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Mehr InfosBachelorarbeit, 2012, 54 Seiten
Bachelorarbeit
1,3
Wie in Abbildung 2.1 zu sehen ist, wurde die landwirtschaftliche Produktion in den vergangenen Jahren bereits stark von der Bioenergie beeinflusst und wird erwartungsgemäß weiterhin einen großen Einfluss durch die steigende Nachfrage nach Biomasse erleben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1: Anbau nachwachsender Rohstoffe für den Zeitraum 1999 bis 2012
Quelle: [FNR 2012]
Die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe (Nawaro) ist stetig gewachsen. Kleinere Ausnahmen davon sind z. B. im Jahr 2007 und 2008 durch den Anstieg der Preise für landwirtschaftliche Rohstoffe und damit auch der Substratpreise zu erkennen. Aufgrund dieser Preisentwicklungen konnten viele Biogasanlagen nicht mehr kostendeckend arbeiten und eine verschärfte Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion entstand. Infolge dessen kam es zu einigen Insolvenzanmeldungen durch Biogasanlagenbetreiber.[1] Zurzeit belegt der Anbau von Pflanzen für die Biogaserzeugung eine Fläche von rund 962.000 ha. KUP wurden in der Landwirtschaftszählung zum ersten Mal im Jahr 2010 erhoben. Die Anbaufläche für KUP nahm im Jahr 2011 eine vergleichsweise geringe Fläche von ca. 5000 ha in Deutschland ein.[2]
Gegenwärtig sind in Deutschland noch erhebliche Biomassepotenziale ungenutzt, welche zukünftig eine Produktionssteigerung erwarten lassen.[3] Das Potenzial für die Produktion von Bioenergie wird vornehmlich durch die Veränderung der landwirtschaftlich genutzten Flächen, die Entwicklung der Erträge und den Grad der Nutzung bzw. Nichtnutzung verfügbarer Brachflächen bestimmt.[4] Einen wichtigen Beitrag zu den Flächenpotenzialen liefern dabei neben der Nutzung von Brachflächen die Abbaumöglichkeiten der Überproduktion von Marktordnungsprodukten[5]. Flächen, die zurzeit zum Anbau von Produkten für den Export genutzt werden, könnten somit zukünftig für den Anbau von Nawaro zur Bioenergiebereitstellung genutzt werden.[6] Bis zum Jahr 2020 ist ein akkumuliertes Flächenpotenzial für Bioenergieträger in einer Höhe von ca. 4,4 Mio. ha zu erwarten.[7] Natur- und umweltrechtliche Regelungen könnten dieses Potenzial jedoch drosseln.[8]
Energieertragspotenziale von Biomasse ergeben sich unter anderem durch Veränderungen der Anbauverhältnisse, durch Flächenpotenziale, Konversionstechnologieentwicklungen und mögliche Ertragssteigerungen. Die Energieerträge von Energiepflanzen pro Flächeneinheit variieren in Abhängigkeit von Produktlinie und Nutzungsbereich erheblich. Generell ist zu sagen, dass die Nutzung von Holz aus KUP zur Wärme- bzw. Kraft-Wärme-Nutzung sowie die Kraft-Wärme-Nutzung von Biogas bedeutend höhere Energieerträge pro Hektar ergeben als die Nutzung von Energiepflanzen zur Herstellung von Kraftstoffen oder zur alleinigen Stromnutzung.[9]
Auch außerlandwirtschaftliche Akteure wie Finanzinvestoren oder große Energieversorger wie RWE Innogy Cogen GmbH und Vattenfall Europe New Energy GmbH betreiben Biomasse- und Biogasanlagen und beteiligen sich an dem Anbau von KUP.[10] Vattenfall betreibt beispielsweise ein Biomasse-Kraftwerk in Hamburg, ein Biomasse-Heizkraftwerk in Brandenburg und verbrennt Holzhackschnitzel in einem Heizkraftwerk in Berlin. Mithilfe der Tochterfirma Energy Crops GmbH bildet Vattenfall Kooperationen mit Landwirten zum Anbau von KUP und sichert so die Belieferung der Anlagen mit Holzhackschnitzeln.[11] RWE bewirtschaftet derzeit bereits knapp 20 Energieholzplantagen. Ein Großteil der Flächen liegt in den Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zudem betreibt RWE zwei Biogasanlagen. Beide Betreiber planen den Zubau weiterer Anlagen.[12]
Es konnte festgestellt werden, dass KUP einen sehr viel geringeren Flächenanteil beansprucht als der Biomasseanbau für Biogasanlagen. Gründe dafür werden im weiteren Verlauf der Arbeit hervorgehoben. Des Weiteren wurde durch den ansteigenden Nawaro Anbau bereits deutlich, dass die Bioenergie einen Einfluss auf die Anbauentscheidung und somit auch auf die Produktionsplanung der Landwirte hat. Zusätzliche Absatzmöglichkeiten sind durch die Entwicklung neuer Wertschöpfungsketten entstanden.
Nachfolgend wird der Begriff der Produktionsplanung erklärt und der Zweck, bzw. die Ziele der Produktionsplanung hervorgehoben. Abgeschlossen wird dieses Kapitel durch die Beschreibung des Produktionsplanungs- und Entscheidungsprozesses.
„Die Produktionsplanung ist ein Teil des gesamten unternehmerischen Planungssystems und mit den übrigen Teilen der Planung (z. B. Beschaffungs-, Investitions-, Absatz-, Finanz-, und Kostenplanung) verbunden.“[13] Die Produktionsplanung befasst sich mit der Organisation des Produktionsprozesses, mit der Koordination und der Steuerung des zeitlichen Ablaufs, der Kombination der Produktionsfaktoren und deren Transformation in Produkte.[14] Mit anderen Worten wird durch die Produktionsplanung festgelegt, welche Produkte in welchem Umfang und mit welcher Kombination von Produktionsfaktoren erzeugt werden.[15]
Die Produktionsplanung hat einen übergreifenden Einfluss beispielsweise auf den Güterumwandlungsprozess. Dieser Zusammenhang resultiert daraus, dass die Menge an bereitzustellenden Faktoren wie Rohstoffe oder Arbeitskräfte, die in der Produktionsplanung determiniert wird, auch für die Bereitstellungs- bzw. Beschaffungsplanung von Bedeutung ist. Zudem ist die Produktionsplanung in die Investitionsplanung eingebettet, da die Investitionsplanung die Art und den Umfang langlebiger verfügbarer Wirtschaftsgüter bzw. die Produktionskapazität festlegt.[16] Die Produktionsplanung umfasst die Produktionsprogrammplanung, die Planung der Bereitstellung erforderlicher Produktionsfaktoren und die Planung der Produktionsdurchführung.
In der Produktionsprogrammplanung werden auf strategischer Ebene, d.h. langfristig, die Qualität der Erzeugnisarten und Produktionsverfahren geplant sowie neue Produkte in das Produktionsprogramm integriert. Das Planungsproblem besteht in dieser Phase darin, jenes Produktionsprogramm zu bestimmen, welches den Gewinn maximiert bzw. die höchste Rentabilität aufweist. Auf der operativen Ebene, d.h. mittel- und kurzfristig werden die Menge, der zeitliche Rahmen und die Art der zu produzierenden Erzeugnisse geplant.[17]
In der Bereitstellungsplanung wird festgelegt, welche Arten und Mengen von Produktionsfaktoren verfügbar gemacht werden müssen, um die geplanten Mengen an Endprodukten anfertigen zu können. Häufig werden zugekaufte Produkte für die Produktion benötigt. Daher sind Bestell- und Lagermengenplanungen in diesem Schritt notwendig.[18]
Die Durchführungsplanung bestimmt, wie das Produktionsprogramm in der Planungsperiode realisiert werden kann. Sie ist untergliedert in Losgrößenplanung, Terminplanung und Maschinenbelegungsplanung. Bei diesem Planungsschritt wird die optimale Nutzung der aufgebauten Kapazitäten mit den zeitlichen und mengenmäßigen Restriktionen konkretisiert.[19]
„Unter Planung wird allgemein diejenige Phase im Managementprozess einer Unternehmung verstanden, in der eine systematische Vorbereitung und Gestaltung zukünftigen Handelns auf der Grundlage von Annahmen über zukünftige Entwicklungen des zu planenden Objektes und seiner Umwelt erfolgt.“[20] Planung ist somit ein Prozess zur Lösung von Entscheidungsproblemen unter Berücksichtigung von Zielvorstellungen. In der Planung wird der zu erwartende Zielbeitrag möglicher Ziele abgeschätzt und eine Auswahl zwischen alternativ realisierbaren Maßnahmen getroffen. Es geht darum zukünftige Handlungen und Ereignisse gedanklich vorwegzunehmen.[21]
Zu Beginn jeder betrieblichen Planungstätigkeit steht die Identifizierung des Wirtschaftsziels. Ohne eine vorherige Planung des Fertigungsprozesses ist ein technisch und wirtschaftlich erfolgreiches Produzieren nicht möglich. Oberste Betriebsziele sind die Maximierung des Geldgewinns, eine größtmögliche Kapitalverzinsung und eine kostengünstige Leistungserstellung.[22]
Die Planung der Produktion vermeidet, dass notwendige Faktoreinsätze aufgrund fehlender Produktionsfaktoren versäumt werden. Des Weiteren verfolgt die Produktionsplanung das Ziel, Wartezeiten durch die Planung der Maschinenbelegung zu umgehen sowie Durchlaufzeiten zu verkürzen. Die Festlegung von bestimmten Produktionsmengen soll die Kosten niedrig halten und Aufträge sollen durch die Produktionsplanung termingerecht durchgeführt werden.[23]
Die Produktionsplanung kann nicht als ein homogener Entscheidungsprozess angesehen werden, da die Berücksichtigung monetärer-, mengenmäßiger- und zeitlicher Ziele dem Prozess eine hohe Komplexität verleihen. Planungsprobleme werden anhand folgender Charakteristika zu Teilproblemen heruntergebrochen:
Zeitliche Struktur
Die Aktivitäten eines Unternehmens spielen sich in einem Zeitablauf ab. Die betriebliche Planung zielt darauf ab, künftige Entwicklungen zu gestalten. Daher ist von Interesse, wie weit im Voraus geplant werden soll. Zudem ist festzulegen, mit welcher Genauigkeit geplant werden soll. Es stellt sich weiterhin die Frage nach der organisatorischen Einbindung betrieblicher Pläne mit unterschiedlicher Fristigkeit.[24]
Integrationsgrad der Planung
Dies ist das Ausmaß, in dem die Integration zeitlicher und sachlicher Interdependenzen erreicht wird. Die Entscheidungen, die im Produktionsbereich getroffen werden, sind stark miteinander verknüpft. Unter sachlich horizontalen Interdependenzen werden Verknüpfungen von Daten und Ergebnissen zwischen den Handlungsalternativen verstanden, die in ein und demselben Zeitpunkt existieren. Zeitlich vertikale Interdependenzen bestehen zwischen Entscheidungen in aufeinanderfolgenden Zeitpunkten.[25]
Die Zerlegung des Gesamtproblems in Teilprobleme, die schrittweise und unabhängig voneinander geplant und später aufeinander abgestimmt werden, bezeichnet man als Sukzessivplanung. Bei dem Entscheidungsprozess der Simultanplanung hingegen wird versucht, alle Teilprobleme gleichzeitig zu koordinieren, um das Ziel eines Gesamtoptimums zu erreichen. Das Ausmaß der berücksichtigten Interdependenzen in diesem Modell ist hoch, da alle relevanten Interdependenzen im Zusammenhang mit der Produktionsplanung erfasst sind.[26]
Zur Anschauung werden im Folgenden die Phasen der Produktionsplanung im Rahmen der simultanen Planung dargestellt: Die Ziele der Produktionsplanung werden aus den Oberzielen des Unternehmens abgeleitet. Anschließend wird der Planungshorizont unter Berücksichtigung von Planungshorizonten anderer Bereiche abgestimmt. Die Einflussgrößen, die für die Produktionsplanung von Relevanz sind, werden erfasst und quantitativ festgelegt. Daraufhin wird das simultane Produktionsplanungskalkül mit der Berücksichtigung des Zielerfüllungsgrades aufgebaut. Zum Teil werden auch Alternativpläne erstellt. Das Ergebnis wird überdacht und ggf. wird eine Revision der Planung vorgenommen, um letztendlich eine Entscheidung zu treffen.[27] Allerdings wird die simultane Produktionsplanung vielfach als nicht praktikabel angesehen, da die Zahl der Variablen und Daten häufig so groß ist, dass eine gleichzeitige Behandlung der Teilplanungsprobleme zu komplex wird.[28]
Anpassung der Planung
Einflüsse auf Planungsentscheidungen ändern sich, daher ergibt sich die Frage nach der Anpassung der Planung an die Änderungen beeinflussender Faktoren und die Frage nach der Erfassung der Unsicherheiten. Es werden drei Arten von Unsicherheiten in Entscheidungsmodellen unterschieden: Sicherheit, Risiko und objektive Sicherheit. Die Klassifizierung richtet sich nach dem Wissensstand über zugrunde liegende Werte und nach dem Wissensstand über die Wahrscheinlichkeitszuordnung möglicher Datenkonstellationen. Deterministische Modelle gehen dabei von sicheren Erwartungen aus, wohingegen stochastische Modelle Risiko-Erwartungen unterstellen.[29]
Die landwirtschaftliche Produktion unterscheidet sich durch charakteristische Wesenszüge von industriellen Produktionsprozessen. Den eigentlichen Produktionsvorgang übernimmt in der Landwirtschaft die Natur.[30]
In diesem Kapitel werden die Grundlagen der landwirtschaftlichen Produktionsplanung aufgeführt und die Ziele unter Berücksichtigung des Einflusses der Bioenergie beleuchtet. Im weiteren Verlauf des Kapitels wird auf die Komplexität der Entscheidungen und das Entscheidungsverhalten von Landwirten unter dem Einfluss der Bioenergie eingegangen.
Der Mensch agiert im landwirtschaftlichen Produktionsprozess, um die Kräfte und Wachstumsfaktoren in die für zweckmäßig erachteten Bahnen zu lenken und die Effektivität der Produktion zu erhöhen oder zu hemmen. Alle spezifischen Wesensmerkmale und Probleme, die mit der landwirtschaftlichen Produktion verbunden sind, lassen sich durch ihre Naturgebundenheit erklären. So sind die zeitlichen Bedingungen für die Produktionsplanung durch den Rhythmus der Jahreszeiten sowie die natürliche Produktionsdauer organischer Erzeugnisse gegeben. Örtlich ist die landwirtschaftliche Produktion von Boden und Klima abhängig. Unter den eingesetzten Produktionsfaktoren erfährt der Boden eine starke, quantitative Vorherrschaft. Diese starke mengen- und wertmäßige Inanspruchnahme des örtlich gebundenen Faktors Boden sowie dessen quantitative Beschränktheit sind Ursachen für wesentliche Unterschiede zur industriellen Produktionsplanung. Die Frage nach der Vorteilhaftigkeit verschiedener Arten von Bodennutzungen unter den gegebenen Standortverhältnissen hat daher eine hohe Bedeutung in der landwirtschaftlichen Produktionsplanung.[31]
Eine weitere Besonderheit der landwirtschaftlichen Produktion ist der Anfall von Kuppelprodukten wie z. B. Gülle.[32] Neben dieser Art der Verbundenheit von Produkten gibt es auch durch wirtschaftliche Beweggründe verbundene Produktionen in der Landwirtschaft. Es kann dazu kommen, dass sich durch die Produktion spezieller Güter eine vorteilhafte, sich gegenseitig ergänzende Ausnutzung von Produktionsfaktoren ergibt (z. B. Nutzung derselben Maschinen bei unterschiedlichen Erntezeitpunkten). Des Weiteren kann eine gegenseitige Verbindung bei der Verwendung der Erzeugnisse auftreten. Beispielsweise müssen bei dem Betrieb einer Biogasanlage zwangsläufig Substrate dafür erzeugt werden.[33] Es kann außerdem eine Symbiose zwischen dem Wirtschaftsdüngeranfall in der Tierhaltung und seiner Verwendung beim Biogasanlagenbetrieb festgestellt werden.[34]
Der Rahmen, in dem ein Landwirt produziert, ist sowohl durch die natürlichen und wirtschaftlichen Bedingungen der Region, als auch durch die spezifische Situation des betrachteten Betriebs geprägt. Zu diesen Rahmenbedingungen gehören die Marktgegebenheiten und Marktpreise wie z. B. das Angebot an Produktionsfaktoren oder die Nachfrage nach Produkten. Einfluss hat somit auch die Infrastruktur in der Region. So kann es von Vorteil sein, wenn viele Landwirte in einer Region einen bestimmten Betriebszweig verfolgen und sich dadurch die Bedingungen für den Bezug von Produktionsmitteln und den Absatz von Erzeugnissen verbessern. Derartige Rahmenbedingungen beeinflussen den Handlungsspielraum sowie den unternehmerischen Erfolg eines Landwirts.[35] Aufgrund der hohen Bedeutung dieser Rahmenbedingungen für die Produktionsplanung in der Landwirtschaft wird in Kapitel 5 ein Fokus auf betriebsgestaltende Faktoren unter dem Einfluss der Bioenergie gesetzt.
Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produktionsrichtungen ist die Bioenergieerzeugung für Landwirte ein noch relativ neues Betätigungsfeld. Landwirte müssen sich mit ungewohnten Herausforderungen des Energie‐ und Technologiesektors wie auch mit politischen Aspekten auseinandersetzen, welche in ihrer Komplexität über die etablierten Produktionsverfahren hinausreichen.[36]
Landwirte, die ein Standbein in der Bioenergieerzeugung aufbauen wollen, haben die Möglichkeit als Rohstofflieferanten oder als Energiewirte zu agieren. Rohstofflieferanten konzentrieren sich vorrangig auf die Produktion von Biomasse, die an Energieproduzenten verkauft wird. Energiewirte hingegen wandeln die selbst produzierte Biomasse in Sekundärenergieträger bzw. Endenergie um.[37] Der Betrieb der Bioenergieanlage durch den Nutzer erfolgt meist, wenn keine oder geringe Finanzierungsprobleme auftreten, eine Vertrautheit mit technologischer Komplexität vorliegt und keine nennenswerten Hemmnisse bestehen, die durch Dritte behoben werden können.[38]
Eine gesicherte Verfügbarkeit von Biomasse muss bestehen, um den wirtschaftlichen Erfolg eines Bioenergieprojektes zu erreichen. In der Projektvorbereitung ist es wichtig, die gesamte Wertschöpfungskette von der Gewinnung der Brennstoffe über die Aufbereitung bis hin zur eigentlichen Nutzung herzustellen.[39] Die Größe der Anlage hat weniger Einfluss auf die Projektstruktur als die organisatorische Komplexität des Vorhabens. Die Zahl der Projektbeteiligten (z. B. Brennstofflieferanten) spielt dabei eine große Rolle, da sich der organisatorische Aufwand erfahrungsgemäß mit steigender Anzahl beteiligter Personen erhöht.[40]
Das oberste Betriebsziel „... für jeden Landwirt ist eine optimale Entlohnung der Faktoren Arbeit, Boden und Kapital.“[41] Dieses Ziel wird weiterhin von wirtschaftlich handelnden Landwirten verfolgt, jedoch haben sich teilbetriebliche Ziele durch den Einfluss der Bioenergie verändert . Ziel der Landwirte, die als Energiewirte oder Rohstofflieferanten agieren, ist es so viel Sonnenenergie wie möglich in Biomasse umzuwandeln. Bei der Produktion von Energiepflanzen als Substrat für Biogasanlagen wird ein hoher Methanhektarertrag angestrebt, dadurch hat sich vor allem der Anbau von Silomais als Substrat etabliert. Bei dem Anbau von KUP finden durch den schnellen Biomassezuwachs insbesondere Pappeln und Weiden Anklang. Ein weiteres Ziel ist die ausreichende Silierfähigkeit der angebauten Rohstoffe, damit sie konserviert und gelagert werden können. Die Zielsetzung bei der Erzeugung von Energiepflanzen ist daher eine andere, als bei der Nahrungsmittelproduktion, bei der eine hohe Qualität sowie Quantität der Früchte angestrebt wird und der Rest der Pflanze lediglich als Nebenprodukt genutzt wird.[42] Bei der Produktionsplanung für die Bioenergieerzeugung ist der Fokus auf die gesamte Biomasse der Pflanze gerichtet. Der Qualität der Früchte wird eine geringere Bedeutung beigemessen, da Qualitätsverluste bei Ganzpflanzen kaum einen Einfluss auf die Methanausbeute haben.[43]
Um unternehmerische Entscheidungen zu erklären, können normative (präskriptive) oder auch deskriptive Theorien angewendet werden.[44] Bei der präskriptiven Entscheidungstheorie soll den Entscheidungsträgern, die möglicherweise mehrere Ziele mit begrenztem Informationsstand und limitierten Informationsverarbeitungskapazitäten verfolgen, Hilfestellung für eine optimale Entscheidungsfindung gegeben werden. Die präskriptive Entscheidungstheorie berücksichtigt bei der Ableitung von Entscheidungshilfen explizit Ziele des Adressaten und soll ihn dadurch in die Lage versetzen, die aus seiner Sicht beste Handlungsmöglichkeit zu wählen.
Die deskriptive Theorie hingegen analysiert das empirisch beobachtete Entscheidungs- und Problemlösungsverhalten von Unternehmern und nimmt es als gegeben hin, dass Unternehmer nicht immer die besten Entscheidungen treffen. Daraus resultiert eine Inkonsistenz zwischen unternehmerischen Entscheidungen und Zielen (begrenzte Rationalität). Diese wird durch unvollständige Informationen und unzureichende Informationsverarbeitungskapazitäten verursacht.[45]
Bringen Entscheidungssituationen eine hohe Komplexität und Neuartigkeit mit sich, so ist das Verhalten des Entscheidungsträgers oftmals anders, als man es durch formale normative Theorien erwarten würde. Die vielfältigen Einflüsse auf landwirtschaftliche Entscheidungen in Bezug auf Bioenergie lassen daher nur eine begrenzte Formalisierung zu.[46] Die Entscheidungen von Landwirten sind nicht durch reines Gewinnstreben zu erklären. Eine Studie im Rahmen des Forschungsprojektes BiS[47] hat ergeben, dass persönliche Faktoren wie die Risikoneigung und das Technologieinteresse landwirtschaftliche Entscheidungen stark beeinflussen. Landwirte, die in Biogasanlagen investieren, sind meist risikofreudiger als andere. Der Aspekt des Klimaschutzes durch die Bereitstellung von regenerativer Energie in Form von Biogas ist demnach für die Landwirte nur wenig entscheidungsrelevant.[48]
Viele Landwirte sind emotional und traditionell mit der Landwirtschaft oder einem geerbten Betrieb verbunden. Diese Tatsache beeinflusst die Entscheidungsfindung und veranlasst Landwirte zum Teil zu einem Überlebenswillen, der ökonomisch irrational ist.[49] Entwicklungen haben gezeigt, dass die Entscheidung, Erzeugnisse für die bioenergetische Nutzung zu produzieren oder in Bioenergie zu investieren, von dem Preisniveau der alternativen Anbaukulturen abhängt. Dies wurde bereits in Kapitel 2.3 mit dem Beispiel der Erhöhung von Preisen für Agrarrohstoffe erläutert. In den Jahren 2007 und 2008 führte es dazu, dass der Verkauf von Getreide am Markt profitabler war als die Verwertung in Biogasanlagen.
Wie bereits in Kapitel 2.3 beschrieben, konnte in der Vergangenheit das vermehrte Investieren in Biogasanlagen beobachtet werden.[50] Im Gegensatz dazu haben sich nur wenige Landwirte dazu entschieden KUP anzubauen. Gründe dafür sind in erster Linie die im EEG geregelten, über 20 Jahre garantierten Einspeisevergütungssätze für Strom. Die Erlösseite ist somit sicher kalkulierbar. Das Risiko ist daher auf der Erlösseite einer Biogasinvestition gering und auch die Informationslage und Technologie hat sich durch die schnellen Entwicklungen im Biogasbereich verbessert. Es ist zu beobachten, dass die EEG-Novellierungen Anreize geschaffen haben, die den Ausbau regenerativer Energien vorantreiben.[51] Bei dem Anbau von KUP hingegen gab es bis zur Novellierung des Bundeswaldgesetzes (BWaldG) Unsicherheiten in der Rechtslage. Somit war nicht geklärt, ob KUP nach landwirtschaftlichem oder forstlichem Recht behandelt werden. Nachdem in der Novelle des BWaldG am 31. Juli 2010 klargestellt wurde, dass KUP nicht dem Waldbegriff angehören, erfolgte ein Anstieg des KUP Anbaus.[52] Durch die Novelle wurde die Anlage von KUP erleichtert, weder Erstaufforstungs- noch Rodungsgenehmigung müssen demnach beantragt werden.[53] Im Folgejahr der Novellierung stieg die Anbaufläche von KUP durch die neugewonnene Rechtssicherheit um ca. 20% an.[54] Somit hat die Abnahme von Risiken einen positiven Einfluss auf die Produktionsentscheidungen von Landwirten.
Dennoch bestehen bei dem Anbau von KUP viele rechtliche Differenzen und Unklarheiten. Ein Beispiel dafür sind verschiedene länderspezifische Beihilfemöglichkeiten, wie z. B. die Übernahme von Anlagekosten. Die entsprechenden Regelungen sind oft kompliziert und unübersichtlich. Auch bei der Interpretation des Forstvermehrungsgutgesetztes (FoVG), das die Erzeugung und den Vertrieb von forstlichem Vermehrungsgut regelt, gibt es Tendenzen zu verschiedenen Interpretationen.[55] Auf diese Unklarheiten wird in Kapitel 5.3 näher eingegangen. Es ist daher zu vermuten, dass Entscheidungsgründe gegen den Anbau von KUP zum Teil durch Informationsdefizite begründet sind.[56]
Eine real existierende, stabile Nachfrage nach dem Erzeugnis und ein klarer Wettbewerbsvorteil müssen bestehen, um Entscheidungen für die Erzeugung eines bestimmten Produktes zu begründen. Diese Voraussetzungen werden für KUP in der Zukunft voraussichtlich vermehrt gegeben sein, da Prognosen zufolge die Nachfrage nach Holz das Angebot bis zum Jahr 2020 um ca. 40 Mio. m[3] übertreffen wird.[57]
Wie schon in Kapitel 3.3 erwähnt wurde, kann ein Zusammenhang zwischen Entscheidungen bestehen, die zu verschiedenen Zeitpunkten getroffen werden. Ein Beispiel dafür ist die Entscheidung zum Anbau von KUP. Die getroffene Entscheidung bewirkt direkt eine Reduzierung der Fläche für alternative Produktionsverfahren in den Folgeperioden. Um die Rentabilität einer solchen Planungsentscheidung zu messen, kann eine mehrperiodische lineare Programmierung angewandt werden.[58]
Granoszewski et al. unterteilen die entscheidungsbildenden Faktoren in persönliche, betriebsinterne und betriebsexterne Faktoren. Unter persönlichen Faktoren werden die Risikoneigung, das Umweltbewusstsein, das Wissen und die Erfahrung des Landwirts sowie der Unternehmergeist gefasst. Unter internen Faktoren werden Betriebsstrukturen und die ökonomische Situation des Betriebs verstanden. Externe Faktoren sind die geografische Lage des Betriebs und das soziale Umfeld.[59] Im weiteren Verlauf der Arbeit wird eine Untergliederung in betriebsgestaltende Faktoren vorgenommen, sodass eine teilweise Überschneidung zwischen den eben genannten entscheidungsbildenden Faktoren und den im folgenden Kapitel betrachteten Faktoren besteht.
[...]
[1] Vgl. Kellner et al. (2011), S. 59; Vgl. Granoszewski et al. (2009), S. 6.
[2] Vgl. Land und Forst (2011), o. S.; Vgl. FNR (2012), o. S.; Vgl. Destatis (o. J.), o. S.
[3] Vgl. Wirkner (2010), S. 12.
[4] Vgl. Schmitz et al. (2009), S. 15.
[5] Zu Marktordungsprodukten zählen u.a. Getreide, Zucker, Ölfrüchte, Eiweißpflanzen, Milch und Rindfleisch, die überwiegend auf den Weltmarkt exportiert werden. (Vgl. TAB (2007), S. 12).
[6] Vgl. TAB (2007), S. 12, S. 164.
[7] Vgl. Schmitz et al. (2009), S. 45 ff.
[8] Vgl. TAB (2007), S. 12.
[9] Vgl. TAB (2007), S. 169 f.
[10] Vgl. RWE Innogy GmbH (o. J.), o. S.; Vgl. Vattenfall Europe AG (o. J.), o. S.; Vgl. Granoszewski et al. (2009), S. 5.
[11] Vgl. Ehm (2011), S. 4 ff.
[12] Vgl. RWE Innogy GmbH, (o. J.), o. S.; Vgl. Vattenfall Europe AG (o. J.), o. S.
[13] Lücke (1981), S. 311.
[14] Vgl. Kistner/Steven (2001), S. 3.
[15] Vgl. Mußhoff/Hirschauer (2011), S. 48; Vgl. Adam (1998), S. 126.
[16] Vgl. Adam (1998), S. 126.
[17] Vgl. Lücke (1981), S. 311; Vgl. Schiemenz/Schönert (2005), S. 158; Vgl. Adam (1998), S. 117.
[18] Vgl. Schiemenz/Schönert (2005), S. 159.
[19] Vgl. Lücke (1981), S. 311; Vgl. Schiemenz/Schönert (2005), S. 159.
[20] Buzacott et al. (2010), S. 1.
[21] Vgl. Buzacott et al. (2010), S. 1; Vgl. Althoetmar (1964), S. 23.
[22] Vgl. Althoetmar (1964), S. 31; Vgl. Lücke (1981), S. 310.
[23] Vgl. Lücke (1981), S. 311.
[24] Vgl. Kistner/Steven (2001), S. 10 f.
[25] Vgl. Steven (1994), S. 9; Vgl. Althoetmar (1964), S. 42.
[26] Vgl. Kistner/Steven (1990), S. 14. f.
[27] Vgl. Lücke (1981), S. 311.
[28] Vgl. Corsten/ Gössinger (2012), S. 567.
[29] Vgl. Kistner/Steven (2001), S. 11; Vgl. Kistner/Steven (1990), S. 16.
[30] Vgl. Althoetmar (1964), S. 19 f.
[31] Vgl. Althoetmar (1964), S. 19 ff.
[32] Vgl. Deutscher Bundestag (2007), S. 7.; Vgl. Althoetmar (1964), S. 21.
[33] Die Notwendigkeit entsteht nur dann, wenn kein Fremdbezug durch Lieferanten stattfindet.
[34] Vgl. Bahrs et al. (2007), S. 25.
[35] Vgl. Mußhoff/Hirschauer (2011), S. 20 ff.
[36] Vgl. Gransoszewski et al. (2009), S. 10.
[37] Vgl. TAB (2007), S. 41 f.
[38] Vgl. FNR (2007), S. 256.
[39] Vgl. Gold (2010), S. 447 f.
[40] Vgl. FNR (2007), S. 247.
[41] Schwerdtle (2001), S. 6.
[42] Vgl. Schütte (o. J.), o. S.; Vgl. Burger (2010), S. 12.
[43] Vgl. Deiglmayr (2009), o. S.
[44] Vgl. Granoszewski et al. (2011), o. S.
[45] Vgl. Mußhoff/Hirschauer (2011), S. 3 ff.
[46] Vgl. Granoszewski et al. (2011), o. S.
[47] BiS (Nachhaltige Nutzung von Energie aus Biomasse im Spannungsfeld von Klimaschutz, Landwirtschaft und Gesellschaft.)
[48] Vgl. Granoszewski (2009), S. 1, S. 11, S. 26.
[49] Vgl. Granoszewski et al. (2011), o. S.
[50] Vgl. Granoszewski et al. (2009), S. 4 ff.
[51] Vgl. Granoszewski et al. (2009), S. 1., S. 39.
[52] Vgl. Knur/Murach (2008), S. 30.
[53] Vgl. vTI (2012b), o. S.; Vgl. DLG (2012), S. 21.
[54] Vgl. Agrarheute (2011), o. S.; Vgl. Deutscher Bundestag (2011), S. 2.
[55] Vgl. vTI (2012b), o. S.
[56] Vgl. Wirkner (2010), S. 44 f.; Vgl. vTI (2012a), o. S.
[57] Vgl. Bemmann (2010), o. S.
[58] Vgl. Mußhoff/Hirschauer (2011), S. 220.
[59] Vgl. Granoszewski et al. (2009), S. 12 f.
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