourismus bis hin zu Stränden am Atlantischen und Indischen Ozean reicht. Um dieses Angebot Touristen zugänglich zu machen und zu verkaufen, sind unter anderem ein gut stratifizierter und organisierter Tourismussektor und touristische Unternehmen Voraussetzung. (vgl INTECAP 2010: 35)
Doch auch die Tatsache, dass Guatemala als eines der „günstigsten“ Urlaubsländer Lateinamerikas gilt, zieht Touristen aus aller Welt an. Reiseführer wie „Lonely Planet“ machen unter anderem damit für das Land Werbung. Für wenig Geld bekommt man viel: Kultur, Abenteuer, Unterhaltung. Eine Hauptmalzeit ab 3$, ein Tagebudget von 15-30$ einen Wochenendausflug um 35$. Das Touristenparadies im „Land des ewigen Frühlings.“ (vgl. Vidgen 2007: 74) Die Schattenseiten zeichnen sich oft nur auf den Gehaltsschecks der ArbeitnehmerInnen und durch die Kondtionen, unter denen sie Dienstleistungen erbringen müssen, ab.
Nach dem Einblick in Guatemala als Tourismusdestination und in seine Entwicklung als Tourismussektors, sowie dessen Beitrag zur Ökonomie des Landes, werde ich in diesem Unterkapitel auf die Arbeitsplatzsituation eingehen und im Speziellen dabei auf die Vertretung der Frauen.
In Gutemala lebenaktuell rund 14.7 Millionen Menschen. (vgl.INE 2011b)Der Tourismus Guatemalas bietet nach letzten Erhebungen 130.000 Menschen im Land Arbeit; das bedeutet: Knapp jede 111. Person der Gesamtbevölkerung des Landes hat ihren Beruf in dieser Branche. (vgl. FUNDESA 2011)
Jedoch zur Beschäftigung und dem Beitrag der Frauen in diesem Sektor gibt es keine offiziellen Angaben. INTECAP veröffentlichte im Jahr 2007 eine von INE erhobene Statistik hinsichtlich der Geschlechterverteilung in den Wirtschaftssektoren, sowie in Führungspositionen und dem geleisteten wirtschaftlichen Beitrag der weiblichen und männlichen Bevölkerung. Der Tourismus wurde dabei als Teil des Dienstleistungssektors aufgefasst. Nach offiziellen Angaben sind 56% der weiblichen arbeitenden Bevölkerung in diesem Sektor tätig. Die Verteilung der Geschlechter in Führungspositionen liegt bei rund 25.5 % Frauen und etwa 74.5% Männer. Diese Aussage wird durch die Erhebung und das Ergebnis des ökonomischen Beitrags nach Geschlecht unterstützt. So erhalten Frauen rund 20.6% und Männer 79.4% des gesamten Arbeitseinkommens. (vgl. INTECAP 2007: 91)
Daraus lässt sich ableiten, dass obwohl der Anteil der im Dienstleistungssektor arbeitenden Frauen mehr als die Hälfte ausmacht, ihre angemessene Repräsentation weder in der Ökonomie, noch im Land selbst als bedeutender Faktor gegeben ist.
Sinclair behandelt diese Thematik anhand der Auseinandersetzung mit den marxistisch-feministischen Theorien. Sie sieht als Grund für diese weltweite, zu unterschiedlichen Graden existierende ungleiche Verteilung, die patriachalen Strukturen, die die Kontrolle der Männer über die Arbeit der Frauen implizieren. Dies drückt sich in der Praxis dadurch aus, dass die von Frauen gefertigten und bereitgestellten Produkte unbezahlter Arbeit von Männern verkauft werden. Jene beziehen oftmals einen beachtlichen Teil, wenn nicht sogar den gesamten Gewinn. Dies gilt auch für Dienstleistungen. (vgl. Sinclair 1997: )
Ziel dieses Kapitel war es, einen Einblick in den Tourismus Guatemalas zu geben. Dabei hat sich gezeigt, dass der ökonomische Wert dieses Sektors den Wert der darin beschäftigten Menschen nicht nur übersteigt, sondern sogar in Hinsicht auf die beteiligte weibliche Bevölkerung nicht einmal „registriert“. Die Repräsentation der Frauen ist zwar im Dienstleistungssektor allgemein gegeben, doch ist dabei auch eine (Ungleich-) Gewichtung des Wertes der weiblichen Arbeitskraft im Verhältnis zu jener der Männer festellbar.
In den folgenden Kapiteln werde ich anhand des Berufsfeldes Guía de Turistas.
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