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Mehr InfosStudienarbeit, 2012, 41 Seiten
Studienarbeit
Verwaltungs- und Wirtschafts- Akademie VWA gemeinnützige GmbH, Kassel
1,7
Abkürzungsverzeichnis
1. Ziel der Arbeit
2. Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche
2.1 Bedeutung der Nachhaltigkeit
2.1.1 Historie
2.1.2 Definition
2.2 Drei Dimensionen im nachhaltigen Bauwesen
2.2.1 Soziale Strukturen
2.2.2 Ökologische Aspekte
2.2.3 Ökonomische Aspekte
2.3 Lebenszyklus der Immobilien
3. Wirtschaftlicher Kostenvergleich zwischen nachhaltigen und konventionellen Gebäuden
3.1 Baukosten
3.1.1 Fassade
3.1.2 Fenster
3.1.3 Dachbeläge
3.1.4 Heizungen
3.1.5 Innenwandbekleidungen der Nassräume
3.1.6 Bodenbeläge
3.2 Nutzungskosten
3.2.1 Modernisierungskosten
3.2.2 Heizkosten
3.2.3 Instandhaltungskosten
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Zuge der schnell voranschreitenden Globalisierung spielt das Thema der nachhaltigen Entwicklung überall auf der Welt eine sehr wichtige Rolle. Dabei stehen die Unterpunkte des nachhaltigen Handelns, die den Klimawandel, die Ausschöpfung der natürlichen Ressourcen sowie den CO2- Ausstoß betreffen, im Vordergrund. Ferner wird auf globaler insbes. europäischer und nationaler Ebene versucht alle Produktionsbereiche soweit nur möglich nachhaltig zu gestalten, auch die Immobilienbranche bleibt davon nicht unberührt. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung versuchen der Staat sowie die Unternehmen unter anderem auch die Wirtschaft anzukurbeln. Um diesen Prozess nachhaltig d.h. langfristig -umweltschonend zu gestalten, ist es erforderlich, ökonomische, soziale und ökologische Größen in einer konzentrierten Weise so anzuwenden, dass die zukünftigen Generationen nicht gefährdet werden und eine sinnlose Verschwendung der vorhandenen Ressourcen erst gar nicht entsteht. Die Nachfrage nach den natürlichen Ressourcen ist durch die steigende demografische Entwicklung und immer älter werdende Gesellschaft sowie die zunehmende Industrialisierung insbes. in den Entwicklungsländern gestiegen bzw. ist dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Es wird immer mehr Energie verbraucht, dadurch entsteht über Jahre hinweg das Problem, dass die natürlichen Ressourcen auf die Dauer die erhöhte Nachfrage nicht decken können. Die heutige Gesellschaft wird zunehmend immer älter, dies stellt eine große Herausforderung an die Wohnsituation dar. Ältere Menschen werden weniger beweglich und verbringen die meiste Zeit in der Wohnanlage. Es wird dadurch mehr Energie verbraucht, z.B. unter anderem für das Heizen der Räume.[1] Der Umfang, in dem die natürlichen Ressourcen konsumiert werden, übersteigt die Möglichkeiten, sich von alleine zu regenerieren.[2]
Die vorliegende Abschlussarbeit wird nur eine Nische der nachhaltigen Entwicklung und zwar die nachhaltige Bauweise näher analysieren, da gerade die Bauweise neuer, energie- und umweltfreundlicher Häuser sowie die Modernisierung des bestehenden Immobiliensektors durch den Begriff der Nachhaltigkeit geprägt werden und oft durch die hohen Kosten ein Problem darstellen. Allein 40 % des Energiebedarfes in der Europäischen Union werden für die Unterhaltung des Gebäudesektors eingesetzt.[3] Zunehmend wird die Nachhaltigkeit im Bauwesen zum Leitfaden einer gesunden und ökologisch- freundlichen Bauweise für die meisten Bauleute wie Bauingenieure, Architekten und Baulieferanten.[4]
In diesem Prozess profitiert ganz besonders die Wirtschaft mit der angeblichen Sorge um unsere ökologische Umgebung, alles das, was klimaschonend sei oder als „Bio“ bezeichnet wird, nutzen die auf dem Markt agierenden Akteure als eine Werbekampagne bzw. Marketinggrundlage. In der Baubranche möchten die Bauunternehmen und die Eigentümer gegenwärtige und zukünftige Kosten beim Bau einsparen. Aber gerade im nachhaltigen Bauwesen ist dies zum Bauzeitpunkt nicht möglich, weil umweltschonende Materialien einen höheren finanziellen Aufwand als die konventionellen verursachen. Hierbei stellt sich die Frage, ob der ganze Bauprozess dann überhaupt noch wirtschaftlich ist bzw. ob sich die hohen Modernisierungskosten des bestehenden Immobiliensektors für die Eigentümer lohnen? Im späteren Verlauf wird auf diese Frage durch den Vergleich der Kosten für nachhaltige und konventionelle Baustoffe eingegangen.
Im ersten Teil der Projektarbeit wird zunächst der historische Kontext der Nachhaltigkeit näher definiert und im weiteren Verlauf auf die Baubranche bezogen. Den Schwerpunkt der Arbeit bildet ein Baukostenvergleich von konventionell gebauten Gebäuden gegenüber ökologisch freundlichen und somit nachhaltigen Gebäuden. Des Weiteren werden auch die späteren Nutzungskosten beider Bauarten analysiert. Am Ende wird die Situation durch einen Gesamtvergleich durch das Herauskristallisieren der Vor- und Nachteile bewertet.
In allen Bereichen unserer Gesellschaft ist die Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung von großer Bedeutung. Mittlerweile ist ein Trend entstanden, sich mit dem Thema der Nachhaltigkeit zu schmücken, z.B. wird dadurch die Stellung der Bauunternehmer in einem Wettbewerbsprozess besser gestellt. Es gibt zahlreiche Visionen und Programme auf europäischer Ebene, die das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung stark verfolgen. Gemäß der Roadmap 2050, dabei handelt es sich um einen Energiefahrplan, sollen die Emissionen in der EU bis zum Jahr 2050 um 80-90 % reduziert werden. Dementsprechend bleibt dem Bausektor im Endeffekt nichts anderes übrig, als nachhaltige Häuser mit umweltschonendem Energiebedarf zu bauen.
Laut einer Umfrage der Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen sind 64% der deutschen Bevölkerung der Meinung, dass die Nachhaltigkeit einen großen wirtschaftlichen sowie ökologischen Wert für die heutige und auch die zukünftige Gesellschaft hat. Die restlichen 36 % der Befragten wussten nicht einmal, um was es sich bei der Nachhaltigkeit handelt, ihnen fehlte eine genaue Definition.[5] Im Folgenden wird der Begriff der Nachhaltigkeit aus dem historischen Zusammenhang hergeleitet.
Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde bereits im 18. Jh. von Hans-Karl von Carlowitz, (sächsischer Berghauptmann) zum ersten Mal erwähnt. Im Jahre 1713 erschien ein Buch von ihm mit dem Titel „Silvicultura Oeconomica“, in diesem ging es um die Ökonomie der Waldbestände bzw. die Problematik des Holzmangels.[6] Danach sollte nur so viel Wald abgeschlagen werden, wie benötigt wurde und in der bestimmten Zeit nachwachsen konnte. Über Jahrhunderte hinweg wurde der Waldbestand für viele Zwecke genutzt und unkontrolliert abgeholzt, ohne eine neue Aufforstung zu betreiben. Dies hatte zur Folge, dass die Preise für das Holz um ein mehrfaches gestiegen waren, weil sich der Waldbestand stark verringert hatte.
Bereits im 18. Jh. schlug Hans-Karl von Carlowitz Maßnahmen vor, wie mit dem Holzbestand effizient umgegangen werden soll, z.B. die Herstellung von energiesparenden Schmelzöfen und die Anwendung der Wärmedämmung für die Außenwände der Häuser. In den folgenden Jahren wurde der Gedanke der Nachhaltigkeit von den Forstakademien aufgegriffen und weiter verfeinert.
Erst im 20. Jh. kam das Thema der Nachhaltigkeit erneut und zwar global zur Sprache. Die Initiative kam vom Schweizer Präsident Paul Sarasin, der die erste internationale Konferenz, in der es um den Schutz der natürlichen Gebiete „Nationalpark“ ging, einberufen hat. Diese internationale Konferenz fand zum ersten Mal in Bern im Jahre 1913 statt.[7] Kurz nach dem zweiten Weltkrieg bildeten sich die ersten Naturschutzverbände wie z.B. die Welt-Naturschutzunion IUCN. Die Aufgaben der Schutzverbände sind die Erhaltung und der Schutz der Natur.
Der größte Fortschritt in Bezug auf die Umweltmaßnahmen wurde 1972 in Stockholm auf der Konferenz für Menschliche Umwelt erzielt. Auf dieser Konferenz kam es zu einer Verständigung zwischen den Entwicklungs- und Industrieländern[8]. Es wurden 26 Ziele (Prinzipien) für die Schonung der Umwelt und der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung festgelegt. Ferner ist es nicht nur bei der Formulierung der Ziele geblieben, sondern es wurden auch 109 Handlungsempfehlungen für die Umsetzung dieser Prinzipien festgelegt.
Die nächste äußerst wichtige UN-Klimakonferenz, auch „Erdgipfel“ genannt, hat im Jahre 1992 in Rio de Janeiro, Brasilien stattgefunden. Auf dem Weltgipfel nahmen Umwelt- und Regierungschefs von insgesamt 178 Staaten teil[9]. Die Einsicht, dass eine derart große Konferenz nötig sei, kam dadurch zustande, weil sich alle Staaten Gedanken über die Umweltschäden, die dadurch verursachte Armut in der Gesellschaft sowie die ungesunde Wirtschaft gemacht haben und zu dem Ziel kamen, dass solche Probleme am besten auf einer internationalen Ebene zu lösen sind. Die Ziele wie die Sicherung der Grundbedürfnisse, die Schaffung einer gesunden Umwelt für die Gesellschaft sowie die Entwicklung einer guten und nachhaltigen Wirtschaft wurden in der „Agenda 21“ definiert und anschließend von allen Staaten angenommen. In den darauffolgenden Jahren trafen sich die Mitglieder der UNO jedes Jahr zur Besprechung und Weiterentwicklung der in der Agenda 21 festgesetzten Ziele. Die Folgekonferenz zum Erdgipfel wird im Juni 2012 wieder in Brasilien stattfinden, dort soll das umweltpolitische Aktionsprogramm und zwar die „Agenda 21“ reformiert werden bzw. soll der nachhaltigen Entwicklung ein neuer Impuls und Schwung gegeben werden.[10]
Wenn man den Begriff der Nachhaltigkeit kurz und knapp definiert, bedeutet dies eine effiziente und langfristige Nutzung der natürlichen Ressourcen. Das heiß es soll nur so viel verbraucht werden, wie notwendig ist, damit ein langfristiger und sorgfältiger Umgang mit knappen Ressourcen gewährleistet werden kann, um das Vorhandensein der Ressourcen für die zukünftigen Generationen nicht zu gefährden.[11]
Die Nachhaltigkeit begrenzt sich nicht nur auf den reinen Umweltschutz. Diese beinhaltet drei weitere Dimensionen und zwar die sozialen Strukturen, die ökologischen und ökonomischen Aspekte. Nur unter Beachtung der drei Kriterien bzw. durch das Erreichen eines Gleichgewichts zwischen der Ökologie, der ökonomischen Seite und der sozialen Strukturen können unser Planet und die Gesellschaft geschont und geschützt werden.[12].
Eine der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ist die soziale Struktur. Darin werden die Grundbedürfnisse der Menschen wie Gesundheit, Behaglichkeit, Nutzenzufriedenheit definiert.[13] Da ein Mensch die meiste Zeit seines Lebens im Gebäude, entweder beim Arbeiten oder zu Hause, verbringt, sollte das Gebäude ein komfortables und gesundes Umfeld bieten bzw. den Menschen vor verschiedenen Wetterverhältnissen schützen.[14]
Der ökologische Aspekt in der Nachhaltigkeit beschreibt einen sorgfältigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und dem lokalen Umfeld eines Gebäudes . Da jedes Gebäude die Umgebung, in der es errichtet wird, beeinflusst, sollten die Baumaterialien und Bauprodukte sorgfältig ausgewählt werden.[15] Diese sind auch für den späteren Energieverbrauch bedeutend, um den anfallenden Verbrauch der Ressourcen für Energiezwecke effizient gestalten zu können[16]. Die wichtigen Indikatoren der ökologischen Dimension sind z.B. die Reduzierung der Bodenversiegelung durch Neubauten, die Minimierung des Kohlendioxidausstoßes und die Erhaltung eines nachhaltigen Kreislaufs des Gebäudes im Immobilienwesen[17].
In der letzten Dimension im nachhaltigen Bauwesen werden die ökonomischen Aspekte betrachtet. Diese umfassen die gesamten Kosten einer Immobilie und sind eine der wichtigsten Entscheidungen, die bereits vor der Errichtung eines Gebäudes getroffen werden müssen. Daher sollten nicht nur die Errichtungskosten im Vordergrund stehen, sondern auch die Nutzungs- und Rückbaukosten spielen bei dieser Entscheidung eine sehr wichtige Rolle.
Bei der konventionellen Bauweise ist es nicht selten der Fall, dass die Baufolgekosten die Errichtungskosten um ein vielfaches übersteigen[18]. Deshalb ist es von enormer Bedeutung, sich den Lebenszyklus einer Immobilie anzuschauen. Da schon bei der Planung, d.h. vor der Entstehung des Gebäudes, die Errichtungs-, Nutzungs-, und Rückbaukosten aufeinander abgestimmt und optimiert werden können, z.B. bei der Wahl von umweltfreundlichen Rohstoffen.
Die Betrachtung des Immobilien-Lebenszyklus ist sehr wichtig, weil der tatsächliche Wert einer Immobilie sich danach bestimmen lässt. Der Lebenszyklus einer Immobilie wird in acht Phasen unterteilt: die Gewinnung der Rohstoffe, die Produktherstellung, die Errichtung, die Nutzung, die Instandhaltung und Modernisierung der Gebäude sowie die Rückbau- und Recyclingphase[19]. Die Trennung der einzelnen Phasen kann nicht eindeutig eingegrenzt werden, weil sich einzelne Phasen entweder überschneiden oder voneinander abhängig sind[20].
In der ersten Phase des Lebenszyklusses werden Rohstoffe gewonnen, aus diesen wird später das Gebäude errichtet. In der zweiten Phase wird aus den gewonnen Rohstoffen das Produkt hergestellt, z.B. werden aus Holz Holzbalken produziert, die für die Grundkonstruktion eines Gebäudes dienen. Die dritte Phase eines Immobilien-Lebenszyklusses ist die tatsächliche Errichtung des Gebäudes, diese ist eine der wichtigsten Phasen. Wenn ein Gebäude bereits fertig gebaut ist, dann können Änderungen nur begrenzt vorgenommen werden bzw. sind diese mit hohen Kosten verbunden. Nach dem Bau des Gebäudes folgt die Nutzungsphase, während dieser ist darauf zu achten, dass das Gebäude nachhaltig genutzt wird. Das Heizen und Lüften spielt in der Nutzungsphase eine wichtige Rolle; wenn nicht genug geheizt oder gelüftet wird, kann Schimmel entstehen. Bereits in der Nutzungsphase sollte die Instandhaltung des Gebäudes in wiederkehrenden zeitlichen Perioden erfolgen, dies kann die zukünftigen Investitionen in das Gebäude mindern bzw. die Nachhaltigkeit fördern. Ein ganz einfaches Beispiel dafür ist, wenn die Fenster nicht richtig zu gehen, weil die Dichtungen nicht in Ordnung sind, dann entweicht die warme Luft nach draußen und es wird viel mehr geheizt, die Folge davon sind hohe Heizkosten.
Nicht außer Acht sollte die fünfte Phase und zwar die Modernisierung des Gebäudes gelassen werden. Da Nachhaltigkeit heutzutage ein schnell vorschreitender Prozess ist und zwar in dem Sinne, dass viel geforscht und entwickelt wird, sollte man sein Gebäude auch nach den neuen Richtlinien modernisieren, z.B. die Fassade bei alten Gebäuden von Außen dämmen oder auf Solarenergie umsteigen. Die letzten beiden Phasen des Immobilien-Lebenszyklusses sind der Rückbau und das Recyceln von Baustoffen. Bei dem Rückbau des Gebäudes ist es wichtig, dass die meisten oder am besten alle Baumaterialien oder Teile recycelbar sind. Es ist von Anfang an wichtig, umweltfreundliche Rohstoffe/ Baumaterialen zu verbauen, denn nur dann wird auch die letzte Phase des Lebenszyklusses der Immobilie eine erfolgreiche, diese kann dem Eigentümer hohe Entsorgungskosten ersparen und die Umwelt erst gar nicht belasten.[21]
Es sollte bereits in der Anfangsphase und zwar in der Rohstoffgewinnung bis hin zum Rückbau sowie dem Recyceln eine Optimierung aller wichtigen Faktoren, die den Immobilien-Lebenszyklus beeinflussen, erfolgen.[22]
Beim Bau einer Immobilie entstehen verschiedene Kosten und zwar für die Anschaffung bzw. Errichtung des Gebäudes sowie deren spätere Nutzung und einen eventuellen Abriss. Die Errichtungs- und Baufolgekosten werden in drei Gruppen aufgeteilt: Errichtungskosten, Nutzungskosten und Rückbaukosten. Die Errichtungskosten enthalten die Erschließungs-, Makler-, Notar-, Dokumentations- und Baukosten. Nach dem Bau einer Immobilie fallen die Nutzungskosten z.B. für die Instandhaltung oder Modernisierung an. Wenn das Gebäude sich in der letzten Lebenszyklusphase befindet, müssen Rückbaukosten für den Abriss, das Abtransportieren sowie für das Entsorgen der Baustoffe in Betracht gezogen werden.[23] Daher ist bereits bei der Planung des Baus einer Immobilie sehr wichtig, alle Kostenarten mit in die Kalkulation einzubeziehen. Ganz besonders sind dafür die Baustoffkosten relevant, weil diese für das nachhaltige Bauen von großer Bedeutung sind. Die Baukosten enthalten zum einen die Baustoffkosten und die Lohnkosten für handwerkliche Gewerke.[24]
Um die Wirtschaftlichkeit der nachhaltigen Bauweise näher zu untersuchen, werden einzelne wichtige Bauteile einer Immobilie mit jeweils zwei typischen Baustoffen, einmal aus der Sicht der konventionellen und der nachhaltigen Bauweise, miteinander verglichen und auf deren Wirtschaftlichkeit analysiert.
Als konventioneller Baustoff für die Fassade wird in den meisten Fällen Stahlbeton verwendet. Dieser wird unter anderem sehr oft als Fertigbetonteil benutzt, um die Bauphase zu beschleunigen. Bei der Auswahl verschiedener umweltfreundlicher Baustoffe, wie z.B. Mauersteine aus Ton, Kalksandsteine und Porenbeton, ist Porenbeton für die Errichtung einer Fassade am geeignetsten, weil dieses dem Nachhaltigkeitsdreieck (Ökologie, Ökonomie und soziale Struktur) am weitesten entspricht. Bei der Produktion des Porenbetons entsteht kein Abfall, der entsorgt werden muss, daher ist dieser Baustoff bereits von Anfang an nachhaltig. Ferner hat der Porenbeton eine längere Lebensdauer als Stahlbeton, auf diese wird im späteren Verlauf näher eingegangen. Porenbeton kann von einzelnen Individuen aufgrund seines geringen Gewichts leicht verarbeitet werden. Darüber hinaus sorgt dieser nach der Fertigstellung des Gebäudes für ein Wohlgefühl in den Räumen, dazu trägt seine gute Isolierfähigkeit bei.
In dem Herstellungsprozess ist Porenbeton ressourcenschonender als Stahlbeton. Auf einen m³ betrachtet, braucht man für die Herstellung des Porenbetons weniger Rohstoffe, als für die Herstellung des Stahlbetons. Bei der Produktion des Porenbetons wird Luft zugeführt, um die poröse Struktur erreichen zu können, durch diese wird eine bessere Wärme- und Kälteisolierungsfähigkeit erreicht,[25] dadurch ist Porenbeton um 800 % energieeffizienter als Stahlbeton.[26] Bei der Betrachtung der Kosten pro m² ist Porenbeton um 39 % teurer als Stahlbeton, dieser kostet im Durchschnitt 160 Euro und Stahlbeton 105 Euro.[27]
Die Lebensdauer des Poren- und Stahlbetons ist ein weiterer Indikator für bzw. gegen den Aspekt der Nachhaltigkeit. Porenbeton ist 120 Jahre und Stahlbeton ist 100 Jahre lang beständig, daraus ergibt sich eine Differenz von 20 %, die für die Benutzung des Porenbetons spricht.[28] Die Entsorgungskosten sind für den Vergleich der beiden Betonarten nicht relevant, da beide unter die Entsorgungskategorie „Bauschutt“ fallen und gleich viel kosten (22,50 EUR/t).[29]
Fenster sind ein weiterer wichtiger Bestandteil des Gebäudes, für deren Betrachtungsweise werden Fenster aus Kunststoff und Fenster aus Hartholz miteinander verglichen. Für die konventionelle Bauweise werden Kunststofffenster mit dreifacher Verglasung und für die nachhaltige Bauweise werden Fenster aus Hartholz ebenfalls mit dreifacher Verglasung auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit analysiert.
Die Anschaffungskosten der Kunststofffenster betragen 220 Euro pro m², die Fenster aus Hartholz kosten dagegen 350 Euro pro m², somit sind die Hartholzfenster um 59 % teurer als die Kunststofffenster.[30] Ein weiterer Vorteil der konventionellen Fenster aus Plastik ist, dass diese sehr witterungsbeständig sind und viel weniger gewartet werden müssen als die Hartholzfenster. Um die Langlebigkeit des Holzes gewährleisten zu können, müssen Hartholzfenster dagegen alle drei Jahre mit einer Holzlasur behandelt werden. Zwischen der Lebensdauer beider Fensterarten gibt es keinen Unterschied, diese beträgt in beiden Fällen 40 Jahre.
Ferner entsteht bei der Produktion der Kunststofffenster ein hoher Energieverbrauch, weil Plastik erst unter sehr hohen Temperaturen in einem Hochofen erwärmt werden muss, um die richtige Form zu bekommen. Die Holzfenster werden aus in der Natur gewachsenem Holz hergestellt. In den meisten Fällen wird Laubholz benutzt, da es am härtesten ist und witterungsbeständiger als andere Holzarten. Fraglich ist jedoch, ob die Hartholzfenster ökologisch sinnvoll sind , weil oft das Problem entsteht, dass das Holz für die Fenster nicht aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft kommt und die Umwelt noch mehr beschädigt.
Bei einer Gegenüberstellung der Entsorgungskosten von beiden Fensterarten sind die Kunststofffenster gegenüber den Hartholzfenstern um 85 % teurer. Der Eigentümer der Fenster muss für die Entsorgung der konventionellen Fenster aus Kunststoff 185 Euro pro Tonne und für die Hartholzfenster 100 Euro pro Tonne bezahlen.[31] Eine weitere Wiederverwertung der Kunststofffenster ist sehr umweltbelastend, da eine große Menge an CO2 freigesetzt wird. Die Wiederverwertung der Holzfenster ist ökologischer, weil keine CO2-Emissionen entstehen und aus dem alten Holz z.B. Holzpellets hergestellt werden können. Im Jahre 2011 wurden die Kunststofffenster um 57,1 % mehr verkauft als die Hartholzfenster. Dies spricht für eine hohe Profitabilität, weil diese in der Anschaffung günstiger als Hartholzfenster sind.[32] Jedoch wird das Problem der hohen Entsorgungskosten bei den Kunststofffenstern außer Acht gelassen.
Die Auswahl der Baustoffe für die Deckung des Steildaches ist für die Betrachtung des Nachhaltigkeitsaspektes sehr wichtig, weil die Herstellung der Baustoffe auf verschiedene Art und Weise erfolgt. Es werden optisch fast gleiche, doch in der Herstellung unterschiedliche Dachbaustoffe untersucht, und zwar Dachsteine, die auch Dachpfannen genannt werden, und Dachziegel, die auch als Tonziegel bekannt sind. Aufgrund des Bekanntheitsgrades und der traditionellen Bauweise findet man auf den Dächern sehr oft die konventionellen Dachziegel aus Ton. Es hat damit zu tun, dass die Tonziegel bereits vor 4000 Jahren verwendet wurden und bei denkmalgeschützten Gebäuden immer noch Pflicht sind.[33] In der Herstellung der Tonziegel hat sich nicht besonders viel geändert, weil die Dachziegel bis heute aus reinem Ton und eingemischten Magerungsmitteln bestehen. Die gepressten Rohlinge aus gemischten Rohstoffen werden 24 Stunden lang in einem ca. 1000 Grad Celsius heißen Offen gebrannt. Früher wurde der Ofen mit Öl aufgeheizt, um die Dachziegel zu brennen. Bei einer derartigen Brennung entstehen sehr hohe umweltbelastende Emissionen, daher haben bereits viele Unternehmen den Brandstoff Öl durch Gas ersetzt, ein großer Fortschritt wurde dadurch jedoch nicht erzielt, weil der C02- Ausstoß immer noch sehr hoch ist.[34]
Die Alternative zu den Dachziegeln sind Dachsteine, diese werden erst seit 1953 in industrieller Form produziert. Bei der Produktion der Dachsteine werden die gepressten Rohlinge bei einer Temperatur von 60 Grad Celsius ca. 28 Stunden lang im Offen getrocknet, der CO2- Ausstoß ist somit geringer.[35] Ein weiterer Unterschied zwischen den Dachsteinen und den Dachziegeln liegt nicht nur in den Emissionen, sondern in den verschiedenen Rohstoffen, die für die Produktion benötigt werden. Die Rohstoffe für die Herstellung der Dachsteine bestehen aus 70% Sand, 20% Zement, 7% Wasser und 3 % Eisenoxid, der für die Farbpigmente zuständig ist. Die Dachsteine sind somit zu 100 % recycelbar[36] und weisen einen geringen Energieverbrauch auf, sind aber in der Anschaffung um 14 % teurer als die Dachziegel, die Dachsteine kosten 0,48 Euro pro Stück, und da die Dachziegel 0,42 Euro pro Stück kosten, sind diese wirtschaftlicher.[37]
Bei der Auswahl des Baustoffes für ein Dach spielt die Lebensdauer der Dachsteine eine weitere wichtige Rolle. Die Lebensdauer der Dachsteine beträgt 60 Jahre und die der Dachziegel 80 Jahre und ist um 33 % kürzer.[38] Beim Vergleich der Lebensdauer und der Anschaffungskosten beider Baustoffe sind die Dachsteine nicht wirtschaftlich, da sie mehr Geld kosten und eine kürzere Lebensdauer als die Dachziegel haben, jedoch entsprechen die Dachsteine dem Dreieck der Nachhaltigkeit.
Die Klimabedingungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, die Winter werden immer kälter und es muss mehr geheizt werden. Die Energiekosten sind aufgrund des hohen Heizpotentials ins Unermessliche, der immer knapp werdenden Ressourcen und des Ausstiegs aus der Atomkraft, gestiegen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die Heiz-anlagen auf die Wirtschaftlichkeit und auf das nachhaltige Verhalten zu prüfen. Im Folgenden werden eine Ölheizungsanlage und ein Holzpelletskessel miteinander verglichen. Der Austausch einer Ölheizungsanlage gegen einen Holzpelletskessel bringt keine großen Umbaumaßnahmen mit sich, da bei den Ölheizungsanlagen immer ein großer, separater Vorratsraum vorhanden ist, in dem ein großer Tank, mit Öl gefüllt, steht. Für die Lagerung der Holzpellets wird ebenfalls ein großer Raum benötigt, weil dieser bei einer Ölheizungsanalage sowieso immer vorhanden ist, entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten. Problematisch wird es, wenn man eine Gasheizungsanlage gegen einen Holzpelletskessel austauschen möchte. Dazu muss im Keller ein separater Vorratsraum für die Lagerung der Pellets gebaut werden. Diese Maßnahme ist jedoch mit sehr hohen Kosten verbunden bzw. ist aus Platzgründen nicht immer möglich. Die Ölheizungsanlagen werden meistens in älteren Gebäuden vorgefunden, weil die Rohstoffpreise in den 1950 er Jahren sehr günstig waren und der Rohstoff Erdöl eine gute Alternative zu Kohle für das Heizen der Räume darstellte. Heutzutage stellt die Ölheizungsanlage nicht die günstigste Variante, aufgrund steigender Ölpreise, dar. Ferner müssen noch die Risiken für die Umwelt bedacht werden, z.B. kann bei einem undichten Öltank in einem Gebäude, Öl freigesetzt werden. So eine Situation bringt nicht nur hohe Reparaturkosten mit sich, sondern auch hohe Strafen für die Umweltbelastung. Die zusätzliche Kosten und Strafen muss der Eigentümer des Heizöltanks tragen.[39]
[...]
[1] Vgl. Streck, S. (2011), S. 4-5.
[2] Vgl. Grenner, S. (2011), S. 3.
[3] Vgl. Grenner, S. (2011), S. 5.
[4] Vgl. Königstein, T. (2011), S. 8.
[5] Vgl. Forsa-Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, (2012), S. 1.
[6] Vgl. Grenner, S. (2011), S. 9.
[7] Vgl. Summermatter, S. (2010), Naturschutz.
[8] Vgl. Grenner, S. (2011), S. 11.
[9] Vgl. Grenner, S. (2011), S. 12.
[10] Vgl. BMU- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2012), Nachhaltige Entwicklung als Handlungsauftrag (2012).
[11] Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit (2012), Definition Nachhaltigkeit.
[12] Vgl. Hegger, M. u. a. (2009), S. 6.
[13] Vgl. Hegger, M. u. a. (2009), S. 10.
[14] Vgl. Gänsmantel, J. u.a. (2005), S. 88.
[15] Vgl. HWK Rechtsanwälte- Heiermann u.a. (2009), S. 23.
[16] Vgl. Hegger, M. u. a. (2009), S. 8.
[17] Vgl. Gänsmantel, J. u. a. (2005), S. 83.
[18] Vgl. HWK Rechtsanwälte- Heiermann u.a. (2009), S. 23.
[19] Vgl. HWK Rechtsanwälte- Heiermann u.a. (2009), S. 22.
[20] Vgl. Gänsmantel, J. u. a. (2005), S. 91.
[21] Vgl. Back, H. (2006), S. 14.
[22] Vgl. Heiermann u. a. (2009), S. 22.
[23] Vgl. Heiermann u.a. (2009), S. 23.
[24] Vgl. Sailer u. a. (2010/2011), S. 125.
[25] Vgl. Wehrhahn GmbH.
[26] Vgl. Anhang 1, Tabelle 1: Fassade, S. VIII.
[27] Vgl. ebd.
[28] Vgl. ebd.
[29] Vgl. ebd.
[30] Vgl. Anhang 1, Tabelle 2: Fenster, S. IX.
[31] Vgl. ebd.
[32] Verband Fenster + Fassade e.V.
[33] Vgl. Erich Carle GmbH & Co.KG.
[34] Vgl. Braas-Alles gut bedacht.
[35] Vgl. Braas-Alles gut bedacht.
[36] Vgl. Erich Carle GmbH & Co.KG.
[37] Vgl. Anhang 1, Tabelle 3: Dachbeläge, S. IX.
[38] Vgl. ebd.
[39] Vgl. Ruff, E. (März 2006).
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