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Mehr InfosBachelorarbeit, 2012, 78 Seiten
Bachelorarbeit
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Im folgenden Abschnitt werden die für diese Arbeit relevanten theoretischen Grundlagen zusammenfassend vorgestellt. Zentrale Begriffe stellen dabei Kultur, Kulturstandards und interkulturelles Lernen dar. Diese werden im Folgenden definiert, und die Konzepte, welche für das weitere Verständnis von substanzieller Bedeutung sind, genauer erläutert.
Der Begriff „Kultur“ gehört zweifelsohne zum trivialen Sprachgebrauch. Dennoch stellt sich bei genauerer Betrachtung die Frage: Was bedeutet Kultur eigentlich? Sind damit künstlerische Artefakte, eine bestimmte Lebensart, unterschiedliche Lebensgewohnheiten zwischen den Völkern und/oder landwirtschaftliche Aktivitäten gemeint? Der Versuch, diesen Terminus in gedanklich einheitlicher und strukturierter Form so zu determinieren, dass er allen bedeutungsrelevanten Bereichen in angemessener Weise Rechnung trägt, stellt ein nahezu unmögliches Unterfangen dar. Je nach Kontext und Benutzer meint „Kultur“ unterschiedliche Phänomene, Spezifizierungen und ruft mannigfaltige Assoziationen hervor.[1]
Analog dazu findet sich in der Literatur eine unüberschaubare Anzahl an Definitionen des Kulturbegriffs, welcher im Laufe der Geschichte immer wieder neu und von unterschiedlichen Wissenschaftszweigen her definiert und interpretiert wurde.[2] So beschäftigt sich eine Vielzahl an Ethnologen, Anthropologen, Soziologen, Kulturphilosophen, Politologen, Psychologen und Wirtschaftswissenschaftlern mit der Begebenheit „Kultur“.[3] Zu den bekanntesten interkulturellen Studien der letzten Jahrzehnte zählen die Untersuchungen und Modelle von Edward Hall, Geert Hofstede, Fons Trompenaars, David Pinto, Harry Triandis und Alexander Thomas.[4]
Etymologisch leitet sich „Kultur“ vom lateinischen Begriff „colere“ her, wo er ursprünglich im Zusammenhang mit Handlungen aus der bäuerlichen Arbeitswelt verwendet wurde: Übersetzt bedeutet er so viel wie „pflegen, bebauen, bestellen“, aber auch „anbeten“.[5] Dabei spielt der Eingriff des Menschen in die Natur eine wichtige Rolle. Kultur kann als etwas verstanden werden, das die Natur bewusst oder unbewusst ändert. Hierbei wird die Gegenüberstellung der Kultur zur Natur deutlich. Die natürliche Ordnung wird demnach durch eine vom Menschen geschaffene ersetzt. Entsprechend dieser Kulturauffassung determiniert der US-amerikanische Psychologe Harry Triandis Kultur als „the human–made environment“.[6]
Der holländische Kulturpsychologe Geert Hofstede definiert Kultur metaphorisch als „the collective programming of the mind“.[7] Folglich betrachtet er Kultur als einen von einer kulturellen Gemeinschaft geteilten Wissensvorrat über traditionelle Werte, Weltbilder, Normen, Konventionen und gruppenspezifisches Kulturwissen.[8] Die Quellen dieser „mentalen Programme“, wie Hofstede sie nennt, liegen im sozialen Umfeld.[9] Mit anderen Worten: Während des Hineinwachsens des Einzelnen in die Gesellschaft, auch als „Enkulturation“ bezeichnet, erlernt ein Individuum die jeweils spezifischen sozial relevanten Verhaltensweisen seines Kulturkreises. Dies geschieht meist automatisch und unbewusst.[10] Verhält sich eine Person innerhalb der im jeweiligen sozialen Umfeld existierenden Normen und Regeln, erfährt sie Bestätigung. Vice versa werden abweichende Verhaltensmuster mit Ablehnung und direkter oder indirekter Missbilligung „bestraft“, und führen zu einer eventuellen Veränderung der eigenen Denk- und Handlungsmuster.[11] Auf diesen Punkt wird im folgenden Kapitel genauer Bezug genommen.
Der Fokus dieser Arbeit richtet sich auf die Analyse der zentralen deutschen Kulturstandards aus Sicht spanischer Studierender in Deutschland. Daher soll an dieser Stelle auf denjenigen Aspekt des Kulturbegriffs Bezug genommen werden, welcher für die interkulturelle Kommunikation und Kooperation von Relevanz ist. Daher bildet folgende Definition des Kulturbegriffs die Grundlage der vorliegenden Arbeit:
„Kultur ist ein universell verbreitetes, für eine Nation, eine Gesellschaft, eine Organisation, eine Gruppe, also für jedes soziale Gebilde, zu denen Menschen sich zugehörig fühlen, sehr spezifisches, typisches und identitätsstiftendes Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem manifestiert sich in spezifischen Symbolen (z.B. Sprache, nichtsprachliche Symbole, Gestik, Mimik, Etiketten, Sitten, Gebräuche, Werte, Normen, Verhaltensregeln, Verhaltensskripts) und wird in der jeweiligen sozialen Gemeinschaft über den Prozess der Sozialisation und der Enkulturation tradiert. Das kulturspezifische Orientierungssystem beeinflusst die Wahrnehmung, das Denken, Werten, Urteilen, die emotionalen und motivationalen Prozesse und das Handeln aller Mitglieder der Gemeinschaft und definiert somit deren Zugehörigkeit zur jeweiligen sozialen Gemeinschaft.“[12]
Im Mittelpunkt dieser Definition steht das „Orientierungssystem“, welches den Angehörigen eines bestimmten Kulturkreises eine sinnstiftende Wirkung und damit wiederum Handlungssicherheit verleiht. Dieses System, bestehend aus kollektiven sozialverbindlichen Normen und Regeln, kann als „kulturelle Brille“ verstanden werden, durch welche Menschen die Welt beobachten und strukturieren.[13]
Diese Normen und Regeln werden „von der Mehrheit der Mitglieder einer Kultur als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen“[14] und können somit als „Kulturstandards“ (KSs) bezeichnet werden. Je mehr ein Individuum die KSs eines bestimmten Kulturkreises –inklusive des eigenen– versteht und respektiert, desto einfacher wird er sich innerhalb dieser Kultur bewegen können.[15]
Das Modell der KSs wurde von einer Gruppe von Theoretikern um Alexander Thomas an der Universität Regensburg (UR) entworfen. Es zielt darauf ab, grundlegende kulturelle Ausprägungen von Menschen respektive Kulturkreisen zu veranschaulichen. Dabei wird immer von zwei Kulturen ausgegangen, die in Relation zueinander gesetzt werden. Bei der Kulturstandardmethode handelt es sich um eine hermeneutische[16] Wissenschaft, das heißt, durch die Perspektivenübernahme der „fremden“ Handlungsperspektive, und der damit verbundenen Selbstreflexion, sollen sowohl das Fremd- als auch das Selbstverständnis gefördert und sensibilisiert werden.[17]
Dem im vorherigen Abschnitt beschriebenen Orientierungssystem liegen kulturspezifische Verhaltens- und Bewertungsstandards zugrunde, welche idiomatisch als „Kulturstandards“ bezeichnet werden. Hierbei kann zwischen zentralen und peripheren KSs unterschieden werden. Während zentrale KSs weite Bereiche des Denkens, Wertens und Handelns regulieren, beziehen sich periphere KSs nur auf bestimmte Situationen oder Personengruppen.[18] Der Analysegegenstand dieser Arbeit beschränkt sich weitgehend auf die zentralen KSs, da diese zum einen besser nachprüfbar, und zum anderen im Rahmen einer interkulturellen Betrachtung von größerer Signifikanz sind. Nach Thomas werden KSs definiert, als
„die von den in einer Kultur lebenden Menschen untereinander geteilten und für verbindlich angesehenen Normen und Maßstäbe zur Ausführung und Beurteilung von Verhaltensweisen. KSs wirken als Maßstäbe, Gradmesser, Bezugssysteme und Orientierungsmerkmale. KSs sind die zentralen Kennzeichen einer Kultur, die als Orientierungssystem des Wahrnehmens, Denkens und Handelns dienen. [...] Ein Standard ist dabei ein als normal gebräuchlich, richtig, passend, usw. empfundenes Maß der Beschaffenheit eines Gegenstandes, eines Ereignisablaufes oder eines individuellen Verhaltens.“[19]
Als KSs sind sie für das Handeln der Menschen in einer bestimmten Nation, Gesellschaft oder einem bestimmten Kulturraum charakteristisch.[20] Es handelt sich ergo um abstrakte, hochgeneralisierte und hypothetische Konstrukte, die nicht direkt beobachtbar, beziehungsweise erfassbar, sind.[21] Sie werden erst dann erkennbar, wenn Menschen unterschiedlicher kultureller Kontexte in Kommunikation zueinander treten, und es zu sogenannten „kritischen Interaktionssituationen“ (KIs) kommt, das heißt, unterschiedliche Bezugssysteme und Verhaltensweisen aufeinandertreffen. Beispielsweise können KSs, welche in einer bestimmten Kultur von zentraler Bedeutung sind, in einer anderen eine nur nebensächliche Rolle spielen, oder sogar gänzlich fehlen.[22] Ferner können KSs in verschiedenen Kulturen unterschiedliche hierarchische Ebenen und Toleranzbereiche aufweisen, was im folgenden Abschnitt genauer erläutert wird.
KSs können als charakteristische „Spielregeln“ des gesellschaftlichen Lebens verstanden werden, die das jeweilige kulturspezifische Verhaltensmuster determinieren.[23] Sie ermöglichen den Mitgliedern eines Kulturkreises, sich gegenseitig als Interaktionspartner berechenbar zu machen.[24] Auf diese Weise nehmen sie als komplexreduzierende und handlungsleitende Elemente eine wichtige Rolle bei der Informationsverarbeitung und Umweltbewältigung ein.[25] Das Bewegen innerhalb eines fixierten Handlungsraums legitimiert das eigene Denk- und Verhaltensmuster, da dieses als maßgebliche Richtlinie angesehen und von anderen Mitgliedern des eigenen Kulturkreises akzeptiert wird. KSs beziehen sich dabei auf die in einer gesamten Nation oder Gemeinschaft existierenden Wesenszüge, das heißt, sie erheben nicht den Anspruch, Individuen per se zu beschreiben.[26] Nach Thomas weisen KSs folgende fünf Merkmale auf:
- KSs sind Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns, die von einer Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich und andere als normal, typisch und verbindlich angesehen werden.
- Eigenes und fremdes Verhalten wird aufgrund dieser KSs gesteuert, reguliert und beurteilt.
- KSs besitzen Regulationsfunktion in einem weiten Bereich der Situationsbewältigung und des Umgangs mit Personen.
- Die individuelle und gruppenspezifische Art und Weise des Umgangs mit KSs zur Verhaltensregulation kann innerhalb eines gewissen Toleranzbereichs variieren.
- Verhaltensweisen, die sich außerhalb der bereichsspezifischen Grenzen bewegen, werden von der sozialen Umwelt abgelehnt und sanktioniert.[27]
KSs verfügen demzufolge über einen „Toleranzbereich“ (siehe Abb. 1). Demnach wird angenommen, dass KSs einen gewissen Erwartungswert aufweisen, also einen Durchschnittswert, dem die quantitative Mehrheit der Mitglieder einer Kultur entspricht, beziehungsweise sich annähert.[28]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Kulturunterschiede und kulturelle Toleranzbereiche[29]
Dieser Durchschnittswert kann als Idealwert des jeweiligen KS verstanden werden. Mit anderen Worten: Die in einem bestimmten Kulturkreis A lebenden Individuen zeigen gehäuft Verhaltensweisen, die in einer anderen Kultur B in dieser Häufigkeit nicht beobachtet werden können. Dabei sind die beobachteten Verhaltensweisen der Individuen unterschiedlich stark ausgeprägt und bewegen sich in einem Toleranzbereich, also einem den Durchschnittswert eingrenzenden Bereich, in dem abweichende Verhaltensmerkmale noch akzeptiert werden.[30] Zeigen Personen ein Verhalten, welches sich außerhalb der bereichsspezifischen Grenzen bewegt, wird dies von der sozialen Umwelt als fremd, unnormal und inakzeptabel aufgenommen und mit Ablehnung und gegebenenfalls Sanktionen erwidert.[31]
Beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen werden in der Regel primär die interkulturellen Unterschiede wahrgenommen. Diese wirken oft größer, als sie de facto sind. Dies liegt daran, dass sich oft zunächst die kulturellen Unterschiede manifestieren, ohne dass eventuelle Gemeinsamkeiten wahrgenommen werden. Zudem wird häufig das Ausmaß der Unterschiede im Erwartungswert überbetont.[32] Grundsätzlich wird eine zunächst unbekannte Person anhand der zentralen KSs gemessen. Je mehr sie den in einem bestimmten Kulturkreis vorherrschenden KSs entspricht, desto mehr wird sie anerkannt.[33] Oftmals werden an Fremde sogar strengere Maßstäbe angelegt, als Menschen des eigenen Kulturkreises.[34] Somit stellt die Erkennung und Beachtung von KSs neben der Sprache ein fundamentales Schlüsselelement zur kulturellen Integration dar.
Die Herausbildung von KSs in einer Gesellschaft vollzieht sich nicht arbiträr. Vielmehr sind KSs als Resultat historischer Entwicklung und Auseinandersetzungen mit der Umwelt zu verstehen.[35] So sahen sich verschiedene Kulturkreise im Laufe der Geschichte immer wieder gezwungen, ihre Lebensweisen an die veränderten vorherrschenden Umweltzustände anzupassen. Dazu gehörten beispielsweise Veränderungen in der „Ernährungslage, Bevölkerungsdichte, dem Klima, der Religion, Technik, Wissenschaft, Wirtschaft oder Politik“[36]. Demzufolge sind KSs keineswegs als statische oder zeitlose Attribute aufzufassen. Vielmehr sind sie umweltbedingten Anpassungsreaktionen unterworfen, das heißt variabel, wenngleich dieser Prozess in der Regel einen relativ langen Zeitraum in Anspruch nimmt und sich sukzessive über mehrere Generationen vollzieht.[37] Vor diesem Hintergrund scheint es evident, dass sich in unterschiedlichen Kulturen zum Teil sehr heterogene Orientierungssysteme herausgebildet haben.[38]
KSs unterscheiden sich von Stereotypen und Vorurteilen aufgrund der Tatsache, dass sie aus real und alltäglich erlebten Handlungssituationen empirisch gewonnen werden. Stereotypisierungen hingegen beruhen auf der allgemeinen Basis kulturdivergenter Meinungen, Eindrücke und Bemerkungen, die in den meisten Fällen einem hohen Grad an Wahrnehmungsverzerrung unterliegen.[39]
Für die Generierung von KSs wurde in der interkulturellen Psychologie eine Methode zur Erhebung und Analyse von sogenannten „Critical Incidents“ (CIs) entwickelt.[40] KIs und CIs sind im Folgenden als Synonyme zu betrachten. Bei dieser Methode wird im Rahmen von teilstrukturierten Interviews nach denjenigen Verhaltensweisen gefragt, die aus der einen kulturellen Perspektive mit Mitgliedern der anderen Kultur nicht zu erwarten gewesen wären, beziehungsweise von den gewohnten Verhaltensstrukturen abweichend wahrgenommen worden sind. Denn „erwartungswidriges Handeln des fremdkulturellen Partners ist [...] ein entscheidendes Kriterium für den Kontrast von [KSs]“[41].
Nach der Durchführung der audiographisch aufgezeichneten Interviews werden diese anschließend transkribiert und mit Blick auf KSs inhaltsanalytisch ausgewertet.[42] Eine wichtige Aufgabe besteht darin, nicht allgemein beobachtete Verhaltensweisen, sondern konkrete KIs im Detail zu erschließen.[43] Im Rahmen der erstmaligen Erfassung von KSs werden zudem die redaktionell überarbeiteten KIs in einem zweiten Schritt „Experten“[44] aus der Ausgangs- und Zielkultur vorgelegt, welche die jeweiligen Schilderungen nochmals analysieren und interpretieren.[45] Da sich diese Arbeit jedoch als Ziel setzt, die bereits erhobenen KSs aus der konkreten Sicht spanischer Studierender in Deutschland zu analysieren, wird in der vorliegenden Arbeit von Expertenmeinungen abgesehen.
In der Regel lassen sich, nach dem Wegfall der Situationswiederholungen, am Ende sechs bis zehn „kulturspezifische KSs“ formulieren, wobei diese ferner mit zielkulturspezifischen Darlegungen versehen werden.[46] Die „zentralen KSs“ für ein bestimmtes Zielland werden wiederum anhand einer weiteren komparatistischen Analyse erhoben. Dabei werden diejenigen KSs, welche von unterschiedlichen Nationen in Bezug auf ein bestimmtes Zielland repetitiv aufgeführt werden, als „zentrale KSs“ herausgestellt.
Der 2003 von Alexander Thomas publizierte Beitrag „Interkulturelle Kompetenz. Grundlagen, Probleme und Konzepte“ hat eine der bislang umfangreichsten Debatten innerhalb der interkulturellen Forschung evoziert.[47] Einer der Kritikpunkte, auf welchen Thomas selbst hinweist, ist die oft „einseitig[e], vom euroamerikanischen ‚westlichen‘ Kulturverständnis [determinierte]“[48] Darstellung von IHAKO.
Ferner unterliegt das Kulturstandardmodell der Kritik, die komplexe Wirklichkeit stark zu reduzieren, was sich unter anderem in seinen bipolaren Kategorisierungen äußert.[49] So wird beispielsweise zwischen „monochronem“ versus „polychronem“ Zeitverständnis, oder „individualistischem“ versus „kollektivistischem“ Lebensstil polarisiert, ohne feinere Nuancierungen vorzunehmen. Kritiker befürchten eine daraus resultierende Begünstigung von Stereotypisierungen.[50] Aus diesem Grund muss an dieser Stelle nochmals betont werden, dass es sich bei dem Kulturstandardmodell um vorherrschende Tendenzen einer nationalen Gruppe als Ganzes handelt. Diese können nicht automatisch auf einzelne Personen übertragen werden, da ein Individuum allein meist nicht dem genauen Durchschnittswert des ihm zugehörenden Kollektivs entspricht. Ferner sind bei kulturellen Begegnungen eine Reihe von „persönlich-individuellen“ und „situativ-strukturellen“ Faktoren wirksam (siehe Abb. 2).[51]
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Abb. 2: Wechselwirkungen in der interkulturellen Begegnung[52]
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Erhebungsprozess der KSs. Zum einen werden sie in einem bestimmten zeitlichen und räumlichen Kontext erhoben und können folglich nur auf eine ausgewählte Zielgruppe, ein determiniertes Handlungsfeld und einen bestimmten Zeitpunkt bezogen werden. Gleichzeitig erheben sie den Anspruch, für eine gesamte Nation -losgelöst von deren intrakultureller Vielschichtigkeit- Gültigkeit zu besitzen. Dabei ist die Gleichsetzung von Kultur mit geographischen und politischen Grenzen äußerst umstritten.[53]
KSs müssen im Allgemeinen als ein Versuch der komplexen Wirklichkeitsdeutung und nicht als statische Gesetzmäßigkeiten verstanden werden. Die zentrale Herausforderung besteht darin, „kulturelle Komplexität so zu reduzieren, dass sie einerseits noch sichtbar bleibt, aber gleichzeitig auch operationalisierbar ist.“[54]
In der interkulturellen Forschung wird die Bezeichnung „kulturelle Überschneidungssituation“ verwendet, wenn sich Menschen unterschiedlicher Kulturen[55] begegnen und füreinander bedeutsam werden.[56] Die Herausforderung der kulturellen Überschneidungssituation manifestiert sich darin, dass unterschiedliche Orientierungssysteme aufeinandertreffen, während das geteilte Hintergrundwissen nur partiell vorhanden ist. Folglich kommt es bei kulturellen Überschneidungssituationen oft zu KIs. Altbewährte Kommunikations- und Verhaltensmuster funktionieren auf einmal nicht mehr. Vieles erscheint fremd, unpassend, unverständlich und unlogisch.[57] Kritisch verlaufende kulturelle Überschneidungssituationen aktivieren als psychologische Grenz- und Sondersituationen gewisse Prozesse, in denen die beteiligten Personen über die jeweilige KI reflektieren und versuchen, Klärungs- und Lösungsansätze zu suchen.[58]
In dieser Phase des Nachdenkens, der Verunsicherung und der Desorientierung sind unterschiedliche Typen der langfristigen Verhaltensregulation möglich, auf welche in den folgenden Kapiteln genauer Bezug genommen wird. Wichtig ist, dass es nicht bei einer dauerhaften Desorientierung bleibt, sondern interkulturelle Probleme konstruktiv bewältigt werden. Dafür müssen gewisse Lernprozesse stattfinden. Entsprechend ist das grundlegende Bestreben der interkulturellen Forschung, verschiedene Formen des interkulturellen Lernens zu entwickeln.[59]
Wie der österreichische Kommunikationswissenschaftler Watzlawick 1921 feststellte, kann der Mensch „nicht nicht kommunizieren“[60]. Sobald sich zwei Personen gegenseitig wahrnehmen, kommunizieren sie automatisch miteinander, bewusst oder unbewusst, verbal oder nonverbal, da jedes Verhalten einen kommunikativen Charakter hat. Dementsprechend findet interkulturelle Kommunikation statt, sobald sich zwei Personen unterschiedlicher Kulturen wahrnehmen.
In Anbetracht der Tatsache, dass es bereits bei Personen des gleichen Kulturkreises -also intrakulturell- zu kommunikativen Missverständnissen kommen kann, birgt die interkulturelle Kommunikation ein besonders hohes Potenzial an möglichen Kommunikationsproblemen. Neben der sprachlichen Barriere stellen divergierende paralinguistische Elemente, wie beispielsweise Mimik, Gestik, Sprechtempo/-intensität oder Intonation eine große Herausforderung dar. Je nach Abweichung des reziproken Wissens können dabei mehr oder weniger Kommunikationsprobleme entstehen.[61] Durch Beseitigung der sprachlichen Barriere kann demzufolge das Fehlen von kulturspezifischem Wissen nicht kompensiert werden.[62] Beide Elemente sind in einem gewissen Mindestmaß für die interkulturelle Kommunikation unabdingbar. Mangelt es an einem oder sogar an beiden Elementen, werden innerhalb einer kommunikativen Situation die auftretenden Phänomene nicht verstanden oder falsch interpretiert und es entstehen KIs.[63]
Der kanadische Psychologe John W. Berry unterscheidet fünf Typen von akkulturierenden[64] Personengruppen bezüglich der Grundhaltung und Anpassungsfähigkeit gegenüber einer anderen Kultur (siehe Abb. 3).[65]
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Abb. 3: Grundhaltungen interkulturellen Kontaktsituationen[66]
Je nachdem, welche Wertschätzung der Eigen-, respektive der Fremdkultur entgegengebracht wird, finden unterschiedliche Formen der „Akkulturation“ statt.[67] Die in der Graphik aufgeführten Begriffe werden im Folgenden erläutert:
- Eine „dominante Grundhaltung“ impliziert, dass eine Person die Standards der eigenen Kultur als verbindlich festsetzt und Personen aus anderen Kulturen dazu auffordert, diesen Standards zu folgen.
- Unter „Assimilation“ versteht man die vollkommene Anpassung an eine andere Kultur, indem die Standards der anderen Kultur komplett in das eigene Orientierungssystem übernommen werden.
- „Divergenz“ bezeichnet das Phänomen, bei dem Standards der eigenen und fremden Kultur miteinander vermischt werden. Dabei geht man oft Kompromisse ein, welche für die beteiligten Personen zwar im Toleranzbereich liegen, jedoch de facto nicht zufriedenstellend sind.
- Im Gegensatz dazu entsteht bei der „Synthese“ (Integration) eine dritte Ebene, welche auf den unterschiedlichen Orientierungssystemen aufbaut und eine zufriedenstellende Basis für künftige Kooperation darstellt.
- Konträr dazu wird beim „sozialen Rückzug“ (Marginalisierung) weder die eigene noch die fremde Kultur akzeptiert. Ein Individuum entzieht sich dabei vollkommen der interkulturellen Kontaktsituation.
Das langfristige Ziel des interkulturellen Lernens und Handelns ist es, Synergieeffekte anhand einer integrativen Synthese der verschiedenen Orientierungssysteme zu erreichen. Dies kann nur geschehen, wenn sowohl für die eigene, als auch die fremde Kultur Wertschätzung entgegengebracht wird.
Entsprechend der in den vorherigen Kapiteln angestellten Überlegungen lässt sich IHAKO anhand eines Stufenmodells ausdifferenzieren:
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Abb. 4: Entwicklungsstufen interkulturellen Verstehens[68]
Wie in der Einleitung bereits betont wurde, benötigt der Mensch zur nachhaltigen Entwicklung von IHAKO mehr als den alleinigen Kontakt zu Menschen anderer Kulturen. Dieser verstärkt häufig sogar vorhandene Stereotype. Damit durch kulturelle Diskrepanzerlebnisse tatsächlich etwas hinzugelernt wird, braucht es einen geschützten Rahmen, der bestimmte Faktoren bezüglich der Art und Weise des Kontakts berücksichtigen sollte.[69]
Hierbei spielen neben kulturellen auch personale und situative Faktoren eine essenzielle Rolle: „Personale Faktoren“ der Beteiligten setzen Eigenschaften wie Offenheit, Toleranz, Lernbereitschaft, Reflexionsfähigkeit, Empathie, ein positives Selbstkonzept, Geduld, soziale Problemlösungskompetenz und keine negative Grundhaltung gegenüber der eigenen und fremden Kultur voraus. „Situative Faktoren“ legen folgende Rahmenbedingungen zugrunde: Eine Begegnung auf Augenhöhe, ein enger und nicht oberflächlicher Kontakt, ein positives soziales Klima, eine Kombination aus Kooperation und Wettbewerb, überlappende Kategorisierungen[70], angemessene zeitliche Rahmenbedingungen, ein geringer Überforderungsgrad und das Vorhandensein von punktuellen Rückzugsmöglichkeiten.[71]
Je mehr günstige personale und situative Faktoren, Wille zur Integration und reziprokes Wissen gegeben sind, desto wahrscheinlicher ist die Weiterentwicklung der IHAKO aller Beteiligten, und desto eher kann von einer „relativistischen Weltsicht“, entsprechend dem vorherig dargestellten Stufenmodell interkulturellen Verstehens, gesprochen werden.
Im methodischen Teil der vorliegenden Arbeit werden zunächst drei zentrale Hypothesen aufgestellt, deren Prüfung das Ziel der vorliegenden Arbeit darstellt. Dabei werden im folgenden Kapitel zunächst die Methodik zur Durchführung der Interviews und die Vorgehensweise zur Erhebung der KIs erläutert. In einem zweiten Schritt werden die Analysetechniken des empirisch erhobenen Informationsmaterials dargelegt.
Ausgehend von den KIs, von denen die befragten spanischen Studierenden berichtet haben, besteht das Ziel der vorliegenden Bachelorarbeit in der Prüfung folgender Hypothesen:
H1: Die Wahrnehmung spanischer Studierender in Deutschland weist Divergenzen zu den zentralen deutschen KSs auf. Bestimmte KSs werden besonders stark perzipiert, andere weitgehend zurückgestellt.
H2: Fehlende Integration, sprachliche und kulturbedingte Kommunikationsprobleme stehen dabei in einem engen Zusammenhang.
Kulturelle Überschneidungssituationen führen nicht per se zum Abbau von Stereotypen und Vorurteilen. Zur Herausbildung von IHAKO bedarf es weiterer personaler und situativer Faktoren.
Entsprechend der im Kapitel 2.2.4 dargestellten Methode zur Erhebung des empirischen Materials wurde im Vorfeld dieser Arbeit ein halbstrukturierter, problemzentrierter Fragebogen erstellt. Dieser basiert auf dem in Regensburg entwickelten „allgemeinen Interviewleitfaden“[72] und wurde vom Verfasser dieser Arbeit an das spezifische Handlungsfeld spanischer Studierender angepasst.
Die Kombination der Analysetechniken der „qualitativen Inhaltsanalyse“ nach Mayring[73], der „Critical-Incident-Analyse“ nach Flanagan[74] und der „problemzentrierten Interviewmethode“ nach Witzel[75] ermöglicht dabei eine explorierende Methode, welche einerseits den befragten Personen maximalen Freiraum einräumt, andererseits trotzdem auf einem theoriegeleiteten Fundament steht.[76] Die dynamische Handhabung des Interviews soll dabei eine mögliche Suggestion, also eine Wahrnehmungslenkung durch den Interviewer (INT), minimalisieren. Zusammengefasst beschreibt Witzel die problemfokussierte Interviewmethode folgendermaßen:
„Das Problemzentrierte Interview (PZI) ist ein theoriegenerierendes Verfahren, das den vermeintlichen Gegensatz zwischen Theoriegeleitetheit und Offenheit dadurch aufzuheben versucht, dass der Anwender seinen Erkenntnisgewinn als induktiv-deduktives Wechselspiel organisiert. Entsprechende Kommunikationsstrategien zielen zum einen auf die Darstellung der subjektiven Problemsicht. Zum anderen werden die angeregten Narrationen durch Dialoge ergänzt, die Resultat ideenreicher und leitfadengestützter Nachfragen sind. Theoretisches Wissen entsteht im Auswertungsprozess durch Nutzen elastischer Konzepte, die in der empirischen Analyse fortentwickelt und mit empirisch begründeten „Hypothesen“ am Datenmaterial erhärtet werden.“[77]
Vor diesem Hintergrund wurden bei der Befragung Suggestivfragen vermieden und indessen ein offener, non-direktiver Gesprächsstil angestrebt. Aus der subjektiven Situationsbeschreibung können wiederum, in Verbindung mit der jeweilig erfassten nonverbalen Kommunikation, Wertungen, Einstellungen und Absichten der Interpartner (IP) hergeleitet werden. Somit ist eine hohe Inhaltsvalidität gegeben. Der an das spezifische Handlungsfeld angepasste, halbstrukturierte Fragenkatalog ist im Anhang in spanischer Sprache einsehbar.[78]
Die Auswahl der Interviewteilnehmer fand im Mai 2012 in Regensburg statt. Bei allen Probanden handelt es sich um spanische Studierende an der UR und FHR. Die Kontaktaufnahme der IP erfolgte sowohl per Internet, als auch vor Ort durch Empfehlungen und Anfragen. Bei der Auswahl wurde besonders Wert darauf gelegt, dass die Interviewten aus verschiedenen Autonomen Gemeinschaften[79] Spaniens stammen, um ein möglichst differenziertes Meinungsbild zu dokumentieren.
Ein weiteres Kriterium stellte die Aufenthaltsdauer der Befragten dar: Es wurde darauf geachtet, dass die Teilnehmer seit mindestens einem halben Jahr in Deutschland lebten. Entsprechend dem Akkulturationsmodell von Berry wird der Akkulturationsprozess erst wahrgenommen, sobald sich die Phase der Anfangsbegeisterung gelegt hat.[80] Ferner geht Feichtinger davon aus, dass die Anfangsphase im Ausland primär durch Organisationsangelegenheiten gekennzeichnet ist und folglich der daraus resultierende Stressfaktor die Wahrnehmung verfälscht, beziehungsweise verfälschen kann.[81]
Die folgende Graphik gibt eine Übersicht über die demographischen Daten der Interviewteilnehmer:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Die Interviewpartner
Die Verteilung der männlichen und weiblichen IP wurde bewusst gleich verteilt, um eine einseitig maskuline oder feminine Betrachtungsweise zu vermeiden. Bei dem Aspekt „Deutschkenntnisse“ wurde willentlich auf Personen heterogener Sprachniveaus zurückgegriffen, um zu prüfen, welchen Stellenwert dieser Faktor in Bezug auf KIs und Integration besitzt. So konnte bei der Auswahl der IP ein breites Feld mit hoher Kontrastierung erlangt werden.
Vor der Durchführung der Interviews wurden die Befragten per E-Mail über den Forschungshintergrund und die Zielsetzung der Untersuchung informiert. Ferner wurden sie darum gebeten, sich bereits vorab über missverständliche Situationen, welche sie in Deutschland erlebt haben, Gedanken zu machen. Wie sich in anderen Studien gezeigt hatte, gewährleistet diese Verfahrensweise zum einen ein besseres Erinnern an KIs[84], zum anderen wiesen viele der Befragten -nach eigenen Angaben- nach der Kontaktaufnahme eine verstärkte interkulturelle Sensibilität auf. Die meisten IP notierten zwischen der Kontaktaufnahme und der Durchführung der Interviews ihre Beobachtungen, welche sie anschließend in das jeweilige Interview einbrachten.
Die Interviews wurden an unterschiedlichen Orten durchgeführt (siehe Abb. 6). Dabei konnten die IP selbst einen Ort bestimmen, welcher für sie als geeignet schien. In einem Kurzfragebogen wurde zunächst nach demographischen Angaben wie Alter, Semesterzahl, Studienrichtung, anderen Auslandsaufenthalten, Sprachniveau[85], sowie nach dem Motiv des Auslandsstudiums in Deutschland gefragt.[86] Die Interviews dauerten je nach Gesprächsverlauf und Kommunikativität der Probanden zwischen ca. 30 und 75 Minuten, wurden auf Spanisch geführt und nach Einwilligung der Interviewten mit einem Diktiergerät aufgezeichnet. Entsprechend ihres Sprachniveaus wechselten die Befragten während des Interviews kurzzeitig ins Deutsche oder brachten deutsche Wörter in das Gespräch ein. Vier IP wurden auf ihren Wunsch hin gemeinsam interviewt, ansonsten fanden Einzelinterviews statt.
Zu Beginn der Befragung stellte sich der INT vor und erläuterte die Ziele der Untersuchung. Anschließend wurden dem Befragten leicht zu beantwortende Fragen zur Biographie gestellt, um ihn an das laufende Tonband zu gewöhnen, eine vertrauliche Atmosphäre zu schaffen und Reflexionen über den Auslandsaufenthalt einzuleiten. Die Fragen der Aufwärmphase dienten ferner dazu, Hintergrundinformationen über den Interviewten zu erfassen und ihn bei der Erinnerung von KIs zu unterstützen. Da der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit in der Erfassung der Fremdwahrnehmung im studentischen Handlungsfeld liegt, wurden zusätzlich speziell aus diesem Bereich Fragen gestellt. Nach den allgemeinen Fragen wurde der Befragte gebeten, sich an KIs zu erinnern, also an Situationen, in denen sich ein deutscher Interaktionspartner unverständlich, unerwartet oder eigenartig verhalten hatte.
Da das Ziel des qualitativen Interviews in der möglichst präzisen Erfassung konkreter Situationen liegt, wurde der Befragte in unklaren oder nicht ausgeführten Punkten nochmals gebeten, die jeweiligen Schilderungen zu vertiefen und detaillierter auszuführen. Dabei wurde das Ereignis vom INT rückformuliert, um eine korrekte Rekonstruktion der Situation sicherzustellen und die Motivation des Befragten zu erhöhen. Am Ende des Interviews wurden den Teilnehmern Fragen zur ihrer Einstellungsänderung sowohl im Hinblick auf das eigene Land, Spanien, als auch bezüglich des Gastlandes Deutschland gestellt. Teilweise während, teilweise unmittelbar nach den Gesprächen machte sich der INT Notizen zu Besonderheiten der Gesprächssituation und hielt wichtige Themen, situative Aspekte sowie nonverbale Merkmale fest, welche sich während des Interviews zeigten.[87]
In allen Interviews wurde eine Tendenz zur Generalisierung beobachtet, so dass der INT die Befragten immer wieder zu konkreten Erlebnissen zurückführen musste.[88] Ebenso neigten die meisten IP dazu, negative Attribute zu relativieren. So wurden oftmals negativen Äußerungen gegenüber Deutschland und Spanien ein „a lo mejor“, „quizás“ oder „puede ser“ vorangestellt.
Auffällig war auch die unterschiedliche geschlechterabhängige Mitteilungsbereitschaft: Während die Frauen im Durchschnitt 54 Minuten berichteten, waren es bei den Männern lediglich 37 Minuten (vgl. Abb. 6). Trotz der unterschiedlichen Dauer der Interviews wurden auf beiden Seiten etwa gleich viele CIs detektiert: Während die Frauen im Durchschnitt von 4,8 CIs berichteten, waren es bei den Männern vier.[89]
Die Synchronbefragung von je zwei Personen, wie sie zwei Mal durchgeführt wurde, wirkte sich dabei günstig aus, da die Befragten deutlich entspannter waren. Die doppelte Befragung reduzierte demzufolge den Druck der Teilnehmer, alleine etwas sagen zu müssen. Ebenso fiel auf, dass sich die Teilnehmer der synchron geführten Interviews gegenseitig zu relevanten Aussagen stimulierten.[90]
Ferner trat bei der Mehrheit der spanischen Befragten eine Betonung des Regionalismus hervor. So wurde Deutschland meist nicht in Relation zu Spanien, sondern zu der jeweiligen Autonomen Gemeinschaft Spaniens gesetzt, aus welcher die Befragten stammen. Der Unterschied zwischen Heimatstadt und Heimatland wurde repetitiv aufgeführt.
Der INT hat selbst einige Zeit in Spanien verbracht, sich intensiv mit Spanien beschäftigt und eigene Erfahrungen gesammelt, was sich insofern positiv auswirkte, als sich INT und IP bei ihrem gemeinsamen Interesse für deutsch-spanische Beziehungen trafen und sich über jeweils gesammelte Erfahrungen in beiden Ländern austauschen konnten.
3.2.5. Übersicht über die Interviews
Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Rahmenbedingungen der durchgeführten Interviews:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus den digitalisierten Aufnahmen der acht geführten Interviews wurden alle relevanten Passagen extrahiert, transkribiert und in zwei Kategorien aufgeteilt: Zum einen in konkrete CIs, und zum anderen in generalisierende Aussagen respektive allgemein kulturdivergente Bemerkungen. Während der Analyse des empirisch erhobenen Informationsmaterials kristallisierten sich Oberbegriffe für Themenkategorien wie beispielsweise „Individualismus“ oder „Opportunismus“ heraus. Die mehr als einmal genannten Oberbegriffe wurden in einer Tabelle aufgelistet. Anschließend wurde eine Statistik angefertigt, in wie vielen Textstellen die Oberbegriffe jeweils thematisiert wurden, oder sogar Auslöser für CIs darstellten (siehe Abb. 7). Die Transkription der Textstellen ist in Anhang III einsehbar.
Der während des Interviews entstandene Eindruck, dass die Befragten –unabhängig von ihrem Sprachniveau– ähnliche Probleme und Situationen ansprachen, konnte bei der Auswertung der Daten bestätigt werden. So gab es eine Reihe von zentralen Themenkategorien, welche immer wieder bei der Schilderung von Kommunikationsproblemen, Konflikten oder Missverständnissen zwischen deutschen und spanischen Studierenden eine Rolle zu spielen scheinen. Betrachtet man die Verteilung der Themenfelder und CIs, so drängt sich hinsichtlich der quantitativen Verteilung der Kategorien folgender Rückschluss auf: Aufgrund ihrer Quantität können bestimmte Kategorien als „zentrale Probleme“ in der deutsch-spanischen Begegnung bezeichnet werden.[91] Diese galt es für die weitere Analyse anhand bestimmter Selektionskriterien auf ihre Eignung hin zu prüfen.
Aus dem Pool der 169 transkribierten Textstellen, woraus sich 125 allgemeine Aussagen und 44 CIs ergaben, mussten im Anschluss für die weitere Analyse geeignete Situationsbeschreibungen ausgewählt werden. Dazu wurden sie nach den von Thomas aufgeführten Kriterien geprüft.
Die Situation sollte
- eine alltägliche Situation zwischen Vertretern beider Kulturen darstellen,
- von mindestens einem Interaktionspartner als erwartungswidrig und konflikthaft erlebt werden,
- und mit ausreichendem Wissen über die Kultur erklärbar sein.[92]
Es wurden aus den transkribierten Textstellen fünf CIs zu Mikroanalyse ausgewählt, die aufgrund der oben genannten Kriterien für die hier gestellte Forschungsfrage am relevantesten erschienen. Die transkribierten Textstellen wurden noch einmal sprachlich aufbereitet und einem Muttersprachler zur Überprüfung auf Verständlichkeit vorgelegt.
Die ausgewählten CIs wurden entsprechend der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring[93] mit dem Ziel selektiert, die deutschen KSs, welche in der jeweiligen Situation eine Rolle spielen, zu identifizieren und sie den zentralen deutschen KSs nach Schroll-Machl[94] gegenüberzustellen.
CIs eignen sich dabei besonders gut für interkulturelle Analysen, da kulturell geprägte Handlungs- und Verhaltensweisen in der Regel „unreflektierte Selbstverständlichkeiten“[95] darstellen. Folglich werden erst bei der Konfrontation kulturdivergenter Orientierungssysteme die jeweils kulturspezifischen „Selbstverständlichkeiten“ evident und können anhand der Inhaltsanalyse von CIs rekonstruiert und in den jeweiligen kulturspezifischen Kontext eingeordnet werden. Im Folgenden wird zunächst auf die Unterschiede der in der empirischen Forschung angewandten Analysemethoden -der quantitativen und qualitativen Analyse-eingegangen. In einem zweiten Schritt soll die Wahl der qualitativen Vorgehensweise begründet werden.
Die qualitative unterscheidet sich von der quantitativen Inhaltsanalyse essenziell dadurch, dass bei Ersterer subjektives Informationsmaterial einer relativ geringen Personenzahl generiert und untersucht wird, während quantitative Analysen über statistische Auswertungen möglichst großer Personenzahlen erfolgen.[96] So wird die Erhebung der Daten bei qualitativen Inhaltsanalysen nicht in Form von standardisierten Fragebögen vorgenommen, sondern durch Interviews oder Gruppendiskussionen. Der Fokus quantitativer Analysen liegt demzufolge aufgrund des großen Umfangs der Stichprobe auf einer externen Validität, während sich qualitative Analysen auf differenzierte und ausführliche Beschreibungen individueller Meinungen und Eindrücke -also auf die interne Validität- konzentriert.[97]
Der Vorteil qualitativer Analysen liegt darin, dass aufgrund der offenen Befragung ein tieferer Informationsgehalt generiert werden kann. Folglich werden nicht nur Symbolhäufigkeiten, sondern auch Symbolzusammenhänge erfasst. Neben verbalen Informationen werden gleichzeitig paraverbale Äußerungen festgehalten. Nachteil der qualitativen Analysetechnik ist zum einen die hohe Zeitintensität, welche diese in Anspruch nimmt. Zum anderen hängt die Qualität der Daten maßgeblich von der Auswahl der Interviewteilnehmer ab, da jede individuelle Meinung einen vergleichsweise großen Einfluss auf das Gesamtergebnis hat.[98]
Dennoch wurde in der vorliegenden Arbeit auf die qualitative Methode zurückgegriffen, da diese auf die Beschreibung empirischer Sachverhalte und Prozesse abzielt und sie nicht nur in quantifizierter beziehungsweise statistischer Darstellung wiedergibt. Ferner wird an der quantitativen Methode kritisiert, dass ein soziales Phänomen, wie es hier untersucht werden soll, aufgrund der „Standardisierung oft nicht gut greifbar gemacht werden kann, weil nicht alle Antwortmöglichkeiten berücksichtigt bzw. damit ausgeblendet werden“[99].
Folgende Darstellung gibt eine Übersicht über den chronologischen Ablauf der Untersuchung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Chronologische Reihenfolge der Untersuchung[100]
Motiv für Auslandsstudium in Deutschland
Bei neun von zehn IP wurde als zentrales Motiv für das/die Auslandssemester in Deutschland eine bessere Zukunftsperspektive genannt. Ausschlaggebend für die Wahl der UR waren dabei die Kriterien a) Partneruniversität b) Keine Deutschkenntnisse vorausgesetzt c) Guter Ruf der Stadt Regensburg.[101]
Gesamtbilanz des Auslandsaufenthaltes
Alle IP gaben eine positive Gesamtbilanz ihres Aufenthaltes in Deutschland. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass sie sich vorstellen könnte, zumindest für eine gewisse Zeit in
Deutschland zu leben. Der bisherige Aufenthalt wurde in allen Fällen als sehr prägend empfunden.
Wenig Reflexion
Zwar waren von allen IP interkulturelle Divergenzen wahrgenommen worden, doch hatte in den meisten Fällen keine ausführliche Reflexion darüber stattgefunden. Bei Fragen, welche eine solche Reflexion vorausgesetzt hätte, mussten die IP teilweise lange nachdenken. Viele der Antworten waren sehr allgemein und oberflächlich.
Superiorität vs. Bewunderung
Die Mehrheit der spanischen Probanden hatte als deutsches Fremdbild Spaniens ein Hybrid zwischen Überlegenheitsgefühl und Bewunderung festgestellt. So berichteten viele von deutschem Superioritätsverhalten bezüglich Organisation und Finanzen, während in den Bereichen Sprache, Kultur, Geographie und Sozialleben viel Bewunderung –bis hin zu sprachbedingtem Opportunismus[102] – erfahren wurde.
Erasmus als Integrationshemmnis
Sechs von zehn IP sahen die fehlende Integration spanischer Studierender in Deutschland primär in den Rahmenbedingungen von Erasmus begründet, welcher allgemein als „Ausnahmezustand“ angesehen wird. So verbrachte die große Mehrheit der Befragten ihre Freizeit mit anderen Erasmusstudenten, welche sich in einer ähnlichen Situation befanden. Der Gegensatz zwischen „Normalstudent“ und Erasmusstudent wurde bei den Interviews häufig thematisiert.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Themenkategorien, die von den Befragten in Zusammenhang mit deutsch-spanischen Kommunikationsproblemen genannt wurden.[103] Dabei wurden alle mehr als einmal aufgeführten Themenfelder in die Betrachtung mit aufgenommen, um eine subjektive Auswahl des Autors zu vermeiden. Gleichzeitig gibt die Tabelle Aufschluss über die quantitative Verteilung der Themen. Die fett markierten Oberbegriffe wurden von mindestens 50% der IP genannt und stellten somit relevante Kernthemen respektive zentrale Probleme in der deutsch-spanischen Begegnung aus Sicht der spanischen Befragten dar. Besonders viele Probleme resultierten im Bereich „Wohnsituation“, was im folgenden Abschnitt genauer beschrieben wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Verteilung der Themenfelder und Critical Incidents[104]
In diesem Kapitel werden die in der vorliegenden Arbeit ermittelten zentralen Probleme in der deutsch-spanischen Begegnung mit den zentralen deutschen KSs nach Schroll-Machl[105] kontrastiert und auf eventuelle Diskrepanzen hin überprüft. Daraus können im Rückschluss die deutschen KSs aus der handlungsspezifischen Sicht spanischer Studierender in Deutschland analysiert und neu definiert werden. Die fünf ausgewählten Interviewzitate, die jeweils einen CI darstellen, sollen dabei die jeweiligen KSs empirisch unterlegen. Einleitend werden die zentralen deutschen KSs jeweils kurz beschrieben.
a) Sachorientierung
Bei der menschlichen Interaktion wird zwischen zwei Ebenen unterschieden, welche je nach Kulturkreis unterschiedliche Stellenwerte besitzen: Der inhaltlichen (Sachebene) und der zwischenmenschlichen Ebene (Beziehungsebene).[106] Im deutschen Kulturkreis wird der Sachorientierung Priorität eingeräumt, was sich auch in der Sprache widerspiegelt: So gilt es als erstrebenswert, „am Kern der Sache festzuhalten“ oder mit „Sachargumenten“ beizukommen. Menschen anderer Kulturkreisen fühlen sich dadurch häufig unter Druck gesetzt und empfinden die Deutschen als übereifrig oder gar unkollegial. Spanier sagen Deutschen oft „kaltes Denken“ nach, bei der „Logik [...] über Gefühl und Gnade“[107] geht.
Critial Incident „Gruppenarbeit“, erzählt von IP1:
"Da ist zum Beispiel die Sache mit 'ich will's jetzt, gleich haben [bei der Erstellung von Gruppenarbeiten] und ich stress' auch, bis du das hast [...]. Als ich mein Thema hatte, dachte ich mir 'ok, ich mach meinen Teil und die anderen ihren Teil' [...] nach zwei oder drei Tagen kam dann eine E-Mail 'ja hast du schon angefangen, wir wollen schon alles zusammenfügen' und ich so 'äääh, ne' (lacht) [...] das fand ich typisch deutsch, dass die mich direkt so angeschrieben haben 'hast du das schon gemacht?'. Ich würde schreiben 'ja, wie geht's dir, alles gut? Ich habe schon das und das gemacht, halt durch die Blume' [...] mindestens 'wie geht es dir?'."[108]
Direkt wurde der KS „Sachorientierung“ lediglich von zwei der Befragten genannt. Vielmehr äußerte er sich indirekt in einem „sprachlichen Opportunismus“, welcher bei fünf der zehn IP angesprochen wurde. So wurde es als negativ empfunden, dass sich viele Deutsche den Spaniern nicht aufgrund ihrer Person, sondern aufgrund der Sprache annäherten.[109]
b) Wertschätzung von Strukturen und Regeln
Zur Gewährleistung eines funktionierenden Zusammenlebens herrscht in Deutschland eine Vielzahl von Regeln, Normen und Gesetzen. Vom pünktlichen Erscheinen, über das Stehenbleiben bei Rot bis hin zur exakten Mülltrennung: Jeder „Verstoß“ wird graduell in Form von Zurechtweisung bis Strafe geahndet. Die dafür zuständigen Strukturen werden sehr geschätzt und dienen dem Ziel der Risikominimierung. Gleichzeitig stellen sie die Basis für ein gerechtes Zusammenleben dar, bei der alle Individuen gleichbehandelt werden. Andere Kulturen sehen darin oft „fehlendes Vertrauen in Kreativität und Improvisation des Menschen“[110]. Das spanische Sprichwort „donde hay ley hay trampa“[111] zeugt dabei von einer grundsätzlich kontrastiven Wertschätzung von Strukturen und Regeln.
Critical Incident “Fahrrad”, erzählt von IP7:
"El otro día cogí la bici e iba por el otro sentido [des Fahrradweges], porque no había nadie, y fui por allí (lacht) y me estaba gritando un hombre [...] no entendí nada, estaba hablando en bávaro, creo [...] eso me ha pasado como tres o cuatro veces ya [...] no estaba haciendo daño a nadie, bueno, en realidad no debería pasar por allí pero... (lacht) [...] o, por ejemplo, que nunca voy con luz, y siempre cuando pasaba una bici por mi lado 'das Licht! Das Licht!' (lacht) [...] un día estaba por el carril en contra mano, sin luz, y vino una chica enfrente, se iba a cruzar conmigo y me dice 'da ohne Licht?' (lacht)."[112]
Dieser KS wurde von sechs der Befragten thematisiert. Bei vier IP war er zudem Auslöser von CIs. Dabei divergierten die Meinungen bezüglich dessen Sinnhaftigkeit stark: Während die einen die existierenden Regeln als vorbildlich und positiv empfanden[113], beschrieben andere IP deren Einhaltung als übertrieben und freiheitseinschränkend[114].
c) Internalisierte Kontrolle
In der deutschen Kultur gibt es universal verbindliche Regeln und Vereinbarungen, die für alle Menschen gelten, ohne Rücksicht auf bestehende Beziehungen. Daraus ergibt sich eine genaue Determinierung über das, was „gut“ beziehungsweise „schlecht“ ist. Gleichzeitig gilt es als wichtig, sich über seine Arbeit und Leistung zu identifizieren. Fehler werden zunächst bei sich selbst gesucht. Jeder versucht seine Aufgaben so gut wie möglich auszuführen und erwartet dies auch von seinen Mitmenschen. Man ist bemüht sich an Pläne und seinen Zuständigkeitsbereich zu halten. Als nachteilig empfinden andere Kulturen dabei, dass Deutsche sich zu „streng, ernsthaft, diszipliniert und präzise mit Normen“[115] verhalten.
Critical Incident “Rote Ampel”, erzählt von IP6:
"Un día crucé un semáforo que estaba en rojo y vi a una alemana al otro lado de la calle y estaba con su familia y me empezó a gritar (lacht) me dijo que ojalá me atropellaran (lacht) -I: ¿Y qué hiciste en este momento? -IP6: Al principio no entendí, por qué me gritaba y, ya, pensé que un poco exagerado, me asombró la verdad porque no sabía que se pusiera tan alterada por una cosa así (lacht) me parece una cosa...si no hay coches puedes pasar."[116]
Der von den IP meist als “autocontrol” bezeichnete KS, war von sieben der zehn IP genannt und als überwiegend positiv wahrgenommen worden. Mehrfach wurde erstaunt geschildert, dass verlorene Gegenstände zurückgebracht[117], für Dinge –trotz fehlender Kontrolle– bezahlt[118], Müll nicht einfach auf die Straße geworfen[119], Vorlesungen trotz fehlender Anwesenheitspflicht besucht[120] und die Zeiteinteilung für Projekte von den Studenten selbst festgelegt wurde[121].
d) Zeitplanung
„Zeit ist Geld“ – daher müssen Termine eingehalten, Zeitpläne geschützt und Pausen gut bemessen werden. Damit ein Ziel erreicht werden kann, muss frühzeitig im Detail geplant und konsekutiv vorgegangen werden. Tritt dennoch ein Zeitproblem auf, wird durch Überstunden versucht, den einst aufgestellten Zeitplan beizubehalten. Ein Termin gilt nicht als Richtlinie, sondern als Verpflichtung. Das Nicht-Einhalten der Zeitplanung wird im beruflichen, wie im privaten Bereich nicht toleriert. Ein gutes Zeitmanagement bedeutet dabei, möglichst viele Tätigkeiten hintereinander auszuüben. Als Nachteil werden von anderen Kulturen folgende Punkte genannt: „Für alles sind Termine nötig (auch privat), Terminkalender diktiert das Leben, keine Spontaneität“[122].
Critical Incident “Frühlingsfest”, erzählt von IP2:
„Yo me agobio, es que yo me agobio con los alemanes [...] un ejemplo: quedamos con un amigo para ir al Frühlingsfest de Stuttgart y es que era un mes antes diciéndonos la fecha exacta, la hora que llegábamos, que necesitaba organizar bien (entnervter Tonfall) [...] yo empiezo poco a poco, voy mirando, tomo notas y vosotros sois muy cuadriculados [...] un punto intermedio sería lo perfecto creo [...] imagínate que te sale un plan mejor [...] hace falta un poco la flexibilidad."[123]
Dieser KS wurde von insgesamt sechs IP genannt und führte in zwei Fällen zu einem CI. Dabei wurde die Zeitplanung der deutschen Kommilitonen zum größten Teil als übertrieben und unangenehm beschrieben. Besonders wenn es darum ging, in der Universität gemeinsame Projekte zu erarbeiten oder private Unternehmungen zu planen, kam es zu CIs zwischen deutschen und spanischen Studierenden. So wurde berichtet, dass sich die deutschen Kommilitonen wenig auf Zeitplanungen einlassen würden, die von ihren ursprünglich festgelegten abwichen[124], dass sie Ausflüge zu lange und detailliert im Voraus planten und somit keinen Platz mehr für Flexibilität ließen[125], starr nach der Uhr kochten[126] oder ihre Aktivitäten anhand von Excel Tabellen koordinierten[127].
e) Trennung von Persönlichkeit- und Lebensbereichen
Die deutsche Kultur sieht eine strikte Trennung verschiedener Lebensbereiche vor, wobei das Verhalten stets an das jeweilige Handlungsfeld angepasst wird. So wird beispielsweise zwischen beruflich und privat, rational und emotional, formell und informell, Rolle und Person unterschieden. Demzufolge wird während der Arbeit ungern über Privates gesprochen, in der Öffentlichkeit wenig Emotionen gezeigt und Personen, die einem nicht nahe stehen, werden mit „Sie“ angeredet. Der Feierabend stellt einen Wechsel des Lebensbereichs und somit einen Schnitt des Verhaltens dar, was von vielen Ausländern als höchst befremdlich und distanziert empfunden wird: „Wenig Kontakt zwischen Menschen, distanziert, reserviert, steif, kalt, nicht offen, zurückhaltend, wenig Small Talk, Freundschaften zu schließen ist schwer“[128].
Bei den Interviews wurde dieser KS relativ wenig angesprochen, weshalb an dieser Stelle auch kein CI aufgeführt wurde. Da sich dieser KS überwiegend auf den handlungsspezifischen Bereich „Arbeitswelt“ bezieht, wurde er von spanischen Studierenden nicht als zentraler KS wahrgenommen. Von zwei Befragten wurde die fehlende Emotionsäußerung in der Öffentlichkeit als sonderbar erlebt[129]. Ferner berichtete einer der IP zu seinem Bedauern, dass deutsche Professoren die Studenten nicht nach ihrem persönlichen Befinden fragten[130].
f) Schwacher Kontext als Kommunikationsstil
Deutsche benennen einen Sachverhalt offen und direkt. Um Probleme anzusprechen und Kritik zu äußern kommt man explizit „zum Punkt“, was für Menschen aus anderen Kulturkreisen unhöflich und verletzend erscheinen kann. Der Fokus richtet sich hierbei überwiegend auf die Sachebene, um möglichst wenig Interpretationsspielraum zu lassen. Paraverbale Signale spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Ausländische Interaktionspartner äußerten sich wie folgt dazu: „[Deutsche] lieben Diskussionen, streiten in Meetings, widersprechen, unterbrechen, wenn sie einen Einwand haben“[131].
Ebenso wurde der „direkte Kommunikationsstil“ von den Befragten vergleichsweise als wenig kritisch empfunden. Daher wurde auch an dieser Stelle von einem CI abgesehen. Zwar führte in zwei Fällen der „schwache Kontext“ der Deutschen zu einem CI, doch fand dies wesentlich außerhalb des studentischen Umfeldes statt. Zwei der IP beanstandeten, dass Deutsche im Umgang mit Kunden einen unhöflichen und verletzenden Ton anstrebten.[132] Einer fühlte sich durch die direkte Kommunikationsform regelrecht unter Druck gesetzt.[133]
g) Individualismus
Persönliche Unabhängigkeit und Selbstständigkeit erfahren in Deutschland –wie generell in den westlichen Ländern– ein hohes Ansehen. An erster Stelle steht die persönliche Identität des Individuums, welches seinen eigenen Plänen, Bedürfnissen und Zielen nachgeht.[134] Es gilt das „Schuldprinzip“, das heißt, jeder Einzelne trägt die Verantwortung für sein individuelles Handeln. Aus der ausländischen Perspektive heraus führen in Deutschland zwar „junge Leute schon früh ihr eigenes Leben“[135], andererseits sei die „Familie [bzw. das Kollektiv] nicht so wichtig“[136].
Critical Incident “Der anonyme Nachbar”, erzählt von IP7:
"Tenía una asignatura aquí que se llama Antriebstechnik, y bueno, era a las 8 de la mañana, y yo como español, pues (lacht), estaba poco en la clase, y cuando iba a clase no me enteraba de nada [...] entonces no tenía apuntes, no tenía nada, y descubrí que mi vecino iba a la clase conmigo, entonces dije 'hostia, guay, le pregunto' y pasa el tiempo, pasa el tiempo y no lo veía, estaba en su cuarto encerrado, entonces le dije a mi compañero de piso, 'pues, cuando lo veas dile que me ayude' [...] pasa el tiempo, entonces hice una nota y se lo dejé en su puerta, le escribí 'por favor, contáctame, vivo aquí enfrente' y en enero, estaba esperando, pues, le piqué, no contesta nadie, entonces ya cansado, cuando quedaba muy poco para el examen ya le dejé una carta en el buzón[...] no tenía ninguna solución más, le escribí 'por favor, pícame' [...] el hombre me contestó por carta (überrascht), me la dejó en el buzón también, dije 'tío, pero ven a mi casa' hablamos un minuto y se nos hace más corto, sabes, me devolvió la carta y me dijo 'dame tu mail, te los envío por mail los apuntes' (Pause), me pareció muy raro [...] y tardó mucho en enviármelos como 4 días antes del examen [...] me sorprendió bastante."[137]
Der deutsche Individualismus wurde von 90% der IP thematisiert und kann folglich als signifikantes Problem zwischen deutschen und spanischen Studierenden angesehen werden. Dieser KS wurde häufig in Zusammenhang mit der eigenen „Wohnsituation“ gebracht. Die Mehrheit der Befragten bezeichnete den Aufbau persönlicher Beziehungen zu deutschen Kommilitonen als „sehr schwer“. So konnte eine allgemeine Resignation festgestellt werden in Bezug auf Freundschaften schließen mit den deutschen Mitbewohnern. Als Hauptgründe für den fehlenden Kontakt gaben die Befragten „interpersonale Distanz“[138], „mangelnde Kommunikationsbereitschaft "[139] und „mangelndes Sozialverhalten“[140] seitens der Deutschen an. So wurde der Aufbau persönlicher Beziehungen zu Italienern generell bevorzugt. Als ausschlaggebender Grund wurden zum einen eine gefühlte kulturelle Nähe und zum anderen eine einfachere Kommunikation angeführt.[141]
Im folgenden Kapitel werden die Schlussfolgerungen aus den Analysen der einzelnen Themenkapitel zusammengeführt und die in Kapitel 3.1 aufgestellten Hypothesen, basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen, geprüft.
H1: Es wurde bestätigt, dass die Wahrnehmung spanischer Studierender Divergenzen zu den zentralen deutschen KSs aufweist. Während die „interpersonale Distanz“ besonders stark wahrgenommen wird, besitzen die KSs „Trennung von Persönlichkeits- und Lebensbereichen“ und „schwacher Kontext als Kommunikationsstil“ weniger Relevanz im untersuchten deutsch-spanischen Kontext. Besonders in den Bereichen Pünktlichkeit und Organisation wurde von den Interviewten generell eine relativierende Meinung eingenommen. Ferner traten bei der handlungsspezifischen Analyse neue KSs auf: „Respektvoller und ehrlicher Umgang“, „Überlegenheitsgefühl“ und „Spanienbezogene Sympathie“. Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die zentralen und handlungsspezifischen KSs:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9: Zentrale und handlungsspezifische KSs in einer vergleichenden Darstellung[142]
H2: Als Grund für die fehlende Integration gaben die Befragten folgende Faktoren an: Rahmenbedingungen von Erasmus[143], Sprachbarriere[144] und hohe interpersonale Distanz seitens der deutschen Kommilitonen[145]. Folglich kann konstatiert werden, dass die zweite Hypothese zutrifft: Fehlende Integration, sprachliche und kulturbedingte Kommunikationsprobleme stehen in einem engen Zusammenhang. Dennoch wurden von den Befragten –unabhängig von ihrem Sprachniveau– durchgehend ähnliche Themenfelder angesprochen, was die kulturbedingten Kommunikationsprobleme über die sprachlichen stellt. Wie in Kapitel 4.1.1 bereits erwähnt wurde, hat ferner Erasmus eine integrationshemmende Wirkung, was auf dessen Rahmenbedingungen zurückgeführt werden kann. Obwohl viele Spanier ihre deutschen Kommilitonen als freundlich beschrieben haben, war es in den wenigsten Fällen zu festeren Beziehungen gekommen. Integrationsstrategien scheiterten meist aufgrund der unterschiedlichen Lebens- und Studiensituationen.
H3: Die transkribierten Interviewpassagen zeigen, dass aufgrund unterschiedlicher Denk- und Verhaltensmuster viele Kommunikationsprobleme oder auch Konflikte zwischen deutschen und spanischen Studierenden auftreten können. So wurde am Ende eines jeden Interviews nach einer eventuellen Einstellungsänderung des jeweiligen IP gefragt. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich viele Stereotypen und Vorurteile nicht gelöst, sondern eher manifestiert hatten. Demzufolge kann die dritte Hypothese bestätigt werden: Kulturelle Kontakt- und Überschneidungssituationen führen nicht per se zum Abbau von Stereotypen und Vorurteilen. Zur Herausbildung von IHAKO bedarf es weiterer Faktoren, welche in Kapitel 2.3.4 ausführlich dargestellt wurden.
[...]
[1] Vgl. Triandis (1994): S. 22.
[2] Vgl. Hiller (2007): S. 14.
[3] Vgl. Ebd.
[4] Vgl. Blom (2004): S. 47.
[5] Vgl. Slawek (2009): S. 16.
[6] Hößler (2011): S. 99.
[7] Thomas (2003a): S. 21.
[8] Vgl. Hiller (2007): S. 19.
[9] Vgl. Hofstede (2006): S. 2.
[10] Vgl. Thomas (2003a): S. 23.
[11] Vgl. Ebd.
[12] Hößler (2011): S. 100.
[13] Vgl. Thomas (1996): S. 21.
[14] Thomas (2003a): S. 25.
[15] Vgl. Hiller (2007): S. 19.
[16] Unter Hermeneutik versteht man im Allgemeinen das Auslegen und Verstehen von Texten bzw. die Erklärung menschlichen Handelns. Im kulturellen Kontext bezieht sich der Begriff auf die Erfassung der Lebenswirklichkeit und das Verstehen von Sinnzusammenhängen in interkulturellen Lebensäußerungen. Das menschliche Verständnis beruht hierbei auf Symbolen, also Zeichen, welche von der Hermeneutik herausgearbeitet und interpretiert werden.
[17] Vgl. Feichtinger (1998): S. 76f.
[18] Vgl. Ebd.
[19] Schroll-Machl (2002): S. 28.
[20] Vgl. Rehbein (2009): S. 14f.
[21] Vgl. Hößler (2011): S. 107.
[22] Vgl. Ebd.: S. 108.
[23] Vgl. Markowsky (1995): S. 7.
[24] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 28.
[25] Vgl. Ebd.: S. 22.
[26] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 29.
[27] Thomas (2003a): S. 25.
[28] Vgl. Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 29f.
[29] Eigene Darstellung auf Basis von Schroll-Machl (2002): S.29.
[30] Vgl. Ebd.
[31] Vgl. Rehbein(2009): S. 15.
[32] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 30.
[33] Vgl. Ebd.
[34] Vgl. Ebd.
[35] Vgl. Markowsky (1995): S. 7.
[36] Ebd.
[37] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 28.
[38] Bei allen, aus der historischen Perspektive abgeleiteten Konzepten, ist anzumerken, dass sie keinen Anspruch auf Verifizierbarkeit erheben. Es handelt sich lediglich um mögliche oder wahrscheinliche Erklärungsmodelle.
[39] Vgl. Ebd.: S. 34.
[40] Vgl. Thomas (1988): S. 9.
[41] Molz (1994): S. 80.
[42] Vgl. Hößler (2011): S. 109.
[43] Vgl. Ebd.
[44] Unter sog. „Experten“ versteht man Personen, die sowohl die Herkunfts- als auch die Zielkultur sehr gut kennen und, wenn möglich, kulturvergleichend geforscht oder gearbeitet haben.
[45] Vgl. Hößler (2011): S. 110.
[46] Vgl. Ebd.
[47] Vgl. Hößler (2011): S. 55.
[48] Thomas (2003a): S. 149.
[49] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 31.
[50] Vgl. Ebd.
[51] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 31f.
[52] Eigene Darstellung auf Basis von Thomas (2003a): S. 435.
Anm. zu Abb. 2: Neben der Kultur wird unser Verhalten maßgeblich von der jeweiligen Person und Situation beeinflusst. Daher können individuelle Verhaltensweisen nicht direkt auf gesamte Kulturkreise übertragen werden.
[53] Vgl. Yousefi (2011): S. 112.
[54] Bolten (2002): S. 6.
[55] „Kulturen“ beziehen sich hier nicht zwangsläufig auf Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. So kann es beispielsweise auch zwischen Individuen unterschiedlicher Berufsgruppe zu kulturellen Überschneidungssituationen kommen. Entscheidend ist das gemeinsam geteilte Hintergrundwissen über das, was in der Interaktionssituation relevant wird.
[56] Vgl. Hößler (2011): S. 101.
[57] Vgl. Ebd.
[58] Vgl. Ebd.: S. 102.
[59] Vgl. Thomas (2003a): S. 126f.
[60] Watzlawick (2007): S. 50.
[61] Vgl. Hiller 2007): S. 22.
[62] Vgl. Ebd.
[63] Vgl. Hiller (2007): S. 23.
[64] „Akkulturation“ bezeichnet die oftmals nicht bewusst ablaufenden interkulturellen Lern- und Anpassungsprozesse einer Person, welche sich in einen zunächst fremdkulturellen Kontext begibt. Im Gegensatz zur „Enkulturation“ ist bei der „Akkulturation“ der Sozialisationsprozess bereits weitgehend abgeschlossen und eigenkulturellen Elemente internalisiert.
[65] Vgl. Berry (1997): S. 17.
[66] Eigene Darstellung auf Basis von Thomas (2003a): S. 434ff.
[67] Vgl. Thomas (2003a): S. 127.
[68] Engelhardt (2009): S. 6.
[69] Vgl. Thomas (2003b): S. 123f.
[70] Gemeint sind Vermischungen der zuvor als statisch empfundenen Gruppierungen (hier bezogen auf Deutsche und Spanier).
[71] Vgl. Straub (2007): S. 655ff.
[72] Der „allgemeine Interviewleitfaden“ wurden im Rahmen des Zusatzstudiums „IHAKO“ in Regensburg von Alexander Thomas, Astrid Utler und Ulrike de Ponte erstellt.
[73] Vgl. Mayring (2010).
[74] Vgl. Flanagan (1954).
[75] Vgl. Witzel (1985).
[76] Hiller weist darauf hin, dass eine Kombination verschiedener Interviewmethoden in der Praxis der empirischen Sozialforschung üblich ist (vgl. Hiller 2007: S. 56).
[77] Witzel (1985): S. 227.
[78] Siehe Anhang I: Leitfaden des halbstrukturierten Interviews.
[79] Als Autonome Regionen (original: Comunidades Autónomas) werden die 17 Regionen Spaniens bezeichnet, welche mit den deutschen Bundesländern vergleichbar sind.
[80] Vgl. Berry (1997): S. 31ff.
[81] Vgl. Feichtinger (1998): S. 194.
[82] Nach Autonomen Gemeinschaften.
[83] Mehrere Antworten möglich.
[84] Vgl. Hiller (2007): S. 57f.
[85] Sowohl initial als auch zum Zeitpunkt des Interviews, um die sprachlichen Lernfortschritte rekonstruieren zu können.
[86] Der Kurzfragebogen kann im Anhang IV in spanischer Sprache eingesehen werden.
[87] Nach Witzel (1985) sind vier Instrumente fundamental für das problemzentrierte Interview: Kurzfragebogen, Leitfaden, Tonaufzeichnung des Interviews sowie Postskriptum.
[88] Oftmals begannen die Schilderungen mit „En Alemania.../en España...“ oder „Aquí.../allí...“.
[89] Insgesamt wurden 44 CIs erfasst: Davon jeweils 24 CIs der weiblichen, und 20 CIs der männlichen Befragten (Vgl. Anhang II: Übersicht über Critical Incidents).
[90] Vgl. Markowsky (1995).
Anm. zu Fußnote 103: Gleichzeitig muss beachtet werden, dass sich Gruppenverhalten von Einzelverhalten unterscheidet und daher auch negative Auswirkungen auf die Befragung implizieren kann.
[91] Vgl. Hiller (2007): S. 64.
[92] Vgl. Thomas (1991): S. 59.
[93] Vgl. Mayring (2010): S. 10ff.
[94] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 12ff.
[95] Schroll-Machl (2002): S. 24.
[96] Vgl. Mayring (2010): S. 68ff.
[97] Vgl. Ebd.
[98] Vgl. IQV: Universität Karlsruhe, Quantitative vs. Qualitative Methoden.
[99] Busse (2004): S. 122.
[100] Eigene Darstellung.
[101] Reihenfolge wurde arbiträr gewählt und unterliegt keiner Gewichtung der genannten Faktoren.
[102] Fünf der zehn IP nahmen seitens vieler Deutscher ein starkes Interesse wahr, Spanisch zu lernen und zu praktizieren. Dabei fühlten sich die Befragten zum Teil von Deutschen bedrängt, welche lediglich darauf bedacht waren, ihre eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern.
[103] Die Themenkategorien wurden vom Autor selbst benannt. Als Basis dienten die Kategorisierung von Hiller (2002: S. 65), welche vom Autor während und nach der Durchführung der Interviews modifiziert und an das spezifische Handlungsfeld angepasst wurden.
[104] Anm. zu Tabelle 7: Die linke Spalte zeigt die Themen, die in den Interviews in Zusammenhang mit Kommunikationsproblemen angesprochen wurden. Diese sind mit Kreuzen gekennzeichnet: Die horizontalen spalten zeigen, wie häufig das Thema vorkam, die vertikalen Spalten ordnen die Themen den Interviewten zu. Explizit als solche klassifizierte CIs befinden sich in rötlich hinterlegten Feldern. Die rechte Spalte gibt die quantitative Gesamtanzahl der jeweiligen Oberbegriffe an. Entsprechend ihrer Relevanz wurden sie als grün (2-5 Mal), gelb (6-10 Mal) oder rot (>10 Mal) gekennzeichnet.
[105] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 12ff.
[106] Vgl. Schroll-Machl (2002): S. 46.
[107] Ebd. S. 45. Anm.:Berichtet von Spaniern, Ungarn.
[108] Siehe Anhang III: IP1_11.
[109] Vgl. Anhang III: IP2_4, 6; IP4_6; IP7_2; IP9_6; IP10_16.
[110] Ebd. S. 66. Anm.: Berichtet von Australiern, Belgier, Brasilianer, Chinesen, Finnen, Briten, Italiener, Koreaner, Mexikaner, Niederländer, Polen, Schweden, Spaniern, Taiwanesen, Tschechien, Türken, US-Amerikanern.
[111] Übersetzt bedeutet das so viel wie „Gesetzte existieren um umgangen zu werden“.
[112] Anhang III: IP8_7.
[113] Vgl. Anhang III: IP8_10.
[114] Vgl. Anhang III: IP6_14.
[115] Schroll-Machl (2002): S. 89. Berichtet von Chinesen, Franzosen, Japanern, Mexikanern, Niederländern, Polen, Spaniern, Tschechen, Ungarn, US-Amerikanern.
[116] Siehe Anhang III: IP6_14.
[117] Vgl. Anhang III: IP10_11.
[118] Vgl. Anhang III: IP4_10.
[119] Vgl. Anhang III: IP3_9.
[120] Vgl. Anhang III: IP3_13.
[121] Vgl. Anhang III: IP7_7.
[122] Schroll-Machl (2002): S. 116. Anm.:Berichtet von Brasilianern, Briten, Chinesen, Inder, Japaner, Koreaner, Polen, Spaniern, Ungarn, Taiwanesen, Türken.
[123] Siehe Anhang III: IP2_8.
[124] Vgl. Anhang III: IP1_7.
[125] Vgl. Anhang III: IP2_8.
[126] Vgl. Anhang III: IP8_11.
[127] Vgl. Anhang III: IP7_8.
[128] Ebd. S. 135. Anm.:Berichtet von Australiern, Brasilianern, Bulgaren, Chinesen, Inder, Italiener, Mexikanern, Spaniern, Tschechien, Türken, Ungarn, US-Amerikanern.
[129] Vgl. Anhang III: IP1_12; IP4_25.
[130] Vgl. Anhang III: IP2_20.
[131] Ebd. S. 163. Anm.: Berichtet von Brasilianern, Finnen, Japanern, Koreanern, Spaniern.
[132] Vgl. Anhang III: IP1_9; IP2_12.
[133] Vgl. Anhang III: IP1_21.
[134] Dennoch spielen Fairness und Rücksichtnahme gegenüber anderer Individuen eine wichtige Rolle, was den „Individualismus“ vom „Egoismus“ unterscheidet.
[135] Ebd. S. 192. Anm.: Berichtet von Koreanern, Spaniern und Türken.
[136] Ebd. Anm.: Berichtet von Brasilianern, Chinesen, Inder, Koreaner, Spanier.
[137] Vgl. Anhang III: IP7_4.
[138] Vgl. Anhang III: IP4_22.
[139] Vgl. Anhang III: IP6_17.
[140] Vgl. Anhang III: IP4_2; IP5_4, 16; IP7_4; IP9_3.
[141] Vgl. Anhang III: IP7_3.
[142] Anm. zu Abb. 9: In der linken Spalte sind die zentralen KSs nach Schroll-Machl (2002) aufgeführt. In der mittleren Spalte stehen die den zentralen KS zugehörigen Oberbegriffe der transkribierten Interviewassagen. In der rechten Spalte stehen die dem spezifischen Handlungsfeld spanischer Studierender in Deutschland angepassten, neudefinierten KS. Wie in Abb. 8 wurden hier die horizontalen Spalten entsprechend ihrer Relevanz für den deutsch-spanischen Kontext farblich unterschiedlich hervorgehoben (Grün: Niedrige Relevanz, Gelb: Mittlere Relevanz, Rot: Hohe Relevanz).
[143] Vgl. Anhang III: IP5_7.
[144] Vgl. Anhang III: IP3_12.
[145] Vgl. Anhang III: IP4_22.
Romanistik - Spanische Sprache, Literatur, Landeskunde
Studienarbeit, 55 Seiten
Forschungsarbeit, 58 Seiten
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